Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Foto: dpa

Deutschlands oberster Banker Ackermann sieht die Weltwirtschaft auf düstere Zeiten zusteuern.

Frankfurt/Main - Erneut brechen die Börsen ein, die Konjunktursignale stehen auf rot, die Nerven in der Finanzszene liegen blank: Deutschlands mächtigster Banker, Josef Ackermann, fühlt sich bereits an den Herbst 2008 erinnert. Damals war die Weltwirtschaft nach dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers in eine tiefe Rezession gestürzt. Der deutsche Leitindex brach am Montag prompt ein. Der Dax sackte auf den tiefsten Stand seit September 2009 ab und verlor zwischenzeitlich mehr als 4 Prozent.

„Seit Jahresbeginn haben manche europäische Banken sogar ein Drittel und mehr ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt“, sagte der Deutsche-Bank-Chef auf der „Handelsblatt“-Tagung „Banken im Umbruch“ am Montag in Frankfurt. In das Bild passe, dass die Märkte für Staatsanleihen stark schwankten, auch in Deutschland und den USA. Selbst der Aufwärtstrend des Goldpreises verlaufe nicht stetig.

Erinnerungen an den Herbst 2008

„All dies erinnert an den Herbst 2008, obwohl der europäische Bankensektor im Vergleich zu damals heute deutlich besser kapitalisiert und weniger von kurzfristiger Liquidität abhängig ist“, sagte Ackermann. Außerdem hätten die Banken weniger toxische Aktiva in ihren Bilanzen, und das Risikomanagement habe sich verbessert. Für die Deutsche Bank selbst schloss Ackermann ein Sparpaket nicht aus, sollten die Turbulenzen an den Finanzmärkten anhalten.

Am Wochenende schlugen bereits die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) Alarm. Aktienhändlerin Anita Paluch von ETX Capital verwies auf den enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht sowie auf die wieder zunehmenden Sorgen, ob Griechenland seine Reformvorhaben umsetzen könne.

Lagarde warnt vor Rezession

Weltbank-Präsident Robert Zoellick hatte angesichts von Schuldenkrise und abflauender Konjunktur erklärt, es bestehe das Risiko, „in diesem Herbst in eine neue Gefahrenzone“ zu rutschen. IWF-Chefin Christine Lagarde warnte gar vor einem Rückfall in die Rezession. Deshalb müssten etwa wachstumsfördernde Maßnahmen ergriffen werden, „um eine drohende Abwärtsspirale abzuwenden“.

Ackermann sagte hingegen: „Es ist objektiv schwierig einzuschätzen, wie sich die Weltwirtschaft entwickeln wird und ob sich letztlich die Inflations- oder doch eher die Deflationsängste als zutreffend erweisen.“ Zudem sei noch nicht klar, wie sich die Finanzmarktturbulenzen auf die Realwirtschaft auswirken.

Eines sei angesichts der Löcher in den Staatshaushalten aber klar: Die Wirtschaftspolitik habe wenig oder gar keinen Spielraum, mit Steuersenkungen oder Subventionen gegen eine Wirtschaftsflaute vorzugehen.

Nach Ansicht des Schweizers sind die Banken von den Auswirkungen der Schuldenkrise in vielfältiger Weise betroffen, etwa durch ihr Engagement in den Schuldenländern. Die Aussichten für Europas Banken insgesamt seien im Heimatmarkt nicht gerade rosig. Dabei greife es zu kurz, die Ursachen für die Verwerfungen an den Märkten entweder alleine in der vermeintlichen Unfähigkeit der Politik oder nur in der irrationalen Panik an den Märkten zu sehen.

Allerdings werde die Nervosität an den Finanzmärkten anhalten, solange die Politik nicht klarmache, wie sie die Schuldenberge abbauen wird, warnte Ackermann.