Harald Thumm leitet die Werkstatt im Jugendhaus Ostend Foto: Fatma Tetik

In der offenen Werkstatt des Jugendhauses Ostend können Jung und Alt zusammen kreativ sein. Der neue Werkstattleiter Harald Thumm möchte die Einrichtung im Stuttgarter Osten bekannter machen.

S-Ost -

Handwerkliches, gestalterisches Arbeiten macht Kindern nicht nur eine Menge Spaß, sondern es fördert zudem noch das Selbstwertgefühl und die sensomotorischen Fähigkeiten der Buben und Mädchen. In ihrer knapp bemessenen Freizeit haben jedoch nur noch wenige Kinder die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten. Die offene Werkstatt im Jugendhaus Ostend bietet deshalb seit vielen Jahren einen Freiraum für Kinder, in dem sie sich unter fachmännischer Aufsicht betätigen können. Ob Vogelhäuschen, Schmuckregal, Holzboot oder Flugzeug – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Material und Werkzeug stellt das Jugendhaus zur Verfügung. „Viele wissen nicht, welche Möglichkeiten man in der Werkstatt hat und durch die Baustelle sind wir zudem ein wenig in den Hintergrund gedrängt worden“, berichtet Harald Thumm.

Schockiert über die Unkenntnis

Der 38-Jährige ist seit einem halben Jahr der neue Werkstattleiter des Jugendhauses. Er möchte seine Werkstatt offensiver bewerben, um mehr Kinder und Jugendliche für das Handwerk zu begeistern. „Als ich neu angefangen habe, war ich schockiert, wie groß die Unkenntnis mancher Kinder im handwerklichen Bereich ist“, so Thumm. Viele Kinder wüssten nicht einmal mit Hammer und Nagel umzugehen.

Aus diesem Grund müssen alle Kinder zunächst einen Werkzeugschein machen, bevor sie selbstständig an die Geräte dürfen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. „Die Kinder meistern die Prüfung jedoch nach ein paar Übungsstunden und sind dann mit Feuereifer bei der Sache“, erklärt Harald Thumm.

Mit den umliegenden Grundschulen gibt es vielfältige Kooperationen. In der Werkstatt gibt es im Übrigen auch eine Ferienbetreuung. In den Faschingsferien haben die Kinder Flugsaurier aus filigranem Holz gebastelt. Zuletzt wurden Boote gebaut, die bei einem Ausflug an einen See auf ihre Tauglichkeit geprüft worden sind. Harald Thumm weiß: „Die Kinder sind immer sehr stolz auf ihre selbstgebauten Werke.“

Die Selbstständigkeit der Kinder liegt Harald Thumm am Herzen. In seiner Freizeit schraubt der Pädagoge selbst an Oldtimern. In kniffligen Fällen oder bei komplizierten Schaltungen leiste man aber gerne Hilfestellung, so Thumm. Was viele nicht wissen: Die Werkstatt steht nicht nur Kindern und Jugendlichen aus dem Stadtteil zur Verfügung, sondern auch Erwachsenen, die keinen eigenen Werkraum oder das passende Handwerkzeug haben. „Neulich kam eine junge Frau mit einem großen Paket und hat hier ein komplettes Regal aufgebaut“, erzählt Thumm.

Auch für Eltern und Großeltern offen

Die Werkstatt kann auch von Kindern mit ihren Eltern oder Großeltern gemeinsam genutzt werden. „Die offene Werkstatt ist ein generationenübergreifendes Projekt“, so der Werkstattleiter. Neben der Grundausstattung wie Hammer, Bohrer und Säge, gibt es eine CNC-Fräse, einen Schneideplotter, eine komplette Elektronik-Ausrüstung, eine Tischkreissäge, Bandschleifmaschine, Drechselbank und darüber hinaus professionelles Fahrradwerkzeug und einen 3-D-Drucker.