Die Eisheiligen im Mai brachten polare Luft und Foto: Yannick Garbe

Das Frühjahr 2020 verlief überdurchschnittlich mild und trocken – dafür gab’s dann im Juni vermehrt Niederschläge.

Bottwartal - Das Jahr 2020 begann außergewöhnlich mild. Sowohl der Januar als auch der Februar verliefen alles andere als winterlich, Schnee gab es nur an einem Tag im Bottwartal. Das Frühjahr verlief ebenfalls überdurchschnittlich mild und trocken, vor allem der April brachte kaum einen Tropfen Regen, dafür mehr als 300 Stunden Sonnenschein. Erst im Juni gab es wieder vermehrt Niederschläge, sodass die Trockenheit vorübergehend nachließ.

Januar
Anders als in den Jahren zuvor, begann das Jahr 2020 mit Sonnenschein. Ein Hoch lag zu Neujahr über der Region und sorgte für trockenes Wetter mit Sonnenschein. In den Nächten gab es Frost bis -3 Grad, tagsüber stieg die Temperatur bis auf 6 Grad. In der Nacht zum 3. Januar begann es zu regnen, auf dem gefrorenen Boden bildete sich gefährliches Glatteis in der Region. Bis zur Monatsmitte wechselten sich sonnige und graue Tage ab, dabei blieb es für die Jahreszeit zu mild. Am 9. Januar wurde aus Südwesten sehr milde Luft zu uns geführt, so stiegen die Temperaturen bis zur Monatsmitte auf knapp 15 Grad. Bis zum 19. Januar blieb es mild und frostfrei, dann sorgte ein schwall Polarluft für kälteres Wetter. Die Temperatur sank am 23. zwar bis auf -5 Grad, Niederschlag in Form von Schnee war aber weiterhin nicht in Aussicht.

So blieb es den Januar über komplett schneefrei. Im gesamten fiel der Januar deutlich zu mild aus. Mit einer Durchschnitts-Temperatur von 3,9°C lag der Monat 3 Grad über dem langjährigen Mittel. An neun Tagen lag die Temperatur über 10°C. Die Niederschläge fielen spärlich aus, mit 30,6 Litern pro Quadratmeter wurden nur 59 Prozent der üblichen Menge erreicht.

Februar
Nach dem milden Januar waren die Hoffnungen auf einen kalten und schneereichen Februar groß. Doch wieder gab es eine Enttäuschung in Sachen Winterwetter. Eine lebhafte Westströmung sorgte den Monat über für außergewöhnlich milde Atlantikluft mit Temperaturrekorden. Bereits am 1. Februar wehte ein stürmischer Südwestwind. Er ließ das Thermometer in Mundelsheim am Nachmittag auf knapp 16 Grad ansteigen, selbst in der Nacht blieb es mit Werten um 11 Grad zweistellig. Am 4. Februar brachte eine Kaltfront kältere Luft, die Temperaturen sanken nachts in den Minusbereich. Bei klarem Himmel sank die Temperatur am 7. Februar auf -4,6 Grad, was der tiefste für diesen Monat gewesen sein soll.

Orkantief Sabine brachte am 10. Februar Sturm und erneut milde Luft ins Bottwartal. Mit Windgeschwindigkeiten bis 103 Stundenkilometer wurden orkanartige Böen erreicht, einige Bäume konnten im oberen Bottwartal dem Sturm nicht Stand halten. Auf der Rückseite des Sturms gelangte etwas kältere Luft heran, in der Nacht zum 13. gab es immerhin leichten Frost. Ein neuer Ausbruch frühlingshafter Luft erreichte uns am 16. Februar. Bei viel Sonnenschein kletterte das Thermometer in der subtropischen Warmluft bis über die 20 Grad Marke. Mit 20,8 Grad wurde in Mundelsheim ein Temperaturrekord für Februar erreicht. Auch in der zweiten Hälfte zeigte sich der Februar von seiner nassen und milden Seite. Immer wieder führten atlantische Tiefdruckgebiete Sturm und Regen über die Region. Am 26. wurde noch mal polare Luft herangeführt, wodurch am 27. Februar Schnee bis an den Neckar fiel.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,7 Grad gehörte der Februar 2020 zu einem der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Die Abweichung zum langjährigen Mittel betrug 4,5 Grad. Mit einem Niederschlag von 105 Litern pro Quadratmeter war es außergewöhnlich nass, es wurden 154 Prozent der sonst üblichen Menge erreicht.

März
Das windige und regenreiche Wetter blieb uns auch an den ersten Märztagen erhalten. Mit Sturm und Regenschauern zogen die Wetterfronten über unser Bottwartal und ließen die Temperaturen Achterbahn fahren. Während es am Tage bei milden Südwestwinden bis zu 13 Grad gab, sank das Thermometer in windstillen Nächten bis auf den Gefrierpunkt. Bis zum 11. regnete es täglich, zwischendurch gab es kurze Auflockerungen. Ab dem 13. machte sich ein Hoch bemerkbar, die Wolken lockerten auf und es folgte sonniges Wetter. Bis zum 20. schien die Sonne täglich ungestört, das Thermometer kletterte auf frühlingshafte 20 Grad. Der richtige Frühlingsdurchbruch ließ allerdings auf sich warten – am 21. sorgte eine Kaltfront für kräftige Regenfälle und einen Temperaturrückgang. Unter dem Einfluss trockener Polarluft folgten sonnige Tage mit Nachtfrost. In der Früh des 31. sank die Temperatur bis auf -2 Grad, dazu wehte ein böiger kalter Nordwind ins Bottwartal.

Im Gesamten präsentierte sich der März sehr durchschnittlich. Mit einer mittleren Temperatur von 6,8 Grad fiel der Monat 1 Grad zu warm aus. Die Niederschlagsmenge lag am Ende bei 54 Litern pro Quadratmeter, somit wurden 104 Prozent der üblichen Menge erreicht.

April
Der April macht bekanntlich was er will. Launische Wetterabläufe mit Schnee, Graupel und Sonne sind typisch für diesen Übergangsmonat. In diesem Jahr präsentierte sich der April allerdings wieder außergewöhnlich trocken und überdurchschnittlich sonnig. An den ersten Tagen hielt sich noch trockene Polarluft in der Region, wodurch es trotz strahlendem Sonnenschein nicht wirklich warm wurde. Die Höchstwerte lagen am 2. April bei 13°C in der Nacht sank das Thermometer auf -2°C. Mit Drehung der Windrichtung auf Süd, wurde am 7. milde Luft ins Bottwartal geführt, der Nachtfrost verschwand. Bis zum 12. April schien die Sonne jeden Tag von einem wolkenlosen Himmel, dazu gab es frühsommerliche Temperaturen von bis zu 24 Grad. Am 14. folgte ein Kälterückfall mit frischer Polarluft aus Nordeuropa. Die Temperatur sank bis auf 10°C , nachts gab es erneut leichten Frost bis -1°C. In der trockenen Luft fiel weiterhin kein Niederschlag, so blieb es in der ersten Aprilhälfte komplett trocken.

Auch in der zweiten Hälfte war zunächst kein Regen in Sicht. Stattdessen sorgte subtropische Warmluft am 17. April für den ersten Sommertag, am 18. stieg die Temperatur in Mundelsheim sogar bis auf 25,7°C. Auch im letzten Drittel setzte sich das überdurchschnittlich warme und sonnige Wetter fort, bei Temperaturen um 23°C schien fast täglich die Sonne. Am 27. näherte sich ein Tiefausläufer und brachte den ersten Regen des Monats, weitere Niederschläge folgten am 28. und 30.

Insgesamt fiel der April viel zu trocken aus. Mit einer Niederschlagsmenge von 10 Litern pro Quadratmeter wurden nur 15 Prozent der üblichen Menge erreicht. Die Durchschnittstemperatur lag mit 12,9°C um 3,4 Grad über dem Mittel. Beeindruckend war auch die Sonnenscheindauer, mit 308 Sonnenstunden schien die Sonne doppelt so lange wie üblich.

Mai
Vom sonnigen Aprilwetter war im Mai zunächst nicht viel übrig. Tiefdruckgebiete bestimmten die Wetterlage zu Beginn des Wonnemonats. Von 1. bis 5. blieb es wolkig und kühl, bei Temperaturen um die 15 Grad regnete es ab und an. Am 8. meldete sich wieder die sommerliche Wärme zurück, mit Temperaturen bis zu 27 Grad in Mundelsheim. Die Wärme war aber nur von kurzer Dauer. Pünktlich zum 12. Mai standen die Eisheiligen parat und brachten mit polarer Luft frische Nächte ins Bottwartal. In der Nacht zum 12. Mai sank das Thermometer unter funkelnden Sternen bis auf -1°C, an vielen Pflanzen und Bäumen gab es Spätfrost-Schäden. Mit der „kalten Sophie“ am 15. zogen die Eisheiligen von dannen und es wurde wieder wärmer im Bottwartal. Bei reichlich Sonnenschein konnte man am 19. Mai den Frühsommer genießen mit Höchstwerten von 25 Grad. Am 23. Mai zog eine Regenfront über das Bottwartal hinweg, was der Natur nach der langen Trockenheit gut tat. Bis zum Monatsende blieben wir im Einfluss eines Hochs bei England, bei aufgelockerter Bewölkung lagen die Temperaturen meist um die 20 Grad. Nachts war es mit Werten um 7 Grad recht frisch.

Der Mai präsentierte sich in diesem Jahr als trockener und durchschnittlich warmer Monat. Mit einer mittleren Temperatur von 14,6°C war es 0,9 Grad wärmer als üblich. Die Niederschlagsmenge lag in Oberstenfeld bei 33 Litern pro Quadratmeter, somit wurden nur 47 Prozent der sonst üblichen Menge erreicht. Juni
Der Juni begann trocken und warm. Die Temperatur kletterte bereits am 2. auf hochsommerliche 28 Grad, dazu gab es Sonnenschein. In den darauf folgenden Tagen wurde die Luft schwüler, Schauer und einzelne Gewitter brachten am 4. und 5. eine Abkühlung mit sich. Die Natur freute sich über den Regen, denn der Erdboden in der Region war zu dieser Zeit stark ausgetrocknet. Bis zum 11. blieb es unter Tiefdruckeinfluss wolkig und kühl, das Thermometer erreichte nur noch 16 bis 19 Grad. Es folgte bis zur Monatsmitte ein Auf und Ab der Temperaturen. Der 12. Juni brachte Sommerwetter mit bis zu 28°C, am 15. und 16. sorgten Regenfälle für verhaltene Temperaturen von maximal 18 Grad. Ab dem 20. stabilisierte sich die Wetterlage wieder und ein stabiles Hoch kündigte sich an. Die erste Hitze des Sommers erreichte uns am 26. Juni, in Mundelsheim wurde mit 31,6°C der erste heiße Tag des Jahres erreicht. Einen Tag später war Siebenschläfer-Tag, das Wetter kippte. Kräftige Schauer und Gewitter zogen am Nachmittag übers Bottwartal hinweg und leiteten einen unbeständigen Wetterabschnitt ein.

Im Gesamten verlief der Juni durchschnittlich. Trotz kühler Phasen zur Monatsmitte war es zu warm. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,3°C lag der Juni 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel. Die Regenmenge lag bei 75 Litern pro Quadratmeter, somit wurden 85 Prozent der üblichen Menge erreicht.