Andreas Kroll (links), der Chef von in.Stuttgart, ehrt Henk van der Meijden und Monica Strotmann in der Manege. Rechts: Hans-Peter Haag, der Chef des Musiccircus. Foto: engelhard-photography

In 30 Jahren hat der Holländer Henk van der Meijden Stuttgart zur „Zirkushauptstadt der Welt“ gemacht. Dafür wird er am Freitagabend unter tosendem Beifall in der Manege geehrt. Sehr emotional bedankt sich der 87-Jährige beim Stuttgarter Publikum.

In seinem langen, ereignisreichen und erfüllten Leben haben sich viele Träume erfüllt – erst als Autor der täglichen Promikolumne „Privé“ der holländischen Zeitung „De Telegraaf“, seit den 1970ern als Chef des Entertainment-Unternehmens Stardust International mit Sitz in Amsterdam. Vor 30 Jahren hat Henk van der Meijden in Stuttgart den heute weltweit größten Weihnachtscircus gegründet. Das „Schöne am Zirkus“, so lautet eine seiner Weisheiten, sei, „dass dort wenig geredet werde“. Am Freitagabend aber muss der 87-Jährige in der Manege selbst eine Rede halten, die den über 2500 Zuschauerinnen und Zuschauern unter die Haut geht.

 

Wo die Besten die Besten treffen

Andreas Kroll, der Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die für die Vermietung des Cannstatter Wasen verantwortlich ist, bedankt sich bei dem Grand Seigneur der Artistenwelt dafür, dass Stuttgart zur Zirkushauptstadt geworden sei. Dafür überreicht er von der Meijden, der in der Manege von seiner Frau Monica Strotmann begleitet wird, eine extra zum 30. Geburtstag geschaffene Auszeichnung. Monte Carlo hat „nur“ ein Zirkusfestival – die dortigen Stars und Preisträger sind meist davor in Stuttgart zu Gast, in der Stadt, in der die Besten die Besten treffen.

Mucksmäuschenstill ist es im Zelt, da Henk van der Meijden das Wort ergreift. „Jetzt ist es offiziell“, sagt er, „wir sind Zirkushauptstadt der Welt.“ Es möge stimmen, dass er mit seiner Familie ein „sensationelles Programm“ nach Stuttgart bringe. Doch es stimme ebenso, was er in unserer Zeitung las: Auch das Publikum sei „sensationell“. Der 87-Jährige setzt noch eins drauf: „Es ist das Sensationellste von allen!“ Bei den Menschen der Zirkusstadt Stuttgart bedankt er sich „für die Treue“, ebenso bei seinem Partner Hans-Peter Haag vom Musiccircus, dem örtlichen Veranstalter. Schließlich ruft der Seniorchef laut: „May All Your Days Be Circus Days!“

Unfall bei den Artisten aus China

Mit dem bisherigen Verlauf der Spielzeit zum Jubiläum ist van der Meijden sehr zufrieden, wie er später im Foyer sagt. Die Nachfrage ist so gut, dass in dieser Woche gleich drei Vorstellungen pro Tag stattfinden. Monica Strotman erinnert sich daran, wie es vor 25 Jahren mit den Shows am Vormittag begonnen hat. Es lag an dem Orkan Lothar, der das gut gebaute Zelt auf dem Wasen zwar nicht wegfegen konnte, aber es doch schon beschädigte. Viele Gäste, die Karten gekauft hatten, konnten erst später kommen – dafür wurden Vorstellungen um 10 Uhr organisiert.

Beim Auftritt der radfahrenden Artisten aus China gab es einen Unfall. /Max Kovalenko

Bei dem Auftritt der chinesischen Radfahrer – einem Höhepunkt der Show – habe es leider einen Unfall gegeben, berichtet van der Meijden. Ein Artist stürzte, wurde mit dem Notarzt in ein Krankenhaus gebracht. Zum Glück habe er nichts gebrochen, aber darum gebeten, nach China zurückfliegen zu können. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt – seine Kollegen übernehmen seinen Part.

Den Stab hat der Zirkusgründer nun offiziell an seine 1990 geborene Tochter Elisa von der Meijden und ihren 27-jährigen Partner Dalien Cohen weitergereicht. „Beide haben Zirkusblut“, freut sich Henk van der Meijden. Bessere Nachfolger könne es nicht gebe. Cohen ist als neuer Zirkuschef quasi Bürgermeister des Zirkusdorfs und der Chef von etwa 200 Mitarbeitern.

Wenn man sieht, wie Dalien Cohen mit seinen Leuten unterm Chapiteau agiert, könnte man meinen, er ist ein Zirkuskind. Dabei wurde er nicht in diese bunte und fröhliche Welt hineingeboren – die Liebe hat ihn dorthin geführt! In Amsterdam führte er eine Gaststätte, als Elisa van der Meijden, die Tochter von Henk, 2018 zu einer Party kam. „Noch im selben Jahr war Elisa schwanger“, berichtet Cohen lächelnd. Inzwischen hat das Paar zwei Söhne, ein dritter Sohn ist unterwegs und wird in Kürze erwartet. An der dritten Generation des Zirkusunternehmens mangelt es also nicht.