Werner Spies Foto: dpa-Zentralbild

Der in Tübingen geborene Kunsthistoriker Werner Spies sieht seine „Ehre wiederhergestellt“. Ein Berufungsgericht in Frankreich hat ein Urteil verworfen, nach dem Spies mit einem gemeinsam mit einem französischen Galeristen eine Strafe von 650 000 EurSpieso zahlen sollte. Es geht um ein Gemäde, das der Freiburger Fälscher Wolfgang Beltracchi angefertigt hatte.

Stuttgart 1937 in Tübingen geboren, zieht Werner Spies 1960 als junger Kunsthistoriker und Literaturexperte nach Paris. Er will die lebenden Legenden kennenlernen und in die neue Avantgarde eintauchen. Beides gelingt – beides hat anhaltende Wirkung. Spies schafft mit seinem Wort vom „Kontinent Picasso“ die Grundlage für Picassos Rang als Jahrhundertkünstler, und Spies ist es auch, der Max Ernst weltweit als Picassos Konterpart etabliert.

Kann dennoch auch Werner Spies irren, wenn es um den Namen Max Ernst geht? Er kann irren und muss dies auch dürfen. So sieht es das Berufungsgericht in Versailles. Es verwarf jetzt ein Urteil vom Mai 2013, nach dem Spies gemeinsam mit einem französischen Galeristen eine Strafe von 650 000 Euro zahlen sollte. Geklagt hatte ein Sammler, der vermeintlich ein Werk von Max Ernst gekauft hatte – ein vorgeblich verschwundenes Bild mit dem Titel „Tremblement de terre“, dessen Echtheit durch Spies mit bestätigt wurde. Tatsächlich aber hatte der von Freiburg aus agierende Fälscher Wolfgang Beltracchi das Bild gefertigt. Der Autor eines Werkkatalogs über Max Ernst habe nicht dieselbe Verantwortung wie ein Verkaufsexperte, begründete das Gericht jetzt seine Entscheidung.

Beltracchi wurde in dem spektakulärsten Fall von Kunstfälschung in Deutschland nach 1945 im Oktober 2011 zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Werner Spies sieht durch das Urteil „meine Ehre wiederhergestellt“. Und nachdem zuletzt die Albertina in Wien und die Fondation Beyeler für eine Max-Ernst-Schau ebenso auf Spies gesetzt hatten wie auch der Künzelsauer Unternehmer und Sammler Reinhold Würth weiter auf Spies vertraute, kündigt dieser selbst nun „neue Ausstellungsprojekte“ an. Dem Blick auf Picasso, Ernst, den Surrealismus an sich, aber auch etwa auf Anselm Kiefer kann dies nur nützen.