Johannes Klaus in Burundi, inmitten einer Schar Kinder aus dem kleinen Dorf der Batwa, einem Pygmäen-Stamm. Foto: Klaus

Johannes Klaus war ein Jahr lang auf Weltreise und hat seine Erfahrungen in einem Blog geteilt.

Über ein Jahr lang war Johannes Klaus auf Weltreise. Seine Erlebnisse und Gedanken hat er in einem preisgekrönten Reiseblog festgehalten. Ein Gespräch über die Vorzüge eines digitalen Tagebuchs und die wirklich wichtigen Dinge auf einer Reise.

Meine Mutter ist über 70 und hat mit Internet nichts am Hut. Wie würden Sie Ihr erklären, was ein Reiseblog ist?
Ein Reiseblog ist ein Reisetagebuch, das man für sich und andere schreibt und im Internet öffentlich macht, so dass jeder darauf zugreifen kann.

Vier Eigenschaften, die Ihren Blog am besten beschreiben?
Unterhaltsam, inspirierend, detailverliebt - eine gute Mischung aus Texten, Videos und Fotos.

Was war zuerst da: die Idee für die Weltreise oder für den Blog?
Die Idee für die Weltreise. Der Blog war eigentlich nur für meine Freunde, Familie und mich selbst gedacht. Dass ich damit einen Preis gewonnen habe, war für mich völlig überraschend.

Warum wollten Sie Ihre Reise in einem Blog festhalten?
Ich bin gerne beschäftigt mit kreativen Projekten. Das hätte mir sonst auf so einer langen Reise gefehlt. Wenn man alleine reist, ist ein Blog eine schöne Art, anderen von sich und seinen Erlebnissen zu erzählen.

Welchen Anspruch hatten Sie für Ihr digitales Tagesbuch?
Ich habe relativ offen über meine Gefühle und Gedanken geschrieben, weil ich bei anderen Bloggern gemerkt habe, dass es das ist, was mich am meisten interessiert. In erster Linie wollte ich aber meine Erlebnisse mitteilen und festhalten. Ich habe dann gemerkt, dass die Leser auch interessiert, was mir so im Kopf rumgeht, über die Reiseerlebnisse hinausgehend. Das hat mich ermutigt, über Themen zu schreiben, für die im Alltag die Zeit zum Nachdenken fehlt.

Zum Beispiel?
Wie sich Freundschaften auf Reisen entwickeln.

Was ist da anders?
Reise-Freundschaften sind unterschiedlich. Manchmal sitzt man einfach nur nett zusammen und hat eine gute Zeit, manchmal entwickeln sich tiefe Freundschaften. Auf Reisen lässt man sich schneller auf andere ein und erzählt schneller von sich. Man weiß Dinge übereinander, die man zu Hause noch nicht mal nach einem Jahr erzählen würde.

Sind für Sie deshalb Begegnungen das Sahnehäubchen einer Reise?
Es gibt viele schöne Sachen beim Reisen, tolle Sehenswürdigkeiten, Strände - doch diese Dinge haben eine schnelle Halbwertszeit. Beim zehnten Strand ist man einfach nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Besonders viel Spaß hat mir gemacht, andere Reisende zu treffen. Solche Begegnungen haben mich sehr bereichert.

Sticht da eine heraus?
Ja, Alex, der Schwede. Ihn habe ich in Montenegro kennengelernt, und er ist danach immer mal wieder zu meiner Reise dazugestoßen. Wir haben zusammen viel erlebt, und es ist eine enge Freundschaft entstanden.

Der Kontakt zu Einheimischen war schwieriger?
Es ist toll, wenn sich das mal ergibt, aber oft sind die Kulturen einfach zu unterschiedlich. Eine freundschaftliche Kommunikation ist sehr schwer, meist ist man Gast oder Kunde, der andere Gastgeber. Einen Blog kann zu Hause jeder mitlesen und kommentieren. Dadurch ist man doch nie wirklich weg. Durch das Internet ist man viel enger mit der Heimat verbunden. Aber für mich ist das meistens eine Bereicherung, weil ich zwei Welten miteinander verbinden kann, die Reisewelt und die Beziehungen zu Hause. Mir fällt es dadurch leichter, längere Zeit wegzubleiben. Es hat aber auch negative Seiten.

Gab es von Mutter Ermahnungen?

Nein, das nicht. Es ist eher so, dass man sich durch das Internet über viele Orte vorher informiert und dadurch die Erfahrung des Entdeckens verloren geht, weil man beispielsweise bei Google schon virtuell durch die Straßen einer Stadt gelaufen ist.

Sind Sie bewusst allein auf die Weltreise gegangen?
Ja. Alleinreisen ist für mich eine gute Sache, weil ich dann gezwungen bin, Beziehungen zu anderen aufzubauen. Das war eine wichtige Erfahrung für mich. Außerdem muss man keine Kompromisse eingehen.

Was unterscheidet einen Blog vom Reiseführer?
Ein Reiseführer soll Tipps geben. Ich schreibe völlig subjektiv. Das hat eher Inspirationscharakter.

Sie hatten sich vorgenommen, ganz ohne Reiseführer auszukommen. Warum?
Ein Reiseführer kann nur eine begrenzte Anzahl von Informationen bieten, die gefiltert und, wenn sie in Druck kommen, oft schon veraltet sind. Es wird versucht, Objektivität zu vermitteln, aber faktisch ist es die subjektive Auswahl des Autors. Ich wollte mich von dieser Vorprägung befreien und schauen, wie weit ich mit Infos aus dem Internet oder von anderen Reisenden komme. Das hat gut funktioniert, solange es eine touristische Infrastruktur gab. Aber in Ländern wie Albanien, wo ich die Schrift nicht lesen konnte und wo kaum Touristen hinkommen, habe ich dann doch zu einem Reiseführer gegriffen.

Wie haben Sie Ihre Route zusammengestellt?
Ich wollte vor allem viel über Land reisen und wenig fliegen. Nicht unbedingt aus Umweltgründen, sondern um die Erfahrung zu machen, wie sich die Kulturen langsam verändern. Ich bin von Mannheim nach Osteuropa, über den Balkan, den Nahen Osten, Afrika bis nach Asien. Die genaue Route hat sich unterwegs entwickelt. Ich habe von Ort zu Ort, von Land zu Land entschieden.

Und die Finanzierung?
Gespart und wieder ausgegeben. Insgesamt waren es etwa 11 500 Euro für etwas mehr als 13 Monate.
Das ist nicht viel. Das ist eine Frage des Reisestils. Es gibt Leute, die mit noch weniger auskommen.

Welchen Minimum an Komfort brauchen Sie?
Das kann man so gar nicht sagen, weil es erstaunlich ist, an welche Zustände man sich gewöhnen kann. Im Sudan waren die hygienischen Verhältnisse unvorstellbar, trotzdem habe ich mich entschieden, in einem dreckigen Bett für zwei Euro zu übernachten statt in einem etwas weniger dreckigen für fünf Euro. Das ist schwer nachvollziehbar, aber in der Situation erschien mir das viel Geld. Die Komfortansprüche wechseln mit der Umgebung, wobei es schön ist, wenn man zwischendurch eine heiße Dusche hat. Darauf kann ein Europäer am wenigsten verzichten. Ja, das ist ein Genuss, den man nach tagelangem Entzug richtig feiern kann.

Wie geht es jetzt weiter?
Mein Blog ist seit kurzem beendet, weil ich nicht mehr so viel reise. Aber ich habe ein neues Projekt. Ich arbeite an einem Portal, auf dem die besten Reiseblogs gesammelt veröffentlicht werden. Denn zurzeit ist es recht schwierig, gute Reiseblogs zu finden.