Zirkusgründer Henk van der Meijden und seine Tochter Elisa (hier beim letzten Gastspiel auf dem Wasen im Jahr 2019) haben schweren Herzens Stuttgart verlassen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Stuttgart liebt den Weltweihnachtscircus: Über eine „Welle der Solidarität“ nach der kurzfristigen Absage freut sich Zirkuschef Henk van der Meijden. Die Sorge der Fans ist groß, was aus den Artisten wird, die vor Weihnachten ihren Verdienst verlieren.

Stuttgart - Mit „Schmerzen im Herzen“ haben Henk van der Meijden und seine Tochter Elisa van der Meijden ihren Weltweihnachtscircus für diesen Winter in Stuttgart abgesagt. So traurig die beiden darüber sind, so sehr freuen sie sich über eine „Welle der Solidarität“, die sie seitdem spüren. Etliche Leserinnen und Leser unserer Zeitung fragen, ob sie für die Artistenteams spenden können, damit diese vor Weihnachten nicht ohne Einnahmen dastehen.

„Das ist ganz toll“, sagt der 84-jährige Zirkuschef. Es sei ihm gelungen, für nicht wenige Künstlerinnen und Künstler Ersatzauftritte zu besorgen. „Wir haben die Besten der Welt auf den Wasen geholt“, versichert er, „um die Stars der Branche reißen sich die Veranstalter.“ Deshalb kämen viele nun an anderen Spielorten kurzfristig unter, wo man die Auftrittsmöglichkeiten nicht so sehr verschärft habe wie in Baden-Württemberg.

In Zürich, im Palazzo und in Köln wird weiterhin gespielt

„Beim Zirkus Knie in Zürich, beim Palazzo in Mannheim und beim Kölner Weihnachtscircus darf noch gespielt werden“, weiß Henk van der Meijden. Die russischen Artisten seien im Staatszirkus ihrer Heimat beschäftigt und bekämen Geld auch ohne Gastspiele. Die Reise- und Hotelkosten hatte der holländische Produzent für etwa 100 Artistinnen und Artisten bezahlt, die im längst aufgebauten Zirkuszelt auf dem Wasen bereits geprobt hatten. Die Produktionskosten und die Investitionen für das neue, größere Zelt liegen im sechsstelligen Bereich. 40 000 Karten waren bereits verkauft (sie können zurückgegeben oder für nächstes Jahr behalten werden). „Hätten wir nicht das Signal der Landesregierung erhalten, dass wir mit unserem neuen Zelt für 3300 Personen, das wir nur zur Hälfte füllen, spielen dürfen, wären wir gar nicht gekommen und hätten nicht aufgebaut“, betont van der Meijden.

Doch erst nach dem Probenbeginn und wenige Tage vor der geplanten Premiere kam das Aus mit der neuen Coronaverordnung von Baden-Württemberg. Mit einer Obergrenze von 750 Gästen rechnet sich der Spielbetrieb eines Weltklasseprogramms nicht. Der Zirkuschef kann nicht so recht verstehen, warum das Musical mit 750 Personen spielen darf, die wesentlich enger sitzen, als er seine Gäste im riesigen Zelt platzieren wollte, er aber aufgeben muss.

Damit sein Unternehmen wirtschaftlich überlebt, wird Henk van der Meijden nun öffentliche Gelder im Land oder im Bund beantragen, um nicht auf den hohen Kosten nach der kurzfristigen Absagen sitzen zu bleiben. Sein Blick geht bereits nach vorne. „Wir sind dabei, die nächsten Programme für die kommenden Jahre zu planen“, sagt er.

Van der Meijden beantragt Unterstützung nach der kurzfristigen Absage

Angesichts der vielen aufmunternden Reaktionen und den Angeboten, für Artisten spenden zu wollen, wird es ihm ganz warm ums Herz. „Stuttgart ist eine tolle Stadt!“, betont der Zirkuschef erneut.