Jahrzehntelang war der Name Oskar Schlemmer vor allem mit einem bizarren Rechtsstreit verbunden. Die Staatsgalerie Stuttgart rückt jetzt sein Werk in den Fokus.
Stuttgart - Oskar Schlemmer ist wieder da. Mit einer ersten großen Werkschau nach fast 40 Jahren in Deutschland würdigt die Staatsgalerie Stuttgart den Bauhaus-Star. Seine „Visionen einer neuen Welt“ in Malerei, Skulptur und Bühnenkunst sind bis zum 6. April 2015 in Schlemmers Heimatstadt zu sehen.
Kuratorin Ina Conzen hat 270 Gemälde, Skulpturen, grafische Arbeiten und Originalkostüme sowie teils unveröffentlichte Dokumente zusammengestellt. Witwe Tut Schlemmer hatte das Archiv ihres Mannes 1967 der Staatsgalerie geschenkt. Direktorin Christiane Lange sprach am Donnerstag von einer „weitsichtigen und großzügigen“ Schenkung.
Das Werk von Oskar Schlemmer (1888-1943) war in den vergangenen Jahrzehnten vor allem durch einen bisweilen bizarren Rechtsstreit unter seinen Erben in den Schlagzeilen. Auch Schlemmers wohl berühmtestes Gemälde, „Die Bauhaustreppe“ aus dem Museum of Modern Art (MoMA) in New York, stand mal im Mittelpunkt dieses Erbenstreits. Ein Erbe wollte es bei einer Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin konfiszieren lassen - doch da war es schon auf dem Rückweg.
Der Gesamtetat der Werkschau liegt bei 1,2 Millionen Euro
Das Auslaufen der Urheberrechte 70 Jahre nach Schlemmers Tod machte die Stuttgarter Retrospektive jetzt leichter möglich. Sein Werk sei deutlich zu kurz gekommen, betonte Conzen. Schließlich sei der Stuttgarter ein bedeutender Pionier der Klassischen Moderne. In Fachkreisen gelte er als vielseitiger Erneuerer der Kunst. Für Lange gehört er in die „oberste Liga“. Und im langen Streit um sein Werk fand sie auch was Positives: „Er ist nicht so abgelutscht wie seine Kollegen.“
Ans Bauhaus in Weimar wurde Schlemmer 1921 für Steinbildhauerei und Wandmalerei berufen, später war er auch für Bühnenkunst zuständig. Sein diesbezüglich bedeutendstes Werk ist „Das Triadische Ballett“, das 1922 im Württembergischen Landestheater Stuttgart uraufgeführt wurde. Heute gilt es als Wegweiser der Tanzkunst. Starre Kostüme zwingen die Tänzer zu marionettenhaften Bewegungen - mit dem klassischen Ballett hatte dieser Avantgardetanz nicht viel zu tun. Am Bauhaus später in Dessau schuf Schlemmer zahlreiche szenische Gestaltungen von Opern und Balletten.
Schlemmers erste große Werkschau in Stuttgart wurde 1933 von den Nazis noch vor Eröffnung geschlossen. Eine Neuauflage 1977 blieb für fast vier Jahrzehnte die einzige umfassende Würdigung des vielseitigen Bauhäuslers. Der Gesamtetat der neuen Werkschau liegt laut Staatsgalerie bei 1,2 Millionen Euro, das Land steuert nach eigenen Angaben 775.000 Euro zu der Großen Landesausstellung bei.