Eine Impfdosis Pandemrix gegen die sogenannte Schweinegrippe wird von einem Mediziner zur Injektion vorbereitet. Foto: Boris Roessler/dpa

Hochansteckende Krankheiten können sich weltweit schnell verbreiten. Doch die Menschheit ist nur unzureichend darauf vorbereitet, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei einer Influenza-Pandemie könnten Millionen Menschen sterben.

New York/Berlin - Ein Gremium von WHO und Weltbank hält die weltweiten Vorsichtsmaßnahmen gegen eine globale Epidemie (auch: Pandemie) für „völlig unzureichend“. „Es ist schon längst an der Zeit zu handeln“, schreiben die Mitglieder des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) in einem Bericht, der am Mittwoch (18. September) veröffentlicht wurde.

Vorsichtsmaßnahmen völlig unzureichend

Zahlreiche Dinge müssten demnach verbessert werden – den Fokus legt der Ausschuss dabei auf sieben dringende Maßnahmen. Unter anderem fordert das GPMB Regierungen aller Nationen auf, die Vorbereitungen auf eine mögliche Pandemie als integralen Bestandteil nationaler und globaler Sicherheit zu sehen.

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Dass die Vorsichtsmaßnahmen aktuell völlig unzureichend sind, bestätigt auch Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité. Eine Studie aus dem Jahr 2006 im Fachmagazin „The Lancet“ kam zu dem Ergebnis, dass bei einer globalen Influenza-Pandemie 51 bis 81 Millionen Menschen ums Leben kommen könnten. Diese Zahlen hält Drosten für gerechtfertigt.

Schweinegrippe forderte mehr als 18 4000 Opfer

Der letzten Pandemie – der Schweinegrippe – fielen nach WHO-Angaben mehr als 18 400 Menschen in rund 200 Ländern zum Opfer. In Deutschland gab es 2009/2010 über 226 000 gemeldete Fälle, 258 Patienten starben. Doch die Auswirkungen des H1N1-Virus fielen trotzdem vergleichsweise glimpflich aus. „Das heißt nicht, dass eine zukünftige Pandemie auch so mild verlaufen muss“, erklärt Drosten.

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Ein Hauptwerkzeug gegen solche Erkrankungen sind für den Experten Impfstoffe. Auch neue Medikamente gegen Viren seien wichtig. „Wir müssen uns vor allem auf Viren vorbereiten, weil die einfach besser übertragbar sind.“

Doch nicht nur die harte Wissenschaft ist gefragt. Institutsleiter Drosten spricht davon, dass es bei Krankheitsfällen beispielsweise eine verbesserte Kommunikation zwischen Ländern und Behörden geben muss. Verstärkte Koordinationsmechanismen wünscht sich auch das GPMB – unter anderem bei den Vereinigten Nationen.

Die zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen

Vom Klimawandel bis zu gefährlichen Superkeimen: Laut WHO ist die Gesundheit der Menschheit durch zehn Faktoren besonders bedroht.

1. Luftverschmutzung und Klimawandel

2. nicht-übertragbare Krankheiten (Diabetes, Krebs etc.)

3. globale Influenza-Pandemie

4. fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung aufgrund von Krisen und Konflikten

5. gegen Medikamente resistente Viren und Bakterien

6. Ebola und andere Superkeime

7. lückenhafte Primärversorgung

8. Impfskepsis

9. Dengue-Fieber

10. HIV und AIDS

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Die Drei Milliarden-Ziele der WHO

In ihrer strategischen Planung hat die Weltgesundheitsorganisation für die Jahre 2019 bis 2023 ein „Drei-Milliarden-Ziel“ formuliert: Eine Milliarde Menschen mehr als bislang sollen verbesserten Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten, eine Milliarde mehr sollen vor Gesundheitsbedrohungen geschützt werden und eine Milliarde mehr Menschen soll es 2023 gesundheitlich besser gehen als heute.