Der Veranstalter von Flussfahrten fühlt sich von der Rathausspitze um Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper und der Tourismusgesellschaft im Stich gelassen. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück. Fakt ist: das Neckar-Käpt’n-Angebot schrumpft deutlich.
Der geschäftsführende Gesellschafter des Neckar-Käpt’n, Jens Caspar, sieht sich von Stuttgart Marketing nicht ausreichend unterstützt. Die Vermarktungsgesellschaft sehe eine touristische Nutzung des Neckars als irrelevant an, kritisiert Caspar. Der Neckar-Käpt’n muss aus Kosterngründen sparen, wie das Unternehmen bereits vor Monaten mitgeteilt hatte. Deswegen soll das Angebot reduziert werden; von November an werden keine Linienfahrten mehr ab Ludwigsburg und Remseck angeboten, da die Linienfahrten nach Marbach eingestellt werden. Wie Caspar sagte, sei es ihm nicht gelungen, die Stadt zu überzeugen, dass der Neckar eine wichtige touristische Bedeutung habe. Für sein privates Unternehmen sei der Aufwand zu hoch, die Freizeitmöglichkeiten am Fluss adäquat zu vermarkten. Vergangenes Jahr hatte Caspar auf der Touristikmesse CMT für seine Idee geworben, die „touristischen Schätze am Neckar gemeinsam zu vermarkten“.
Vermarktungsgesellschaft weist Kritik zurück
Die Vermarktungsgesellschaft weist die Vorwürfe zurück und stellt klar, dass sie den Fluss sehr wohl vermarkte – und den Neckar-Käpt’n bei den Buchungen unterstütze. „Wir vermitteln ihm Gruppen. Ich sehe es nicht so, dass wir nichts machen“, sagt Andrea Gehrlach, Prokuristin von Stuttgart Marketing. Das Kartensystem des Neckar-Käpt’n sei nämlich nicht mehr an die eigene Website angeschlossen.
Eigener touristischer Verband bereits vorhanden
„Wir sind nicht in seine touristische Partnerschaft eingetreten, weil wir bereits einen touristischen Verband haben, die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH. Wir sind der offizielle touristische Vermarkter“, so Gehrlach weiter. Mit im Verbund seien Stuttgart Marketing, etwa 40 Mitgliedskommunen, der Verband Region Stuttgart und die IHK Region Stuttgart. „Wir würden es bedauern, wenn die Schifffahrt reduziert wird“, ergänzt Gerlach.
Neckar-Käpt’n hofft auf Unterstützung der Stadt
Der Unternehmer Caspar hat sich mehrmals an die Stadt gewandt und um Unterstützung gebeten. Zuletzt hatte die CDU-Gemeinderatsfraktion in einem Antrag gefordert, dass die Stadt der Neckar-Personenschifffahrt eine Perspektive geben solle. Bereits im April war das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit einem Sparkurs in die Saison gestartet. Der Mittelständler hoffe immer noch auf Unterstützung der Stadt in finanzieller und organisatorischer Hinsicht, hatte der Pressesprecher des Neckar-Käpt’n, Heiko Volz, erklärt.
Linienfahrten ab Stuttgart und Ludwigsburg nur noch bis Oktober
Der Sparkurs sieht auch vor, dass der Neckar-Käpt’n Linienfahrten ab Stuttgart und Ludwigsburg nur noch bis Oktober anbieten will. Zwar sei das vergangene Jahr mit 85 000 Fahrgästen sehr erfolgreich verlaufen, und in diesem Jahr seien die Schiffe gut gebucht, so Caspar, man wolle aber kürzertreten. So seien die Schleusen- und Hafenfahrten bereits eingestellt worden. Im kommenden Jahr soll es weiterhin Veranstaltungen und gebuchte Charterfahrten für Firmen und Gruppen geben. Bleiben soll auch der Linienverkehr zwischen Marbach und Besigheim.
Steigende Kosten und Altlasten vom Vorbesitzer
Als Grund für die Sparmaßnahmen verwies Caspar auch auf Schwierigkeiten mit Altlasten vom Vorbesitzer, die zu hohen, ungeplanten Kosten für Nachrüstung der Schiffe und Anleger geführt hätten. Hinzu kämen Personal- und Energiekosten, Zinsen und zwei unerwartete Motorschäden. Die Schiffe sowie Anlegestellen benötigten permanente Wartung. Aktuell sorgte das Hochwasser für Schäden. Auch seien Fahrten ausgefallen und mussten storniert werden. Angaben zur Höhe des Defizits machte Caspar nicht. Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb erklärte, dass er und andere Stellen im Austausch mit Caspar seien, etwa für eine Beschilderung am Neckarknie und für die Bekanntmachung des Unternehmens über die Homepage der Stadt. Zudem investiere die Stadt in die Infrastruktur am Neckar mit Millionenbeträgen, auch an der Anlegestelle Wilhelma.