Mahle-Zentrale in Stuttgart: Nachdem 380 Mitarbeiter in der Landeshauptstadt bis 2020 gehen sollen, schließt Mahle in Öhringen jetzt einen kompletten Standort. 240 Mitarbeiter sind betroffen. Foto: Daniel Naupold/dpa

Der Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle treibt sein Sparprogramm voran und schließt erstmals einen kompletten Standort. Viele Mitarbeiter sind geschockt. Weitere Standorte werden derzeit überprüft.

Stuttgart/Öhringen - Mahle schließt bis Ende 2020 seinen Standort in Öhringen in der Nähe von Heilbronn. „Alle Aktivitäten“ sollen „schrittweise“ beendet werden, teilte Mahle mit. In Öhringen sind 240 Mitarbeiter beschäftigt, die Luftmanagementsysteme für Verbrennungsmotoren produzieren. Was das für die Mitarbeiter bedeutet, sei noch unklar, hieß es. Der Standort stehe seit Jahren unter zunehmenden Preisdruck, insbesondere durch Konkurrenz aus Osteuropa, teilte ein Sprecher mit. Bereits 2017 seien 36 Stellen abgebaut worden – allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. „Wir haben nun einen Punkt erreicht, an dem für das Werk leider keine nachhaltige Perspektive mehr gegeben ist“, sagte Wilhelm Emperhoff, Mitglied der Konzern-Geschäftsführung laut Pressemitteilung. Die Kostenstrukturen am Standort ermöglichten keine Akquisition von Neuprojekten mehr, selbst Nachfolgeaufträge für vorhandene Produkte mit geringem Investitionsaufwand hätten zuletzt nicht mehr am Markt platziert werden können.

„Das werden wir so nicht hinnehmen“, sagt der Gesamtbetriebsrat

Gesamtbetriebsratschef Uwe Schwarte kritisierte die Schließung und kündigte Widerstand an. „Das werden wir so nicht hinnehmen“, sagte er unserer Zeitung. Nähere Angaben machte er nicht. Für die Mitarbeiter sei die Schließung, die Mahle am Dienstagnachmittag bekannt gab, trotz bekannter Probleme überraschend gekommen: „Für viele war das ein Schock.“ Schwarte befürchtet weitere „Personalanpassungsmaßnahmen an anderen Standorten“. Es gebe in Deutschland mehrere Standorte, an denen ähnlich viele Mitarbeiter wie in Öhringen beschäftigt seien. Erste Schritte könnten Angebote zur freiwilligen Abfindung und Alterteilszeit sein, betriebsbedingte Kündigungen schließe er aber nicht aus. „Die Arbeitsbelastung nimmt auf jeden Fall zu“, sagte Schwarte.

Mahle beschäftigt derzeit in Deutschland rund 13 000 Mitarbeiter an 26 Standorten, weltweit sind es rund 80 000 Mitarbeiter an 160 Standorten. Derzeit läuft ein Sparprogramm. Allein in Stuttgart will der Zulieferer bis Ende kommenden Jahres 380 der 4300 Arbeitsplätze streichen – möglichst mithilfe von Altersteilzeit und Aufhebungsverträgen. Außerdem hat Mahle den Neubau seiner Firmenzentrale gestoppt. Der Zulieferer leidet nach eigenen Angaben unter der rückläufigen Nachfrage von Dieselfahrzeugen, einer abschwächenden Konjunktur und steigenden Kosten für die Transformation in der Automobilindustrie. „Unter den schwierigen Rahmenbedingungen sind wir noch mehr auf profitable Standorte angewiesen. Deshalb überprüfen wir weltweit permanent unsere Standorte“, sagte ein Sprecher. Weitere Standortschließungen könne man nicht ausschließen. „Aus der Schließung in Öhringen einen Trend abzuleiten, wäre aber nicht richtig.“ Er betonte, dass es nach wie vor Bedarf für Verbrennungsmotoren gebe, außerdem setze das Unternehmen auf alternative Antriebsformen.

Alle Standorte weltweit werden derzeit überprüft

Schwarte kritisiert die Unternehmensstrategie: „Mahle lässt uns als Betriebsrat nicht erkennen, wie man an den deutschen Standorten mit neuen Produkten die Beschäftigung sichern möchte.“