Schönes Wetter, ein gutes Buch – so kann Glück auf dem Schlossplatz aussehen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Kürzlich wurde der jährliche Welt-Glücks-Bericht herausgegeben. Finnland führt das Ranking an, Deutschland liegt auf Rang 22. Was macht laut der Studie glücklich und wie zufrieden sind die Menschen im Kessel?

Platz 22 von 147 – Mit diesem gar nicht mal schlechten Ergebnis kann Deutschland im Welt-Glücks-Bericht 2025 aufwarten. Die aktuell auf der Seite des „World Happiness Report“ veröffentlichte Statistik gibt Auskunft über das Wohlbefinden der Menschen auf dem ganzen Globus.

 

Was zuerst wie eine wenig hieb- und stichfeste Plakativumfrage klingt, basiert allerdings auf hohen wissenschaftlichen Standards. Das ganze Jahr über werden für den Bericht von einem interdisziplinären Forscherteam der Universität Oxford Interviews geführt, aus welchen die gesammelten Daten stammen. Der fertige Bericht wird seit 2012 jedes am 20. März, dem internationalen Welt-Glücks-Tag veröffentlicht. Einsehbar sind die zusammengetragenen Daten dann auch auf der Website des World Happiness Report unter https://data.worldhappiness.report/table.

Worum geht es in dem Report?

Für das Ranking werden jährlich mehr als 100.000 Menschen aus allen Ecken der Welt befragt, wie sie ihre wahrgenommene Lebensqualität auf einer Skala von eins bis zehn bewerten: Ein Punkt steht hierbei für das kleinstmögliche Glück, zehn Punkte für die größte Menge. Die auf diesen Daten basierende Länderliste ist Teil eines komplexeren Berichts, bei dem neben der subjektiven Glücks-Bewertung auch noch Faktoren wie die durchschnittliche Lebenserwartung oder die Korruptionsrate miteinfließen.

Dementsprechend bilden sich im Report auch die verschiedenen Lebensstandards ab: Spitzenreiter auf dem ersten Platz ist Finnland mit einem durchschnittlichen Wert von 7,7 Punkten. Gleich dahinter kommen so gut wie alle anderen skandinavischen Länder. Die Schlusslichter sind dieses Jahr der Libanon, Sierra Leone und auf dem letzten Platz rangiert Afghanistan mit einem Betrag von 1,3. Und was ist mit Deutschland? Das kletterte von Platz 24 im Jahr 2024 auf Rang 22 und befindet sich damit ziemlich weit oben. 6,7 Punkte vergaben die Deutschen dieses Jahr im Schnitt, einen Punkt weniger als die Menschen aus dem tabellenführenden Land Finnland.

Liegt das Glück auf dem Schlossplatz?

Woran könnte der gute Rang liegen? Und wie glücklich sind die Menschen im Kessel? Will man die Antwort auf diese Fragen wissen, befragt man die Stuttgarterinnen und Stuttgarter am besten persönlich. Am Weltglückstag, der dieses Jahr passend auf den kalendarischen Frühling fällt, ist in der Innenstadt viel Trubel. Bei bestem Wetter sitzen zahlreiche Menschen auf den Bänken auf dem Schlossplatz, lesen, unterhalten sich oder essen ein Eis.

Zwei alte Schulfreundinnen haben sich dort zum Quatschen getroffen und dementsprechend gute Laune. Sie bewerten ihr Glücks-Level momentan mit 8 und 9 Punkten. „Ich bin gesund, meine Familie unterstützt mich, ich habe eine Wohnung, ...“ , zählt Chrissy Tille die Gründe für ihre hohe Wertung auf. Die junge Frau ist dankbar für ihre Lebensumstände und die Unterstützung, die sie in ihrem Leben erfahren darf.

Auch ihre Freundin Selena Schiebelbein ist insgesamt zufrieden. Für die Studentin spielt neben den äußeren Umständen auch Selbstverwirklichung eine Rolle: Sie ist „zufrieden mit dem, wie das Leben läuft“, wo sie steht und sie ist stolz darauf, wie weit sie in ihrem Leben bis jetzt gekommen ist. Eine Sache gibt es allerdings, die Schiebelbein zu einer noch höheren Glücks-Bewertung ihrer Lage fehlt. „Mehr finanzielle Unabhängigkeit!“ Momentan ist die Studentin zum Teil auf BAFöG angewiesen, und die Förderung sei mit viel bürokratischem Aufwand, Nerven und Papierkram verbunden.

Auch Orte in Stuttgart sorgen für Glück

Etwas weiter weg sitzt ein Herr auf einer Bank schaut dem bunten Treiben auf dem Schlossplatz zu. Gefragt nach seinem Zustand ist für ihn die Antwort klar. „Allgemeine Zufriedenheit“, so würde er sein Leben momentan beschreiben und gibt dementsprechend 9 Punkte. Gesundheit und seine Familie sind die Dinge, die ihm am meisten Glück schenken. Auch die Natur ist für den Stuttgarter wichtig. So kann er sich auch den ersten Platz für Finnland erklären, einem Land, in dem die Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer fast 15 mal kleiner ist als die in Deutschland. Neben Gesundheit und seiner Familie sorgen auch verschiedene Orte und Aussichtspunkte in der Landeshauptstadt, wie die Karlshöhe oder der Fernsehturm, für Glück in seinem Leben. Mal das Auge schweifen lassen, in Ruhe die Weite genießen -„Stuttgart hat da schon einiges zu bieten“, findet er.

Richtige Glücksorte in Stuttgart neben dem Schlossplatz kennt ein Paar, das momentan zu Besuch im Kessel ist, noch nicht. Mit ihrer Vergabe von 8 Punkten in Bezug auf ihr persönliches Glück reihen sie sich allerdings gut unter den befragten Stuttgartern ein. „Gesundheit, Wohlergehen und Friede in der Familie“ sind die Aspekte, die für die beiden ein gutes Leben ausmachen- hätten sie mehr Zeit für Zweisamkeit, Familie und Freunde, wäre der Wert noch höher.

Erfahrungen und Erlebnisse, nicht Erwartungen und Ergebnisse

Enge Beziehungen, Gesundheit und Zeit für Wichtiges- das sind die Aspekte, die für viele der befragten Stuttgarterinnen und Stuttgarter mit einem hohen Glückslevel zusammenhängen. Damit stimmen ihre Prioritäten genau mit den Beobachtungen der Glücksforscher des World Happiness Report überein. Laut ihren Recherchen haben beispielsweise enge Freundschaften extrem positive Effekte auf die mentale Gesundheit der Menschen. Auch eine hohe Lebenserwartung trägt laut den Wissenschaftlern der Oxford University einen enormen Teil zu einer zustimmenden Bewertung des eigenen Lebens bei.

Burak Özüak genießt auf dem Schlossplatz die Sonne Foto: StZ/Anna Simon

Zeit hat Burak Özüak, der auf einer Bank in der Sonne auf seine S-Bahn wartet, nicht so viel. Zu einem kurzem Gespräch ist er allerdings trotzdem bereit. Was bedeutet für ihn Glück? Während für viele Menschen äußere Bedingungen die wichtigsten Faktoren sind, ist das Glück für ihn eine innere Einstellung, eine besondere Perspektive auf die Welt. Nach einer kurzen Bedenkzeit teilt er eine durchdachte Definition: Ein Leben sei glücklich, wenn es eher „von Erfahrungen und Erlebnissen, und nicht von Erwartungen und Ergebnissen“ geprägt und geleitet werde. Glück sei die Möglichkeit, „ein Leben zu führen, das ich leben möchte und auch so leben kann.“ Selbstbestimmung und Freiheit sind für Özüak der Weg, zu einem zufriedenen Leben zu gelangen. Insgesamt sei sein Leben erfüllt. Auf einer Skala? - „8 Punkte!“

Glück ist subjektiv und für jeden anders

Eine Stuttgarter Studentin, die mit einem Freund die Semesterferien auf dem Schlossplatz genießt, hat nochmal einen anderen Einfall zur Definition von Glück: Der Begriff Glück beinhaltet neben der Lebensqualität und dem allgemeinen Wohlbefinden ja auch noch den Aspekt des „Glück gehabt“- das Glück, das einem zufällig passieren kann. Man kann es also entweder selber machen, oder es geschieht einfach. Wie zum Beispiel eine fremde Person, die einen in der Bahn anlächelt. Oder einfach Sonnenschein. „Kleine Dinge machen mich glücklich, es müssen nicht immer die großen sein“, erzählt die junge Frau. Ihre Glückswerte beziffern die beiden dementsprechend insgesamt mit 8 und 9 Punkten. Was zu einer 10 noch fehlt? „Noch besseres Wetter“, antwortet ihr Begleiter. Gut, dass nicht nur Tag des Glücks ist, sondern nun auch offiziell der Frühling beginnt.