Die Flüchtlingsunterkunft in der Köngener Straße in Wernau ist nach einem Stromausfall vorübergehend unbewohnbar. Foto: Pascal Thiel

Nach dem Stromausfall in einer Asylunterkunft in Wernau verweigert ein Großteil der 115 Gambier die Verlegung in andere Unterkünfte – wohl aus Protest gegen die momentane Lebenssituation.

Wernau - Wir haben uns bemüht, aber unsere Hilfe wurde leider nicht angenommen“, sagt Vera Morlok-Gommel, die beim Landratsamt Esslingen als Sachgebietsleiterin für die Flüchtlingsunterkünfte zuständig ist. Sie war am Freitagabend zu der Containerunterkunft in der Köngener Straße in Wernau geeilt, nachdem sie erfahren hatte, dass dort aufgrund der klirrenden Kälte der Strom ausgefallen war (wir berichteten). Dass der Schaden nicht auf die Schnelle habe behoben werden können, sei bedauerlich. Aber ein Großteil der 115 dort untergebrachten Gambier hätten zudem das Angebot ausgeschlagen, vorübergehend in andere Unterkünfte verlegt zu werden. Unter anderem seien in Hochdorf kurzfristig rund 60 Plätze zur Verfügung gestellt worden.

Es sei richtig, dass zunächst der Hausmeister und die Heimleitung von den Ehrenamtlichen des Freundeskreises Flüchtlinge Wernau nicht hätten erreicht werden können, erklärt Morlok-Gommel, denn diese haben keinen Bereitschaftsdienst. Jener des Landratsamts könne nur über offizielle Stellen wie einen Sicherheitsdienst, die Feuerwehr, Polizei oder die Kommunen kontaktiert werden. Das solle „maßloses Anrufen“ vermeiden, etwa wenn lediglich eine Glühbirne defekt sei. Eine Security gebe es in der Wernauer Unterkunft nicht, weil dort dank der guten Arbeit des Freundeskreises bisher ein ruhiges Miteinander gepflegt worden sei. Rund eineinhalb Stunden seien so verloren worden, bis ein Notdienst-Elektriker vor Ort gewesen sei, der den Schaden aber nicht beheben konnte. Von den fünf Sammeltaxis, die Morlok-Gommel daraufhin bestellt hatte, „musste ich drei wieder wegschicken, weil kaum einer eingestiegen ist“. Auch am Tag darauf hätten sich nur wenige der Männer vom Roten Kreuz nach Hochdorf fahren lassen. Dort seien nur 25 angekommen, 15 weitere in anderen Unterkünften. Die restlichen der 115 Gambier hätten sich wohl privat bei Freunden oder als Fremdschläfer in anderen Asylheimen einquartiert.

Vor der Unterkunft in Wernau sei die Situation am Samstag eskaliert. Wie berichtet, gaben sich einige der jungen Männer aggressiv und haben sich der Polizei widersetzt. Erst nachdem diese massiv einschritt und Platzverweise aussprach, habe sich die Situation beruhigt. Wann die Container wieder bezogen werden können, sei noch unklar. An diesem Montag seien sowohl ein Elektriker als auch ein Flaschner vor Ort gewesen, um den Schaden zu beheben.

Auch in anderen Unterkünften in der Region hat die grimmige Kälte am Wochenende ihre Spuren hinterlassen. So ist in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) die Heizung in einem Flüchtlingsheim ausgefallen. Der Schaden wurde provisorisch repariert.