Die Bebauung fügt sich nach Ansicht der Jury hervorragend in die Umgebung am Bahnhof ein. Foto: KSP Engel GmbH

Der Wettbewerb für das Kepler-Areal am Bahnhof in Ludwigsburg ist entschieden. Das Braunschweiger Unternehmen KSP Engel erhält den Auftrag.

Wenn ein Oberbürgermeister von einem „einzigartigen Moment“ spricht, hat sich Wichtiges ereignet. Matthias Knecht sparte am Freitagabend nicht mit Lob. Soeben hatte die Jury des Realisierungswettbewerbs für das Kepler-Areal den ersten Sieger ermittelt. Das Braunschweiger Unternehmen KSP Engel GmbH darf die letzte freie Brachfläche am Bahnhof in Ludwigsburg mit dem neuen Eigentümer Pflugfelder Immobilien gestalten. Blickfang wird das etwa 60 Meter hohe Firmen-Hochhaus in Holzhybridbauweise mit Aussichtsterrasse sein. Ähnlich hoch in der Innenstadt sind nur noch das Marstall-Center und das W&W-Hochhaus.

 

Foto: Oliver von Schaewen

Das Kepler-Areal gilt wegen seiner zentralen Lage zwar als Filetstück, eine Bebauung war aber jahrzehntelang unmöglich. So scheide auch jetzt noch eine Wohnbebauung wegen des Lärms der nahen Bahngleise und des Straßenverkehrs an der Schwieberdinger Straße aus, erklärte die Baubürgermeisterin Andrea Schwarz.

Die Gestaltung strahlt auch auf das Franck-Areal aus

Für Menschen, die im öffentlich zugänglichen Bereich bei der Villa Franck in einem Park mittags in Ruhe etwa ein Brötchen essen wollen, eröffnet die Neugestaltung hingegen Aufenthaltsräume. „Der Siegerentwurf hat viel Potenzial, auch für die weitere Entwicklung des Franck-Areals“, sagte Andrea Schwarz, die erst vor wenigen Tagen angekündigt hatte, für das nahe gelegene Gewerbegebiet angesichts des Investorenmangels Finanzierungschancen auszuloten, bevor ein Verfahren mit bis zu zehn Städtebaubüros eingeleitet werde.

Unproblematisch erscheint hingegen das Zusammenspiel mit Pflugfelder auf dem Kepler-Areal. Die Stadt als bisherige Eigentümerin verkauft die etwa 7000 Quadratmeter große Kernfläche des 16 000 Quadratmeter großen Ideenbereichs an das Ludwigsburger Unternehmen. Dessen Geschäftsführer Julian Pflugfelder kündigte an, nun in die konkreten Planungen einzusteigen und im Gebäude auch andere Firmen unterbringen zu wollen, etwa Gastronomie und Dienstleister, was Matthias Knecht als „Wirtschaftsförderung“ wertschätzte. In einem Nebengebäude sollen unter anderem eine Kita und Ausstellungsräume entstehen. Als drittes Element im Dreieck des Kepler-Areals soll ein Boardinghaus mit vermietbaren Appartements die Bebauung ergänzen.

Die Brache wird zu einem Areal, in dem man sich begegnet

Der städtebaulich anspruchsvolle Wettbewerb mit 20 teilnehmenden Büros sichert eine Gestaltung, die sogar den Kriterien der Internationalen Bauausstellung IBA’ 27 im Rahmen der Transformation des Bahnhofsviertels gerecht wird. „Es ist ein Ort, an dem es attraktiv ist, zu arbeiten – ein Ort, an dem man sich begegnet“, sagte Johannes Kappler, Professor für Städtebau an der Hochschule München und Leiter der Jury. Das Ensemble zeige praktisch keine Rückseiten und wirke optisch positiv in Richtung Bahnhof, von dem aus viele Menschen auf die Gebäude blickten. „Es ist ein Ort mit Strahlkraft, es könnte ein Leuchtturmprojekt werden.“

Das Erscheinungsbild des Hochhauses in Holzhybridbauweise sei nicht mit dem von wenig attraktiven Hochhäusern aus Stahlbeton der 1970er Jahre vergleichbar, erklärte Andreas Hofer, Chef der IBA’ 27.

Eine Sky-Bar könnte oben auf dem Hochhaus entstehen

Inwieweit Besucher des Hauses nach oben kommen, um die Aussicht über die Stadt zu genießen, stehe noch nicht fest, sagte Julian Pflugfelder. Er könne sich aber eine Sky-Bar vorstellen und eine Gastronomie im Innenhof für Mitarbeiter der Unternehmen oder Gäste, die abends ins Stadtleben eintauchen wollen.

Alle Entwürfe sind zu sehen

Ausstellung
 Alle 20 Entwürfe des Wettbewerbs sind in einer Ausstellung von Mittwoch, 17. April, bis Sonntag, 21. April sowie von Mittwoch, 24. April bis Sonntag, 28. April im Gebäude 80 im Franck-Areal zu sehen: mittwochs, donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.