Der Winter hält in Stuttgart noch bis Freitag Einzug. Diese Narzissen zeigen dem Schnee aber schon einmal die kalte Schulter. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zum astronomischen Frühlingsbeginn strömt Kaltluft aus dem Norden in die Stadt. Am Wochenende ist der Spuk aber vorbei. Das freut auch die Gastronomen.

Stuttgart - Am 20. März um exakt 17.15 Uhr ist es soweit: Der Frühling ist da. Zumindest der kalendarische. Von Dienstag an werden die Tage wieder länger als die Nächte und das markiert knapp drei Wochen nach dem meteorologischen Start nun auch astronomisch den Beginn des Frühjahrs. Das Wetter schert sich freilich wenig um das Sehnsuchtsdatum vieler Stuttgarter und gibt sich spätwinterlich. Vor allem die Nächte sind weiterhin bitterkalt, von Mittwoch auf Donnerstag sind sogar minus sieben Grad möglich.

Ungewöhnlich ist das allerdings nicht. Im März werden öfter kalte Luftmassen aus dem Norden angezapft und strömen wie jetzt am Rande eines Hochs über Großbritannien weit in den Süden. Von Freitag an stellt sich das Wetter aber wieder um und mit einer südwestlichen Strömung gelangt zum Wochenende deutlich mildere Luft zu uns. Laut dem Deutschen Wetterdienst sind am Samstag in Stuttgart bei Sonnenschein hier bis zu zehn Grad möglich. Der März ist im übrigen bekannt für solche Schwankungen. In der Rekordliste hat der Monat knapp 40 Grad Spreizung drauf. Am 28. März 1989 wurden in Stuttgart satte 24,6 Grad gemessen, das ist knapp vor einem Hochsommertag. Dagegen war es am 1. März 2005 bei minus 14,6 Grad rekordkalt.

Die Gastronomie ist nicht begeistert

Kurzum – der März arbeitet zwar im Moment gegen das Ziel vieler Wintermüder, die sich partout zu Frühjahrsbeginn im Straßencafé den ersten Sonnenbrand einfangen wollen, aber das kann bis Ostern schon noch kommen. Ärgerlich ist der Spätwinter im Vorfrühling für die Gastronomie. „Das Wetter ist eine Katastrophe“, sagt Marco Grenz, der Wirt des Cannstatter Kursaals und des Nesenbach im Dorotheenquartier. „Wir haben in beiden Betrieben auf den Terrassen schon alles vorbereitet. Jetzt warten wir nur noch auf die Sonne. Bei dem aktuell schlechten Wetter sind deutlich weniger Menschen in der Stadt unterwegs.“ Keine Auswirkungen hat der Kaltlufteinbruch auf städtische Baumaßnahmen. Die Belagarbeiten stadtauswärts am Cannstatter Wilhelmsplatz waren vor dem Frost fertig. „In dieser Woche haben wir keine größeren Sanierungen geplant“, erklärt Jürgen Mutz, der Leiter der Bauabteilung Mitte/Nord.

Kälte? Die Wilhelma reagiert gelassen

Zudem sei ein Kälteeinbruch vor Ostern durchaus normal und werde bei Planungen auch berücksichtigt. „Und von Freitag an soll es ja auch schon wieder wärmer werden“, sagt Mutz. Auch in der Wilhelma erträgt man das Winter-Comeback gelassen. Kälteempfindliche Tiere bleiben eben drin und die Besucher können im beheizten Wintergarten seit vergangener Woche bei der Zitrus-Ausstellung angesichts sonnengelber und orangroter Südfrüchte Sommergefühle tanken. Auch die Frühblüher in den Beeten draußen nehmen keinen Schaden. „Der Schnee schützt sie vor dem Frost“, erklärt ein Sprecher der Wilhelma. Der gerade begonnene Frühling wird sich ein wenig verspäten – aber er kommt.