FFH-Mähwiesen stehen für Vielfalt bei Fauna und Flora: ein Schmetterling ist auf einer Wiesen-Margerite gelandet. Foto: privat

In Baden-Württemberg kommen 30 Prozent der artenreichen FFH-Mähwiesen Deutschlands vor. Auch im Landkreis Böblingen gibt es einige blütenreiche Flächen.

Ein buntes Farbenmeer an Blüten leuchtet – und viele Insekten summen und brummen vor sich hin. Gerade im Frühjahr oder Frühsommer zeichnen viele Wiesen einen bunten Blütenteppich in die offene Landschaft.

Die Farbenpracht schmeichelt aber nicht nur dem menschlichen Auge, sondern die Flächen sind zugleich wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen- und Insektenarten. Wegen ihrer überragenden Bedeutung für die biologische Vielfalt stehen die sogenannten FFH-Mähwiesen EU-weit unter Naturschutz. „FFH“ steht für Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Es handelt sich hierbei um eine europäische Naturschutzregelung. In Deutschland gehören sie zudem zu den gesetzlich geschützten Biotopen.

Bedeutendste Vorkommen artenreicher Mähwiesen

„FFH-Mähwiesen sind Lebensräume, die sich durch eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten auszeichnen“, betont Florian Gall vom LEV (Landschaftserhaltungsverband) Böblingen. „Das Land Baden-Württemberg weist in Deutschland und vermutlich sogar EU-weit eines der bedeutendsten Vorkommen artenreicher Mähwiesen auf.“

Etwa 30 Prozent der bundesweiten FFH-Mähwiesenflächen liegen in Baden-Württemberg.

Auch auf kleinstem Raum können auf solchen Flächen über 60 verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen werden. Auf intensiv genutzten, oft gemähten Wiesen kommt man hingegen auf kaum mehr als zehn Arten. Zu den typischen Pflanzenarten der FFH-Mähwiese gehören beispielsweise Wiesen-Knautie, Wiesen-Margerite, Wiesen-Bocksbart und Wiesen-Glockenblume.

In allen Naturräumen nachweisbar

Gut ausgeprägte Bestände der FFH-Mähwiesen sind auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie in den Alpenausläufern zu finden. Doch auch in allen anderen Naturräumen Baden-Württembergs sind artenreiche Wiesen nachweisbar. Sowohl qualitativ und quantitativ sind in den letzten Jahren allerdings Verluste zu verzeichnen. Viele Flächen befinden sich in einem schlechten Zustand. Ohne eine Förderung wäre die Nutzung der Flächen für die Landwirte nicht mehr rentabel. Zum Schutz der Flächen wurden Kartierungen durchgeführt, die die Wiesen je nach Qualität den Kategorien A, B oder C zugeordnet haben.

Im Landkreis Böblingen ist die Zahl der hochwertigen Wiesen zwar überschaubar. Doch vor allem am Schönbuchrand sind viele artenreiche Wiesen vorzufinden. Auch weiter nördlich in den Grenzen des Altkreises Leonberg finden sich vereinzelt hochwertige Flächen. Zwischen Renningen und Warmbronn sind einige artenreiche Wiesen verzeichnet. Besonders rundum Weil der Stadt wurden einige Flächen bei den letzten Kartierungen den qualitativ hochwertigen Kategorie A und B zugerechnet.

Welche Wiesen sind artenreich?

Dass manche Wiesen artenreicher als andere sind, ist kein Zufall. Sowohl der jeweilige Standort als auch die Maßnahmen, die vor Ort auf einer Fläche umgesetzt werden, spielen eine entscheidende Rolle. Viele der typisch bunten Wiesenkräuter bevorzugen einen mageren, lichten Standort.

Als Kulturbiotope sind FFH-Mähwiesen auf eine regelmäßige Nutzung angewiesen. Ohne die Arbeit der Landwirte würde es sie in dieser Form und Ausprägung nicht geben. Wie ihr Name verrät, sollten die Flächen zweimal im Jahr gemäht werden. Je häufiger gemäht wird, umso stärker profitieren die Gräser. Der Bestand der Blühpflanzen und Kräuter nimmt dann hingegen ab, weil sich noch keine Samen bilden konnten und die Pflanzen sich nicht vermehren können.

Sehr seltenes Mähen hingegen führt letztlich zu dem Resultat, dass die jungen Pflanzen beschattet werden und dann schließlich absterben. Auch ist wichtig, dass das Mahdgut bald entfernt wird, damit eine Beschattung vermieden wird und nicht zu viele Nährstoffe auf der Fläche verbleiben. Ein ideales Pflegemanagement ist daher für eine artenreiche Wiese unerlässlich.

Mähwiesen sind Kulturgut

„Die FFH-Mähwiesen bereichern nicht nur die heute oftmals wenig abwechslungsreiche blütenarme Landschaft, sondern sind auch ein Kulturgut: Denn sie sind das Produkt jahrzehnte- bis jahrhundertelanger extensiver Nutzung“, erklärt Florian Gall. „Sie wurden in der Regel ein bis zwei Mal jährlich zur Heugewinnung genutzt und mit Festmist gedüngt.“

Während eine kurze Vorbeweidung im Frühjahr und/oder eine kurze Nachbeweidung im Herbst den Flächen zugutekommen kann, führen Düngungen häufig zu einer Verschlechterung der botanischen Zusammensetzung der Mähwiesen. Insbesondere Stickstoff fördert zu starkes Gräserwachstum. Viele FFH-Mähwiesen werden daher nur moderat gedüngt.