Noch sind sie friedlich, die Hexen der Narrenzunft Neresheim, aber bald stürzen sie sich auf das Publikum und klauen die Schuhe oder die Schnürsenkel Foto: Horst Rudel (2)

Zehntausende feierten mit den Hästrägern in den Fasnetshochburgen des Kreises

Wernau/Neuhausen - So blau wie die Fluten des Neckars hat sich am Samstag der Strom von Narren durch die Wernauer Innenstadt gewälzt. 3000 Hästräger vor allem aus dem südlichen Baden-Württemberg waren gekommen, um ihren Schabernack im ehemals katholischen Steinbach und Pfauhausen, dem heutigem Wernau eben, zu treiben. Obwohl die Wernauer Hexa traditionell die größte Gruppe unter den Laufnarren blieben, war genug Platz für kleineren Gruppen. In aller Herrgottsfrühe waren etwa die Waasenmoosweible und -male aus Gebrazhofen im Allgäu aufgebrochen, um Punkt 14 Uhr mit am Start zu sein.

„Des isch richtig gut hier, gell Hasi“, meinte das Waasenmoosweible Sabrina Wollmy, die zusammen mit ihrem Zunftmeister Werner Witzigmann und etlichen buntgekleideten Freunden gekommen war. Ihr gefiel, dass hier „Jung und Alt gemeinsam feiern können“, dass also das bunte Treiben, die Gräben zwischen den Generationen schließt. „In Wernau ka mer richtig Fasnet feiern“, bekräftigte Sabrina Wollmy und beantwortete die naheliegende Frage, wie man eigentlich richtig Fasnet feiere, gleich mit: „Indem mr richtig Vollgas gibt.“

Mehr im Standgas waren etliche wirklich schön anzuschauende Gruppen unterwegs: allen voran die Tübinger Steinis, eine Gruppe von wilden Höhlenbewohnern, die einen fellbespannten Karren von einem grünäugigen Mammut ziehen ließen, unter dem ein Traktor dieselte. Aber auch die Hästräger außerhalb der Narrenzünfte hatten sich einiges einfallen lassen.

Stets von Handy-Fotografen umlagert war etwa Matthias Klein aus Wernau in seiner Schneemann-Verkleidung. Eine Woche lang hat er gebastelt, um seinen Leib in drei fette Pappmachekugeln zuhüllen. Nur durch kleine Löcher konnte er in Wernaus Gassen sehen und den Zug beobachten. Dieser löste sich gegen 16.30 Uhr langsam auf, wobei die echten Kenner der Wernauer Fasnet in der „Hölle“ versackten, dem Keller neben dem alten Rathaus. Der Neckar floß unbeeindruckt von dem Treiben weiter und transportierte Flaschen, Getränkedosen und Luftballons auf seinen Fluten in die evangelischen Nachbarstädte.

Wo so viele Menschen auch mit soviel Alkohol zusammen kamen, blieb es nicht aus, dass auch die Polizei gut zu tun bekam. Den Beamten wurden dieses Wochenende sowieso durch die anderen Kriminalfälle im Kreis (siehe die folgende Seite) Höchstleistungen abverlangt. In Neckartailfingen prügelten sich am frühen Samstagmorgen zwei betrunkene Männer mit der Polizei, die schließlich sechs Streifenwagen einsetzen mussten, um die aufgebrachte Menge zu beruhigen. In Wernau mussten ebenfalls ein paar Schlägereien geschlichtet werden.

So blau wie der Himmel auf den Fildern feierten und sprangen die Narren im Neuhausener Umzug am Sonntag. Sie wurden von einer gutgelauten Ansager-Crew am Löweneck empfangen, die launig Hexenpyramiden und Peitschenknaller kommentierte. Derweil wurde es den etwa 3000 Hästrägern unter ihren Fellen und Holzmasken im Trubel ziemlich heiß. Dennoch feierten sie zusammen mit 35 000 Zuschauern ein ausgelassenes Fest mit der traditionellen Fasnetsfigur der Bauze, erst auf der Straße und dann in den Kneipen.