Im Bereich des Kirchplatzes wird das Welzheimer Stadtzentrum attraktiver Foto: Gottfried Stoppel

Die Untere Wilhelmstraße in Welzheim wird umgestaltet: Die einstige Landesstraße wird gestalterisch ihrer neuen Funktion angepasst. Das Ziel: mehr Aufenthaltsqualität für alle.

Welzheim - Einst rollte der gesamte Verkehr in Richtung Schorndorf, Gschwend, Murrhardt oder Rudersberg auf der damaligen Landesstraße L 1050 quer durch Welzheim, direkt an Kirchplatz und Feuersee vorbei. Seit vor knapp 20 Jahren die Umgehungsstraße westlich der Stadt den Durchgangsverkehr um die Limesstadt herum leitet, hat sich die Funktion und vor allem die Frequenz auf der Wilhelmstraße deutlich verändert. Vor zehn Jahren ist diese auch formal zur Gemeindestraße herabgestuft und zur verkehrsberuhigten innerörtlichen Straße umgebaut worden.

Den bisherigen Veränderungen wird jetzt im Bericht der Unteren Wilhelmstraße entlang des Kirchplatzes eine weitere folgen. „Zu drei Vierteln ist die Umgestaltung fertig“, sagt der Welzheimer Bürgermeister Thomas Bernlöhr. Die einst auto-orientierte Durchgangsstraße für den regionalen Verkehr wird zur für alle attraktiv gestalteten innerörtlichen Einkaufsstraße umgestaltet – mit ansprechender Aufenthaltsqualität und Parkangebot für die Kundschaft der Läden und sonstigen Einrichtungen entlang der Wilhelmstraße.

Bernlöhr: eine Lösung mit der jeder leben kann

Auf dem Straßenabschnitt bleibt es bei der bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung. „Tempo 20 ist zwar langweilig“, sagt dazu der Rathauschef, „aber ich glaube, dass es richtig ist.“ In einem offenen Beteiligungsprozess seien Lösungen gefunden worden, mit denen jeder leben könne. „Das ist kein fauler Kompromiss“. Das Interesse der Bürgerschaft an diesem Thema habe sich auch jüngst bei der entscheidenden Ratssitzung gezeigt: „Um die 100 Leute im Ratssaal, das haben wir auch nicht jeden Tag.“

Unter anderem sei die Anzahl und Platzierung der Parkplätze eines der Hauptthemen bei der bewusst groß und offen angelegten Bürgerbeteiligung für das Projekt einer attraktiven Unteren Wilhelmstraße gewesen, so Bernlöhr. Entlang des Straßenabschnitts werden es nun fünf mehr sein, als in den ursprünglichen städtebaulichen Planungen vorgesehen. Sie sind jeweils ausschließlich aus Fahrtrichtung schräg anfahrbar vor der Apotheke am Kirchplatz und an der Limes-Buchhandlung platziert. Zusätzlich gibt es einen neuen Behindertenparkplatz direkt vor der Kur-Apotheke, und vor der Bäckerei Joos ist eine Fläche für die Außenbewirtschaftung reserviert. An der Parkplatzfrage hatten sich auch in der Ratssitzung nochmals Debatten entzündet, bei der die Welzheimer Gemeinderäte dann aber einstimmig grünes Licht für die Umbaupläne gegeben haben.

Freitreppe und Kinderspielplatz

Ein zentrales Element der Gestaltung des an die Wilhelmstraße angrenzenden östlichen Kirchplatzes ist eine Freitreppe. Diese soll laut der Stadtplaner zum einen eine „neue Blickachse zwischen Oberem und Unterem Kirchplatz eröffnen“ und außerdem selbst zum attraktiven Aufenthaltsort werden. Über den optimalen Standort für den allseits erwünschten Kinderspielplatz in der Stadtmitte herrscht noch Uneinigkeit: soll er am bisheriger Stelle bleiben oder nördlich bei der Mediathek sein? Die Verwaltung wird dem Gemeinderat hierzu noch detailliertere Planungen vorlegen, heißt es im Beschluss.

Etwas umstritten blieb bis zum Schluss auch vis-a-vis des Kirchplatzes die Sperrung der Zufahrt zur Rienharzer Straße. Diese will man nun versuchsweise und zeitlich begrenzt austesten – samt der damit verbundenen Vergrößerung der Außenfläche der benachbarten Eisdiele. Der Bereich soll, so ist es mit den Straßenverkehrsbehörden abgesprochen, mit Pflanzkübeln provisorisch gestaltet werden.

Für den Umbau des Bereichs Untere Wilhelmstraße und östlicher Kirchplatz samt Sanierung der Kanäle unter dem Straßenabschnitt rechnen die Planer mit Kosten von rund 1,1 Millionen Euro. Laut der jüngst neu gestalteten Städtebaurichtlinie winken Fördermittel des Landes in Höhe von voraussichtlich 430 000 Euro. Bis zu den Heimattagen im Sommer des kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten im Zentrum erledigt sein.