Doro Moritz will das direkte Gespräch zwischen Lehrern und Schülern voranbringen. Foto: dpa

Oft fehlt es Schülern an der Rückmeldung über ihre Leistungen und ihr Befinden, sei es in der Schule oder Zuhause. Dem will die GEW entgegenwirken: Sie fordert Zeit für regelmäßige Einzelgespräche zwischen Lehrern und Schülern.

Stuttgart - Schüler schneiden in Leistungsvergleichen schlechter ab, Eltern sorgen sich um die Zukunftschancen ihrer Kinder und die Kultusministerin dringt darauf, die Qualität der Schulen verbessern. Reformen brauchen jedoch Zeit. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht nun einen Vorschlag, von dem sie sich schnellere Verbesserungen erhofft. Doro Moritz, die Landesvorsitzende der GEW, regt an, dass Lehrer sich etwa alle zwei Wochen zehn Minuten Zeit nehmen, um Einzelgespräche mit ihren Schülern zu führen. In diesem Coaching könnten Lehrer und Schüler über das Lernverhalten, über Lernfortschritte und auch „über persönliche Dinge, die das Lernen beeinflussen“ sprechen. „Das ist wirksamer als viele Unterrichtsstunden“, sagte Moritz unserer Zeitung und sei auch in Zeiten des Lehrermangels sinnvoll.

300 Stellen notwendig

Sie regt an, dass das Coaching schrittweise in den Eingangsklassen aller Schularten eingeführt wird. Dafür wäre nach Einschätzung der GEW pro Klasse eine zusätzliche Lehrerstunde notwendig. Für alle Eingangsklassen der allgemeinen Schulen wären das etwa 8000 Stunden oder 300 Lehrerstellen.

Positive Erfahrungen der Gemeinschaftsschulen

Coaching ist bereits gängige Praxis in den Gemeinschaftsschulen und entfalte dort, so Moritz, eine „eindrucksvolle Wirksamkeit“. Kinder würden gerne und freiwillig lernen, das Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus werde offener. Die regelmäßigen Gespräche wirkten sich auf die ganze Schülerpersönlichkeit aus. „Das Coaching stärkt den respektvollen Umgang miteinander. Die Gespräche sind frei von Beschämen und Diskriminierung“, betont Moritz. „Diese Werte erlebbar zu machen, ist das Beste, das wir Schülerinnen und Schülern mitgeben können“, sagt die GEW-Vorsitzende.

Gesellschaftlich wichtige Kompetenzen

Es gehe darum, Schülern, Erfolge bewusst zu machen. Die Jungen und Mädchen sollten erleben, dass sie Herausforderungen erfolgreich bewältigen und mit Misserfolgen umgehen könnten. Das sei im direkten Gespräch wirksamer als in der bloßen Rückmeldung durch Noten. Der Effekt des Coachings ist nach Einschätzung von Moritz durchweg positiv: Es vermittle Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und animiere gleichzeitig zu verantwortlichem Handeln: „Das sind in der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation wichtige Kompetenzen“, unterstreicht die GEW-Chefin.