Der Diesel gerät in Misskredit. Doch Fahrverbote könnten die unerwünschte Nebenwirkung haben, kleine Leute besonders zu treffen. Foto: dpa

Der VW-Skandal treibt die Autobranche rasant an. Während die Politik über Fahrverbote für den Diesel diskutiert, forciert die Industrie das E-Auto. Diese Entwicklung birgt für die Region Risiken.

Stuttgart - IG-Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger hält die diskutierten Einfahrverbote für Dieselautos in Innenstädte für ungerecht, weil sie Besitzer kleinerer Fahrzeuge mehr träfen als die von größeren, teuren Autos. Wer ein großes Auto hat, könne dieses umrüsten oder sich notfalls auch ein neues Fahrzeug kaufen, sagte Zitzelsberger unserer Zeitung. Dagegen müssten die Besitzer von Autos, die drei oder mehr Jahre alt sind, „ihr Fahrzeug wirklich stehen lassen“. Sie wären es auch, die besonders unter dem Verfall der Gebrauchtwagenpreise zu leiden hätten, der dann für Autos ohne die neueste Technologie zu erwarten wäre.

In der Region wächst die Sorge, dass die diskutierten Beschränkungen für den Diesel eine Entwicklung in Gang bringen, auf die sie bisher schlecht vorbereitet ist. Weil für den Bau des Antriebs bei einen E-Auto rund 85 Prozent weniger Arbeitsplätze benötigt werden als bei einem Verbrennungsauto, benötigt die Region beim Wandel der Technologie eine lange Umstellungszeit. Diese könnte sich durch den Druck auf den Diesel und die auch durch Daimler stark forcierte Elektromobilität aber deutlich verkürzen. Wolfgang Nieke, Betriebsratschef des Daimler-Stammwerks Untertürkheim, befürchtet, dass die neue Technologie an dem 19 000 Mitarbeiter starken Werk vorbeigehen könnte, das bisher vor allem durch die Verbrennungstechnologie ausgelastet wird. Im Konzern bestehe die „Tendenz, nicht in den bestehenden Strukturen zu investieren“, sagte er unserer Zeitung.

Unterdessen fuhr Daimler in den vergangenen drei Monaten erneut Rekorde bei Absatz und Gewinn ein. Besonders gut liefen die Geschäfte in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars, die elf Prozent mehr Autos verkaufte und ihren Gewinn um mehr als ein Viertel auf 2,7 Milliarden Euro steigerte.