Die Tierärztin Eva Röhrig mit einem ihrer Patienten Foto: Gottfried Stoppel

Damit der Badespaß für den vierbeinigen Freund ungetrübt bleibt, sollten Herrchen und Frauchen Vorsicht walten lassen. Die Tierärztin Dr. Eva Röhrig erklärt im Interview, worauf zu achten ist.

Weinstadt - Die promovierte Tierärztin Eva Röhrig, Jahrgang 1983, verrät, wie und wo man mit seinem Hund zum Baden geht, ohne Schwierigkeiten zu bekommen. Seit 2014 betreibt sie eine eigene Tierarztpraxis in Weinstadt, ihrem Heimatort, in dem sie aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Nach dem Studium der Tiermedizin an der LMU München arbeitete sie in verschiedenen Praxen. 2017 erhielt sie den Deutschen Preis der Tiermedizin für den besten Praxisauftritt deutschlandweit.

Frau Röhrig, kann ich meinen Hund sorglos in jedem Gewässer baden und trinken lassen oder können auch Gesundheitsgefahren für ihn dort lauern?
Es ist durchaus nicht jedes Gewässer geeignet, um Hunde darin schwimmen zu lassen. So sollte man vorher genau schauen, ob man irgendwelche Scherben oder spitze Plastikteile sieht, bevor man den Hund ins Wasser lässt. Es kommt immer wieder vor, dass sich Hunde beim Planschen im Bach tiefe Schnittverletzungen zuziehen, die wir dann nähen müssen.
Wie sieht es mit Infektionen im Wasser aus?
Gerade jetzt in den heißen Monaten sind vor allem stehende Gewässer zudem ein sehr guter Nährboden für Bakterien. Häufig sieht man im Sommer bei Hunden, die viel Baden auch so genannte Hot-Spots: eitrige, lokal begrenzte Hautentzündungen. Die Bakterien dringen hier in die Haut des Hundes ein und verbreiten sich dort und führen zu stark schmerzhaften, nässenden, juckenden Hautveränderungen.
Kann man Hunde draußen unbedenklich trinken lassen?
Das Trinken aus stehenden Gewässern kann besonders im Sommer gefährlich sein. Angefangen von harmlosen Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu tödlich verlaufenden Erkrankungen ist hier alles möglich. Besonders gefährlich sind dabei Gewässer, die mit Blaualgen verseucht sind. Diese können zu regelrechten Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod führen.
Worauf muss man hier achten?
Einen Blaualgenbefall erkennt man an einer grünlich-bläulichen Verfärbung des Wassers und man sollte unbedingt vermeiden, dass der Hund solche Gewässer auch nur betritt. Denn schon das Ablecken von kontaminiertem Fell kann zu Vergiftungen führen. Eine weitere sehr gefährliche Erkrankung die über Bakterien aus dem Wasser übertragen werden kann ist die Leptospirose, auch bekannt als Stuttgarter Hundeseuche. Unbehandelt kann sie zu Blutarmut und komplettem Nierenversagen führen. Für diese Krankheit gibt es zum Glück eine Schutzimpfung, und ich rate jedem Hundehalter zu überprüfen, ob sein Hund dagegen geimpft ist.
Welche Gefahren gibt es noch? Strömungen etwa, denen Hunde nicht gewachsen sind?
Natürlich muss die Badegelegenheit an die Größe des Hundes angepasst sein. Bei kleinen, leichten Hunden würde ich mir deutlich mehr Sorgen machen, sie in einem Bach oder Fluss schwimmen zu lassen, als bei den großen Rassen. Es ist tatsächlich in unserer Kundschaft auch schon vorgekommen, dass ein Hund beim Baden im Bach von der Strömung weggerissen wurde, aber zum Glück dann ein paar hundert Meter weiter wohlbehalten von Passanten gefunden und bei uns in der Praxis abgegeben wurde. Mittlerweile gibt es auch Schwimmwesten für Hunde, was sicher für den einen oder anderen Hund hilfreich sein kann. Bei kühleren Temperaturen ist es sinnvoll, das Tier nach dem Baden mit einem Handtuch trocken zu reiben um Erkältungen oder Blasenentzündungen zu vermeiden. Beim Baden im kalten Wasser kann es auch vorkommen, dass der Hund eine so genannte Wasserrute bekommt. Das ist eine sehr schmerzhafte Entzündung der Schwanzwurzel.
Menschen sollten sich an heißen Tagen langsam abkühlen. Gilt das auch für Hunde?
Ja, das gilt auch für Hunde. Wie beim Mensch kann es sonst auch zu Herz-Kreislauf- Beschwerden kommen. Vor allem bei älteren Hunden sollte man darauf achten, sie langsam ins Wasser zu führen und erst die Pfoten und Beine abzukühlen bevor der Hund komplett ins Wasser geht.
Stimmt es, dass große Raubfische, Welse etwa, kleine Hunde als Beute betrachten könnten oder ist das Humbug?
Ich habe davon selber noch nichts gehört. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass dieses bei den Minirassen mit zwei Kilo Körpergewicht schon möglich ist.
Haben Sie einen Tipp, wo es im Kreis eine schöne Badegelegenheit für vierbeinige Schwimmer gibt?
In den Flüssen und Bächen im Kreis dürfen die Hunde frei schwimmen. In den letzten Jahren haben auch einige Freibäder in der Region am Ende der Saison einen Hundebadetag veranstaltet.