Wilhelm Trübners Gemälde (Ausschnitt) geht an Erben. Foto: Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg

Um nicht zu verhungern, musste ein jüdisches Ehepaar im Exil seine letzten Besitztümer verkaufen. Jetzt wurde zumindest etwas Unrecht wiedergutgemacht.

Sie wurden diskriminiert und verfolgt. 1939 gelang es dem 81-jährigen Carl Sachs, mit seiner Frau Margarethe aus Breslau zu fliehen. Sie kamen in der Schweiz unter, um sich über Wasser halten zu können, verkauften die jüdischen Eheleute, was sie noch besaßen, vor allem Werke aus ihrer Kunstsammlung. Darunter war ein Gemälde von Wilhelm Trübner: „Student Michaelis mit Papierrolle“. Nun, fast 80 Jahre später geht das Gemälde in den Besitz der Familie von Carl Sachs zurück. Das Land Baden-Württemberg hat es restituiert an die Erben des Breslauer Industriellen und Kunstsammlers. Das Land sei sich „seiner historischen Verantwortung bewusst“, sagte die Kunstministerin Theresia Bauer bei der Übergabe des Gemäldes.

Anwältin hat Bild entgegen genommen

Das 1873 entstandene Bild zeigt einen dunkel gekleideten Mann vor schwarzem Hintergrund, nur das Gesicht und die Papierrolle in seiner Hand scheinen erleuchtet, als seien sie vom Geist erhellt. Das Land Baden-Württemberg kaufte das Gemälde 1989 an und gab es als Dauerleihgabe an das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg. Eine Rechtsanwältin hat das Bild nun in Empfang genommen, die Erben von Carl und Margarethe Sachs hatten sich von einer Berliner Kanzlei vertreten lassen.

Bereits zweites Bild aus Sammlung Sachs restituiert

Im vergangenen Jahr wurde bereits ein Werk aus der Kunstsammlung von Carl Sachs an dessen Erben restituiert, das Gemälde „Schwarzwaldlandschaft“ von Hans Thoma aus der Kunsthalle Karlsruhe. In diesem Zusammenhang wurde die Verfolgungsgeschichte der Familie Sachs umfassend aufgearbeitet. „Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden“, so Theresia Bauer, aber sie sei froh, „dass wir durch eine weitere Rückgabe wenigstens zur materiellen Wiedergutmachung des begangenen Unrechts beitragen können.“ Seit 2009 beschäftigt das Land drei Wissenschaftlerinnen im Bereich der Provenienzforschung, um Herkunft und Geschichte der Werke aus den eigenen Sammlungen aufzuarbeiten.