Das Foto mit den Bikini-Frauen sorgte für einige Empörung. Foto: Caroline Holowiecki

Bei Facebook ist ein Bild von halbnackten Frauen gepostet worden. Das haben Userinnen deutlich kritisiert – auch, weil die Seite im Zusammenhang mit dem Gewerbe- und Handelsverein steht.

Degerloch - Viel Schaum, ein silberfarbener Mercedes, zwei Frauen in roten Bikinis und großen Sonnenbrillen. Eine der Frauen sitzt auf dem Fahrzeug und reibt den Wagen mit zwei Schwämmen ein, während ein Fotograf die sommerliche Autowaschaktion mit der Kamera festhält. Diese Szene hat sich schon vor Jahren an einer Tankstelle in Degerloch abgespielt, nun hat ein Foto davon allerdings den Weg auf eine öffentlich einsehbare Facebook-Seite gefunden. Gepostet wurde das Bild mit einem Verweis auf die fragliche Tankstelle und dem Kommentar: „So macht ein Besuch Spaß!“

Sexismus-Kritik am Foto von Bikini-Frauen

Spaß verstehen einige Userinnen hier allerdings nicht. Stattdessen setzt es Kritik. „Boah, ist das ein widerlich sexistischer ,Humor‘“, schreibt eine Frau. „Das ist weder Ironie noch Humor – das ist Sexismus!“, findet eine andere. Der Administrator der Seite kontert jedoch. „Und wenn ‚die Abgründe’ für Sie so peinlich sind – dann bleiben Sie einfach weg von der Seite“, antwortet er. Während er auch für diesen Kommentar Kritik erntet, springt ihm eine andere Frau zur Seite. Sie finde den Beitrag lustig und beklagt eine „dämliche Aufregerei“.

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Manche Person empfindet es dabei als frivol, dass der örtliche Gewerbe- und Handelsverein (GHV) mindestens indirekt involviert ist, denn von der Facebook-Seite degerloch.info wird direkt auf die gleichnamige Homepage verwiesen – und die ist, so steht es im Impressum, ein Organ des GHV. Eine Frau hat den Zusammenhang bemerkt und ist entsetzt. „Wenn dem so wäre, dann würde jetzt echt mein Weltbild zusammenbrechen, dann möchte ich als Frau in Degerloch eigentlich gar nicht mehr einkaufen“, schreibt sie per Mail an unsere Redaktion.

GHV: Verein kann sich nicht entschuldigen

Eberhard Klink, der Sprecher des GHV, scheint zwiegespalten zu sein. Zunächst kann er im Gespräch mit unserer Zeitung nichts Schlimmes an dem „uralten Foto“ finden und spricht von „Schnee von gestern“. Als er allerdings hört, wie sich mehrere Frauen darüber geäußert haben, ändert er seine Haltung. „Ich verstehe, dass Frauen sich beleidigt fühlen“, sagt er. Was ihm wichtig ist: „Mit Facebook hat der GHV gar nichts zu tun.“ Deswegen könne sich der Verein auch nicht für das veröffentlichte Foto entschuldigen. Er bedauere, dass die Sache dem GHV „angehängt“ werde.

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Aus der Redaktion, die den Facebook-Account betreut, ist trotz mehrfachen Versuchs keine Stellungnahme zu erhalten. Der, der den „Hot Car Wash“ einst inszeniert hatte, der Bauunternehmer Florian Gauder, freut sich indes über die Veröffentlichung des Fotos. „Super, das ist doch toll!“, sagt er. „Hoffentlich sieht man leicht bekleidete Damen“, daran könne man sich in diesen Tagen doch erfreuen. Sein Bruder sei seinerzeit für die Aufbereitung von Autos an der Tankstelle zuständig gewesen und habe die Frauen zu Werbezwecken fotografieren lassen. Florian Gauder spricht von einem „reißenden Erfolg“, Kritik habe dies damals allerdings auch hervorgerufen. „Bei so was gibt es immer Kritik“, sagt er.

Dass sexualisierte Werbung von manchen als lustig empfunden, von anderen allerdings durchaus missbilligt wird, hat 2019 auch der Betreiber eines Biergartens in Leinfelden erfahren. Er hatte mit einer Frau mit üppigem Dirndl-Dekolleté und dem Spruch „Holz vor der Hütt’n“ für ein Event geworben und Tadel geerntet. Selbst der Deutsche Werberat hatte sich in die Debatte eingeschaltet.