Rund 330 Pferdestärken stecken im Porsche 911 RSR. Obwohl der silberne Rennwagen 40 Jahre alt ist, sieht er fabrikneu aus und zählt zu den 500 Fahrzeugen, die zum Fundus des Porsche-Museums gehören. Gewartet werden die Autos in der Museumswerkstatt.
Zuffenhausen - Ewald Pfurtscheller weiß genau, worauf er achten muss. „Der Wagen hat zwei Benzinpumpen, das ist manchmal etwas heikel“, erzählt der Mechaniker, während sein Blick prüfend über den Sechszylinder-Boxermotor wandert. Rund 330 Pferdestärken schlummern in der Maschine, die im Heck eines Porsche 911 RSR steckt. 40 Jahre alt ist das Fahrzeug, das sieht man ihm allerdings nicht an. Ganz im Gegenteil: Der silberne Rennwagen schaut aus, als sei er gerade erst vom Band gerollt. Er ist eines von mehr als 500 Fahrzeugen, die zum Fundus des Porsche-Museums gehören. Gewartet werden die Autos in der Museumswerkstatt.
Weiße Wände, blitzsauberer Boden: Eine Kfz-Wertstatt stellt man sich eigentlich anders vor. „Wir haben unser Image bewusst so gewählt“, sagt Kuno Werner. Hier werde, das erläutert der Chef der Museumswerkstatt, im doppelten Wortsinne sauber gearbeitet. Doch nicht nur das: Dem Kfz-Meister und seinen drei Mechanikern können Museumsbesucher bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Werkstatt ist vom restlichen Museum zwar durch eine Wand getrennt, die ist aber aus Glas und durchsichtig. „Die Zuschauer nimmt keiner von uns mehr wahr“, sagt Werner.
Erstzteile können selbst hergestellt werden
Nahezu alle Service-, Reparatur- und Restaurierungsarbeiten können in der Museumswerkstattt erledigt werden. Und sollte einmal ein Ersatzteil fehlen, dann gibt es die Möglichkeit, es selbst herzustellen. Dafür stehen in der Werkstatt zwei Drehbänke und eine Fräsmaschine. Unterlagen zu sämtlichen Porsche-Modellen und den darin verbauten Teilen liegen im Archiv. Das befindet sich ein Stockwerk höher und beherbergt Tausende von Büchern, Katalogen, Reparatur-Leitfäden und technischen Unterlagen. Doch damit nicht genug: Für alle Fahrzeuge gibt es sogar eine „Lebensakte“, in der alles wichtige verzeichnet ist. Auch Informationen über bekannte Porschefahrer lagern im Archiv. In kleinen Kartons werden Unterlagen zu Prominenten wie Steve McQueen oder Wolfgang Graf Berghe von Trips aufbewahrt. Auch Hans-Joachim Stuck und Walter Röhrl sind dort vertreten. Deren Präsenzs reicht allerdings über das Archiv hinaus. Die zwei Rennfahrer sind gerne selbst in der Museumswerkstatt zu Gast, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
„Die Autos sind unsere Babys“, sagt Kuno Werner mit einem Augenzwinkern. Um in der Museumswerkstatt zu arbeiten brauche man viel Leidenschaft, Benzin im Blut und auch etwas Geduld. Getreu dem Motto „Rollendes Museum“ sollen die Fahrzeuge nämlich nicht nur schön aussehen, sondern auch an Wettbewerben teilnehmen. Eines der Großereignisse ist jedes Jahr im Mai die „Mille Miglia“. Dabei sind historische Wagen auf öffentlichen Straßen in Norditalien unterwegs. Es kommt hierbei nicht auf die Geschwindigkeit, sondern auf die Zuverlässigkeit an. Um die 1000 Meilen in dreieinhalb Tagen zurücklegen zu können, müssen die Oldtimer technisch zu 100 Prozent fit sein. Porsche ist immer mit vier bis fünf Autos dabei, dafür ist eine monatelange Vorbereitung notwendig. Außerdem sind Servicefahrzeuge mit einem Werkstatt-Team vor Ort im Einsatz. Manchmal, so erzählt Werner, müsse man eine ganze Nacht lang schrauben, um einen Wagen rechtzeitig fertig zu bekommen.
Bis zu 1000 Werkstattdurchläufe pro Jahr
Bis zu 1000 Werkstattdurchläufe gibt es pro Jahr. Manchmal sind nur Kleinigkeiten zu machen, manchmal werden historische Fahrzeuge komplett neu aufgebaut und restauriert. Momentan bereiten die Mannen um Kuno Werner die nächste Sonderausstellung vor. Unter dem Motto „Projekt Geheim“ werden im Museum demnächst Fahrzeuge ausgestellt, die die Öffentlichkeit noch nie zu sehen bekommen hat. Dazu gehören unter anderem Prototypen und Vorserienfahrzeuge.
Die Werkstatt-Mitarbeiter sind hin und wieder mit ihren „Babys“ auf öffentlichen Straßen unterwegs, um sie zu testen. Dann gibt es von anderen Verkehrsteilnehmern oft bewundernde Blicke und Daumen, die nach oben zeigen. „Das ist ein Wahnsinnsgefühl“, sagt Ewald Pfurtscheller und lacht. Vor allem dann, wenn man den Wagen, in dem man sitze, selbst restauriert habe.