Die aktuelle Nachrichtenlage hat den Ekelfaktor in dieser Woche stark nach oben schnellen lassen, findet unsere Autorin, die mit Ratten so gar nichts am Hut hat.
Gerade sind sie überall: Unliebsame Nager. Zuerst die Mäuse in der Turnhalle der Eduard-Mörike-Schule. Der Montagmorgen beginnt dann in der Redaktion mit Bildern einer toten Ratte, die in der Olgastraße gesichtet wurde. Da ist es gerade mal kurz nach neun. Rund um die Mercaden stehen ebenfalls Rattenfallen. Pfui Teufel. Mitte der Woche folgt dann die Nachricht, dass sich auch im leeren Postgebäude die Nager ausbreiten. Toll. Wer sich also die Bahnhofstraße hinunter bewegt, ist quasi umzingelt von Ratten.
Für alle, die jetzt sagen: „Aber die armen Tierchen…“ gibt es vollstes Unverständnis – und das hat einen Grund: meinen Englischlehrer. Folgendes hat sich vor mehr als zehn Jahren früh morgens im Englischunterricht zugetragen. (Es war wahrscheinlich auch ein Montag, kurz nach sieben Uhr, die innere Verfassung fragil.) Besagter Lehrer zeigte uns an diesem Tag die Verfilmung von George Orwells „1984“. Grundsätzlich keine schlechte Idee, allerdings gibt es darin eine Folterszene: Zwei aggressive Ratten von der Größe zweier Biber werden in einen Käfig gesperrt und kämpfen wie wild, während sie sich immer weiter auf das Gesicht des Protagonisten Winston Smith zu bewegen. Es war die Geburt einer Phobie, deren Existenz bis dato im Verborgenen gelegen hatte.
Wenn eine Ratte auftaucht: schreien und rennen!
Ein Redakteur unserer Zeitung hatte dann nichts Besseres zu tun, als in seinem Artikel über die Böblinger Rattenplage darauf hinzuweisen, dass Ratten beißen und dabei (Zitat!) „eitrige Bisswunden hinterlassen“ können.
Wem zu diesem Zeitpunkt das Essen kurz hinter der Gurgel hängt, der kann vertrauensvoll den Leitfaden des Kreises Böblingen zurate ziehen, in dem erklärt wird, was zu tun ist, wenn einem eine Ratte über den Weg läuft. Mein Leitfaden hat allerdings nur zwei Punkte: erstens schreien, zweitens rennen.