Ein Junge zapft im südafrikanischen Johannesburg Wasser aus einem Tanklaster. In vielen Ländern der Erde wird die Wasserknappheit immer dramatischer. Foto: dpa/Kim Ludbrook

Der Klimawandel verschärft dramatisch die Probleme rund um die Wasserversorgung – und erhöht damit die Verwundbarkeit von Staaten gegenüber extremen Naturereignissen. Drohen in Zukunft Kriege ums Wasser?

Berlin - Der Klimawandel verschärft Probleme mit der Wasserversorgung und erhöht die Verwundbarkeit von Gesellschaften. Bei extremen Naturereignissen wie einer Überschwemmung oder einem Wirbelsturm entstehe in Ländern mit schlechter Wasserversorgung wahrscheinlicher eine Katastrophe, stellt der am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Weltrisikobericht 2019 fest.

Wasserknappheit in armen Ländern

„Gerade in Entwicklungsländern muss die Politik dringend handeln und allen Haushalten sicheren Zugang zu sauberem Wasser verschaffen“, forderte Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnis Entwicklung Hilft, zur Veröffentlichung. „Nach extremen Naturereignissen muss die Wasserversorgung schnell wiederhergestellt werden, um Überleben zu sichern und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.“

Besonders armen Menschen fehle häufig ein eigener Wasseranschluss im Haushalt. Sie müssten an öffentlichen Wasserstellen Gebühren zahlen. Dabei zahlten die Ärmsten oft am meisten für Wasser, so Mucke.

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Die drei Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko sind die tropischen Inselstaaten Vanuatu, Antigua und Barbuda sowie Tonga. Deutschland liegt mit einem sehr geringen Risiko auf Rang 163 von 180. Insgesamt sei das Katastrophenrisiko in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika besonders hoch.

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Der Weltrisikobericht wird seit 2011 jährlich vom Bündnis Entwicklung Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum veröffentlicht. Der darin enthaltene Weltrisikoindex wurde gemeinsam mit dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen entwickelt.

Werden die Kriege der Zukunft um Wasser geführt?

Bereits 1985 hatte der damalige UN-Generalsekretär Boutros Boutros Ghali erklärt, dass der nächste Krieg im Nahen Osten nicht um Erdöl, sondern um Wasser geführt werde.

Rund drei Prozent des Wasserhaushalts der Erde besteht aus Süßwasser, das vor allem in Gletschern gebunden ist. Nur ein sehr kleiner Anteil existiert als flüssiges Süßwasser in Flüssen und Seen.

Weltweit verlieren schmelzende Gletscher jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis. Zu diesem Schluss sind kürzlich Forscher aus Zürich gekommen, die Satellitenmessungen und Beobachtungen vor Ort ausgewertet haben.

Die Forscher um Daniel Farinotti von der Universität Zürich schreiben in einer Studie im Fachjournal „Nature Geoscience“, die Welt verliere damit jährlich rund drei Mal das verbleibende Gletschervolumen der Europäischen Alpen. Die Gletscher hätten zwischen 1961 und 2016 mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis verloren.

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Gletscher schmelzen weltweit rapide dahin

Die Forscher schätzen das Eisvolumen von 215 000 Gletschern auf 158 000 Kubikkilometer. Das seien 18 Prozent weniger als der Durchschnitt früherer Schätzungen. Das Meereis und die zusammenhängenden Eisschilde Grönlands und der Antarktis ließen sie außer Acht. Rund die Hälfte der übrigen Gletscher liege in den arktischen Gebieten etwa von Nordamerika und Russland.

Die Gletscher des Himalayas und weiterer Gebirge Hochasiens haben nach den neuen Schätzungen zusammen nur 7000 Kubikkilometer Eis, ein Viertel weniger als bislang geschätzt.

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Damit sei zu befürchten, dass die Gletscherfläche dort schon in den 2060er – und nicht wie bisher angenommen in den 2070er Jahren – um die Hälfte geschrumpft sein werde. Das habe Konsequenzen für die Wasserversorgung. Die Gletscher Hochasiens speisen große Flüsse wie Indus, Tarim und die Zuflüsse des Aralsees. Davon hängen wiederum Hunderte Millionen Menschen ab.