Ein Mitarbeiter befestigt ein Mercedes-Emblem an einem Rad Foto: dpa

Der Autobauer Daimler wandelt immer mehr Werkverträge in Leiharbeitsverhältnisse um.15 Fremdarbeitskräfte klagen auf Festeinstellung.

Stuttgart - Die Umwandlung von Werkverträgen in Leiharbeitsverhältnisse beim Stuttgarter Autobauer Daimler nimmt Fahrt auf. In Sindelfingen seien bereits rund 1000 der geplanten 1400 Umwandlungen realisiert worden, sagte eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats unserer Zeitung. Weitere 1000 Umwandlungen stehen in der Zentrale in Untertürkheim an. „In der Entwicklung in Untertürkheim sind 130 Werkvertragler in Leiharbeiter umgewandelt worden, und auch im Werk prüft das Unternehmen die Wandlung von Werkverträgen in Leiharbeit“, sagt Wolfgang Nieke, Betriebsratschef in Untertürkheim, unserer Zeitung. Der Konzern wollte die Zahlen unter Verweis auf laufende Prozesse nicht kommentieren.

Daimler reagiert damit auf das Drängen des Betriebsrats und auf die zunehmende Kritik an der Beschäftigungsform: „Werkverträge gibt es nicht nur bei Daimler“, sagt Nieke. „Vielmehr ist es so, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Großunternehmen eigene Tätigkeiten an fremde Dienstleister ausgelagert haben. Das ist ein Weg, um aus tariflichen Regelungen auszuscheren, um sich die Dienstleistungen woanders günstiger wieder einzukaufen und das eigene Personal zu reduzieren.“

„Wir begrüßen jede Regelung, die hilft, den Missbrauch von Werkverträgen zu verhindern“, sagt der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) unserer Zeitung. „Die Umwandlung von Werkvertragsverhältnissen in Leiharbeitsverhältnisse ist zu begrüßen. Sie führt die Beschäftigen näher an den Betrieb heran.“

Erich Klemm, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Daimler, ist überzeugt, dass man bei genauem Hinsehen „auch in anderen Branchen sehr viele merkwürdige Vertragskonstruktionen finden würde“. Klemm: „Natürlich habe ich die Erwartung, dass überall genau geprüft wird, was rechtmäßig ist und was nicht.“