Dieses System von SHW Werkzeugmaschinen wechselt bis zu 120 Werkzeuge. Foto: Jan Walford/SHW Werkzeugmaschinen

Der Aalener Werkzeugmaschinenbauer SHW ist auch infolge des EU-Embargos gegen Russland in finanzielle Turbulenzen geraten. Die Produktion geht jedoch weiter, denn die Auftragsbücher sind gefüllt.

Stuttgart - Obwohl die Auftragsbücher der SHW Werkzeugmaschinen GmbH gut gefüllt sind und die Mitarbeiter teilweise sogar Sonderschichten leisten, hat das Traditionsunternehmen aus Aalen-Wasseralfingen Insolvenz angemeldet. Die Produktion laufe uneingeschränkt weiter, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub, Brugger und Partner. Die betroffenen 240 Mitarbeiter erhalten für die Monate Mai bis Juli Insolvenzausfallgeld.

Die Probleme des Unternehmens, dessen Know-how nicht zuletzt in den Fräsköpfen der Fertigungsanlagen steckt, haben auch mit dem EU-Embargo gegen Russland zu tun. SHW Werkzeugmaschinen hat in den vergangenen Jahren gute Geschäfte in Russland gemacht, die allerdings mit der Verhängung der Sanktionen weggebrochen waren, erläuterte Mucha. Die so entstandenen Auftragslücken konnten zunächst auch durch neue Bestellungen aus China geschlossen werden. So habe etwa ein einziges chinesisches Unternehmen zehn Maschinen bei den Aalenern bestellt. Ein Teil der Aufträge, für die SHW bereits Vorleistungen erbracht hatte, wurden laut Mucha zu einem späteren Zeitpunkt allerdings wieder storniert.

Finanzielle Lage angespannt

SHW ist nicht zuletzt ein Montagebetrieb. Das Unternehmen kauft vorgefertigte Teile ein und montiert die Anlagen anschließend spezifisch nach den Wünschen der Kunden. Wie groß die einzelne Anlage dabei sein kann, lässt sich auch an der Durchlaufzeit erahnen – das ist die Zeitspanne vom Beginn der Bearbeitung bis zur Fertigstellung der Anlage. Bei SHW liegt die Zeitspanne zwischen sechs bis neun Monaten, heißt es. Die Anlagen sind im Maschinenbau sowie im Transportbereich im Einsatz; auf ihnen werden etwa Teile für Großdieselmotoren und Turbinen bearbeitet. Offensichtlich konnten die Aalener auch nach der Abbestellung der Chinesen neue Aufträge an Land ziehen. Allerdings war die finanzielle Lage angespannt: Das Unternehmen hatte 40 Millionen Euro Schulden aufgehäuft. Deshalb wurde vor einem halben Jahr Bernd Grupp von der Wintergerst Societät für Unternehmensberatung als Geschäftsführer mit Erfahrung bei Sanierungen verpflichtet. Banken und Kreditversicherer seien denn auch bereit gewesen, SHW weiter zu unterstützen, vorausgesetzt die Eigentümer hätten ebenfalls Kapital zur Verfügung gestellt. Nicht zuletzt daran ist eine Vereinbarung gescheitert, so Mucha.

Umsatz bricht ein

Wie bewegt die vergangenen Jahre für SHW gewesen waren, lässt sich an der Umsatzentwicklung ablesen: 2013 habe das Unternehmen, das nichts mehr mit dem gleichnamigen Autozulieferer zu tun hat, 60 Millionen Euro umgesetzt, bis 2017 seien die Erlöse auf 33 Millionen Euro gesunken. Für 2018 war ein Umsatz von 50 Millionen Euro geplant. Bereits 2016 rutsche SHW in die roten Zahlen, 2017 gab es einen Verlust von sieben Millionen Euro.