Das neue Café des BHZ am Lindenbachsee war vom Lockdown betroffen, kann aber nun auch öffnen. Foto: BHZ/Markus Sattler

Die Umsätze in den Werkstätten des BHZ Stuttgarts sind im vergangenen Jahr eingebrochen. Dennoch sei man bisher einigermaßen glimpflich durch die Krise gekommen, heißt es bei dem Träger der Behindertenhilfe. Diese dürften nun auch lockern.

Stuttgart - Zum 1. Juli hat das Land die Coronaeinschränkungen auch für die Träger der Behindertenhilfe gelockert: Bei niedriger Inzidenz entfallen zum Beispiel die Testpflicht für Besucherinnen und Besucher sowie die generelle Maskenpflicht. Die Werkstätten können den Betrieb zudem wieder hochfahren. Bis Ende Juni, erklärt die Vorstandsvorsitzende des BHZ Stuttgart, Irene Kolb-Specht, beim Jahrespressegespräch am Donnerstag, habe der Standard von zehn Quadratmeter pro Kopf gegolten. Diese Vorschrift ermöglichte nur ein Wechselschichtmodell. „Jetzt können wir stufenweise sämtlichen Klienten Teilhabe ermöglichen“, kündigt Irene Kolb-Specht an.

Wie viele der möglichen Lockerungen das BHZ im Detail letztlich umsetzt, sollte am Donnerstagnachmittag noch in kleiner Runde von einem Steuerkreis Corona besprochen werden. Irene Kolb-Specht deutete aber schon an, dass man sicher nicht alles, was erlaubt ist, auch machen werde. Angesichts der Delta-Variante stelle sich ihnen schon die Frage: „Was können wir auch verantworten?“ So bleibe es sicher bei der Absage des Jahresfests. Schwerstmehrfachbehinderte Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, hätten sicher einen anderen Schutzbedarf als junge, gesundheitlich fitte Klienten aus der Werkstatt.

Die Impfquote ist hoch

Unterm Strich sei das BHZ Stuttgart, das zu den wichtigsten Trägern der Behindertenhilfe in Stuttgart gehört, „glimpflich durch die Krise gekommen“, zog die Vorstandsvorsitzende Bilanz. Man habe nur vereinzelt Infektionen gehabt („maximal zwei Handvoll“) und zum Glück auch keine schweren Verläufe und keinen Todesfall zu beklagen gehabt. Es gab keinen größeren Ausbruch, der zu Komplettschließungen geführt hätte. „Die Mitarbeitenden haben gut mitgezogen“, sagte sie, auch die Impfquote sei hoch.

Wirtschaftlich hat das BHZ im vergangenen Jahr Einbußen verzeichnet. Doch man sei „einigermaßen mit dem blauen Auge“ davongekommen, sagt der kaufmännische Vorstand, Stefan Klopfer. Trotz eines Einbruchs bei den Werkstattumsätzen um 27,2 Prozent stand am Ende „nur“ ein Umsatzminus von drei Prozent. In dem Zusammenhang dankte Klopfer der Stadt Stuttgart, die die Leistungsentgelte in der Coronazeit nicht gekürzt hatte. Das hat einiges ausgeglichen.

Akquise neuer Aufträge war in der Pandemie erschwert

„Unter Berücksichtigung der Umstände bewerte ich dieses Jahresergebnis insgesamt als gut“, sagte Irene Kolb-Specht. Nun, da die Werkstätten wieder hochfahren können, steht das BHZ vor der Herausforderung, entsprechende Aufträge zu akquirieren. Die Akquise sei gerade in der Pandemie erschwert, so die Vorstandsvorsitzende. In Feuerbach hätten sie zudem ein Flächenproblem, da müssten sie erweitern – um Abstände einhalten zu können und weil die Aufträge immer kleinteiliger würden. Dienstleistungsangebote und Eigenprodukte könnten die Einbrüche bei den Industrieaufträgen nicht kompensieren. „Sie werden nie so rentabel sein“, stellt Kolb-Specht klar. Sie freut sich, dass das neue Café am Lindenbachsee in Weilimdorf endlich wieder aufmachen konnte – wie lange, das hängt natürlich von den Inzidenzen ab.