Die Werkrealschule am Stammheimer Fliegenweg soll nach der Entscheidung der Stadträte spätestens zum Schuljahr 2016/17 aufgehoben werden Foto: Archiv Chris Lederer

Die Schulleiter reagieren unterschiedlich auf die Schließung ihrer Werkreal-schulen.

Stuttgart - Der Gemeinderat hat am Donnerstag mehrheitlich beschlossen, welche Werkrealschulen in Stuttgart geschlossen werden sollen. 15 von 32 Schulen sollen im Laufe der kommenden Jahre als Werkrealschule aufgegeben werden. Betroffen sind auch Standorte in Stammheim, Weilimdorf und Zuffenhausen. Wie regieren die Schulleiter auf den Beschluss?

Konzepte für die Gemeinschaftsschule

Claudia Neulinger leitet die Grund- und Werkrealschule am Stammheimer Fliegenweg. Es ist noch nicht amtlich, aber nach der Entscheidung der Stadträte wird sie im kommenden Schuljahr keine Anmeldungen für die Klassenstufe 5 annehmen dürfen. Spätestens zum Schuljahr 2016/17 soll die Werkrealschule aufgehoben werden. Allerdings soll geprüft werden, ob Stammheim zu einer Gemeinschaftsschule mit einer Jahrgangsstufe 1 bis 10 weiterentwickelt werden kann. „Ich bedaure den Beschluss, keine Fünftklässler mehr annehmen zu dürfen. Aber die Zeit der Verunsicherung ist nun vorbei. Insofern bin ich froh, dass wir nun Klarheit haben, wie es weitergehen kann, und wir nun die konzeptionelle Arbeit in Angriff nehmen können“, sagt Neulinger. „Wichtig ist mir, dass die Schüler, die jetzt in der Klasse sechs und sieben gemeinsam unterrichtet werden, auch an unserer Schule ihren Abschluss machen können.“ Weil beide Jahrgänge aufgrund der wenigen Schüler zusammen unterrichtet würden, sei absehbar, dass die heutigen Sechser in drei Jahren eigentlich zu wenige seien, um eine eigenständige Klassenstufe zu bilden. „Dann brauchen wir eine Sondergenehmigung, denn die Abschlussklasse dann in eine andere Schule zu schicken, wäre mehr als ungünstig.“

Unabhängig davon gehe es nun darum, Konzepte für die Gemeinschaftsschule zu entwickeln. „Wir haben noch keine Anweisung vom Amt, aber unser Wunsch ist schon, dass es in Stammheim eine Gemeinschaftsschule gibt, da sind viele Ausrichtungen möglich.“ Besuche mit ihrem Kollegium an Gemeinschaftsschulen in Döffingen und in Tübingen seien bereits vereinbart. Auch schulinterne Fortbildungen mit Referenten zum Thema sind geplant. „Konzeptionell arbeiten müssen wir auf jeden Fall“, erklärt Neulinger. „Denn selbst, wenn aus den Plänen für die Gemeinschaftsschule nichts werden sollte, müssen wir unsere Grundschüler auf diese neue Schulart vorbereiten.“ Immerhin gebe es viele Schulpflichtige Kinder in Stammheim, so dass die Aussichten im Grundschulbereich gut seien. „Wir haben 90 schulpflichtige Kinder im Bezirk, das reicht für 4 neue Klassen.“ Dadurch könne die Zahl der Lehrerstunden aufrecht erhalten werden. Denn eines stellt Neulinger auch klar: „Ohne die nötigen Lehrer lässt sich auch kein Konzept erarbeiten.“

„Ich finde es deprimierend“

Auslaufen zum Schuljahr 2017/2018 soll die Werkrealschule der Hohensteinschule in Zuffenhausen. Das bedeutet, dass nach den Sommerferien keine Fünftklässler angenommen werden. Gut die Hälfte der derzeit 420 Mädchen und Buben sind Werkrealschüler. Bei der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend ist Ludwig Bierbaum mit dabei gewesen. „Wir mussten damit rechnen, trotzdem finde ich es deprimierend“, sagt der Rektor und betont, dass ihm die Entscheidung näher ginge als erwartet. Bierbaum selbst hatte einen Alternativvorschlag gemacht, der auch vom Zuffenhäuser Bezirksbeirat unterstützt worden war: Da die Uhlandschule vor einer großen Sanierung stünde, und ihre Mädchen und Buben deshalb in Container ziehen müssten, wäre es sinnvoller, die Schließung der Hohenstein-Werkrealschule so lange zu verschieben, bis der Umbau der Uhlandschule beendet ist. Während dieser Zeit hätte man Räume und Lehrer der Hohensteinschule nutzen können. „Über diesen Vorschlag ist am Donnerstag nicht diskutiert worden“, sagt Bierbaum. Einerseits sei die enge Kooperation mit dem Bezirksbeirat von den Stadträten gelobt worden, andererseits werde dessen Meinung ignoriert. „Was in all den Jahren zusammenwuchs, fällt nun sukzessive auseinander. Viele Vernetzungen im Stadtteil gehen schrittweise baden“, befürchtet der Rektor. Das wirke sich auch auf die Motivation der Lehrer aus. Dennoch sei klar: „Wir werden für unsere Schüler da sein wie bisher.“ Zirka die Hälfte der Pädagogen wird die Hohensteinschule verlassen müssen. Die Grundschule bleibt erhalten und geht über in den Ganztagesbetrieb.

Auch die Weilimdorfer Rappachschule ist von der Schließung ihrer Werkrealschule betroffen. Einzige Einrichtung dieser Schulart im Bezirk wird künftig die Wolfbuschschule sein. Vom Bezirksbeirat wird diese Entscheidung unterstützt. Er votierte einstimmig für die Beschlussvorlage des Gemeinderats. Auch die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich vertrat in der Januar-Sitzung die Ansicht, die Lehranstalten den Schülerzahlen anzupassen. „Wo keine Schüler, da kein Bedarf“, sagte Zich. Die Rektorin der Rappachschule Sigrid Walter war am Freitag telefonisch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.