Mohammed Hassan Mohamud ist mit seiner Familie aus Somalia geflohen und lebt in einem Flüchtlingslager in Kenia. Als Ältester ist er für seine sieben Geschwister verantwortlich. Foto: Koch

Seit acht Jahren lebt - Mohammed Hassan Mohamud in einem Flüchtlingslager in Kenia. Für ein paar Tage war in Davos, dort wo sich wie jedes Jahr Spitzenpolitiker, Top-Manager, Wissenschaftler und Klimaschützer trafen. Durch Zufall wurde er ausgewählt.

Davos - Mohammed Hassan Mohamud fühlt sich beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos als Außenseiter. „Eine unsichtbare Wand steht zwischen mir und den anderen“, sagt er. Mohamud hat das Gefühl, dass sich die Teilnehmer in Davos nicht wirklich für seine Lage interessieren. Bis gestern amtierte er noch als Vizevorsitzender des diesjährigen Forums. An diesem Samstag muss er zurückfliegen in das Flüchtlingslager Kakuma in Kenia, wo er lebt. Dort sind er und seine Familie wegen des seit 1991 tobenden Bürgerkriegs aus Somalia geflohen. 20 von 28 Lebensjahren hat Mohamud inzwischen im Lager Kakuma zugebracht. Dort leben fast 185 000 Menschen leben. Anfangs wohnten die Flüchtlinge in Zelten. Mittlerweile stehen dort Hütten mit Blechdächern. In zwei Räumen lebt Mohamuds elfköpfige Familie dort. Weil Mutter und Vater gestorben sind, ist er als Ältester verantwortlich für seine sieben Geschwister.

 

Nur mit Mühe bekam Muhamad ein Visum

Die Bewohner von Kakuma sind bei der Versorgung auf die Vereinten Nationen angewiesen. Von den Lebensmittelrationen könne man manchmal etwas zurücklegen, um es in einem kleinen Laden zu verkaufen, erzählt Mohamud. Dadurch verdient die Familie sporadisch etwas Geld. Er besuchte die Grundschule des Lagers und hat dort anschließend auch eine höhere Schule absolviert. Weil sein Englisch gut ist, arbeitet er jetzt als ehrenamtlicher Übersetzer. Durch Zufall kam er in Kontakt mit Vertretern des Weltwirtschaftsforums, die so beeindruckt von ihm waren, dass sie ihn als Vizevorsitzenden des diesjährigen Managergipfels einsetzten. Das WEF kann Mohamud so zumindest temporärer eine Alternative zum Lagerleben ermöglichen.

Trotzdem erhielt der junge Mann nur mit Mühe und Not ein Schweizer Visum. Die Mitarbeiter der Botschaft in Nairobi hätten befürchtet, er würde in Europa untertauchen, erzählt Mohamud. Heute geht sein Flug zurück nach Kenia. Die Chance, das Lager verlassen und ein normales Leben beginnen zu können, seien eher gering, sagt er. Er würde gerne Politik an einer Uni studieren und hat sich mehrmals beworben. Muhamad wurde aber immer abgelehnt. Ein Problem ist, dass er keinen Pass hat. Möglicherweise kann und will ihm das WEF helfen, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Ob das klappt, ist aber nicht sicher.

Trifft man Mohamud zum Interview, wartet er nicht auf die erste Frage, sondern stellt selbst eine: „Warum nimmt Europa nur die Leute aus Afrika auf, die die gefährliche Bootsfahrt über das Mittelmeer riskieren und dabei nicht ertrinken?“ Er fordert europäische Politiker auf, sich auch für die Flüchtlinge in den Camps zu engagieren und wenigstens einigen von ihnen eine legale Einwanderung zu ermöglichen.