Die neue A-Klasse ist Daimlers wichtigste Weltpremiere in diesem Jahr. Foto: Daimler

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat am Freitagabend in Amsterdam die neue A-Klasse von Mercedes-Benz präsentiert. Das Modell soll vor allem mit einem neuen Infotainmentsystem im Cockpit punkten.

Amsterdam - Der Start der A-Klasse war für Daimler ein Albtraum: Im März 1997 feierte der „Baby-Benz“ auf dem Genfer Automobilsalon Weltpremiere. Der Stuttgarter Autobauer wollte mit dem neuen Modell in die Kompaktklasse vorstoßen. Doch am 21. Oktober 1997 kippte ein Wagen in Schweden beim „Elchtest“, einem abrupten Ausweichmanöver, um. Die Auslieferungen wurden gestoppt, das Auto in Windeseile mit dem von Bosch entwickelten Schleuderschutz ESP nachgerüstet.

Mit langem Atem machte Daimler die A-Klasse nach dem holprigen Start binnen zwei Jahrzehnten zu einer Erfolgsstory. Sie wurde zum Kern einer ganzen Modellfamilie. Bis heute wurden weltweit mehr als fünf Millionen Kompaktwagen von Mercedes-Benz ausgeliefert. Jedes vierte verkaufte Fahrzeug der Marke mit dem Stern zählte 2017 zu diesem Segment.

Nichts mehr gemein mit dem „Elefantenschuh“

Die neue A-Klasse, die am Freitag in Amsterdam Weltpremiere feierte, hat nichts mehr gemein mit dem „Elefantenschuh“, wie Daimler-Mitarbeiter heute den kurzen Erstling wegen seiner knubbeligen Form verspotten. Es ist die zweite Generation nach der „Zeitenwende“, die mit einer Premiere 2012 in Genf eingeleitet wurde. Die A-Klasse wurde damals deutlich sportlicher gestaltet. Seither zieht das Modell wesentlich mehr jüngere und weibliche Kunden an. Das Durchschnittsalter liegt heute nach Angaben von Daimler zehn Jahre niedriger als zuvor und damit etwa bei Mitte 40 – ein „Riesenschritt“, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche sagt. Vier von zehn Kunden sind weiblich. In China wird sogar jeder zweite Wagen von einer Frau gekauft.

Von außen sieht die neue A-Klasse auf den ersten Blick nicht viel anders aus als das 2012 präsentierte Vorgängermodell. Die wichtigste Innovation ist das neue Cockpit mit großen Displays, die je nach Wunsch konfiguriert werden können und das Infotainmentsystem MBUX. Das Kürzel steht für Mercedes-Benz User Experience. Animierte 3D-Darstellungen des Autos lassen sich auf dem Bildschirm in Echtzeit drehen und heranzoomen. Die Einstellungen können einfach mit einem Fingertipp auf das 3D-Modell geändert werden. Das Scrollen durch lange Menüs entfällt.

Mit „Hey Mercedes“ wird der Sprachassistent eingeschaltet

Mit einer Taste am Lenkrad oder dem Kommando „Hey Mercedes“ wird der Sprachassistent eingeschaltet. Die Klimaanlage reagiert dann auf Kommandos wie „mir ist kalt“ oder „Temperatur auf 24 Grad“. Man kann aber auch fragen, wie gerade das Wetter in Paris oder wo die nächste Pizzeria ist.

Mit dem neuen Infotainmentsystem will Daimler den Wettbewerbern im Rennen um Käufer aus der Generation Smartphone davonfahren. Der Autobauer hat diese Neuentwicklung bereits im vergangenen Monat auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellt. „Die ersten Reaktionen waren außerordentlich positiv“, berichtet Zetsche. Er gibt sich zuversichtlich, dass die neue Generation der A-Klasse und der anderen Modelle der Kompaktfamilie noch besser bei den Kunden ankommen werden als die bisherigen.

„Das hat natürlich auch positive Auswirkungen auf die Standorte“, sagt Zetsche. Die Kapazitäten seien seit dem letzten Modellwechsel signifikant ausgebaut worden. Für die A-Klasse wurde einst eigens ein Pkw-Werk in Rastatt gebaut. Heute ist das Werk mit 6500 Mitarbeitern laut Daimler der größte Arbeitgeber in der Region. Im Laufe der Jahrzehnte ist für die Kompaktfamilie ein internationales Netz von Produktionsstätten entstanden.

Stufenheckvariante für China

Rastatt hat in diesem Verbund die führende Rolle. „Als Lead-Werk des Produktionsverbunds von Mercedes-Benz Cars unterstützt die Rastatter Mannschaft die Werke in Ungarn, Finnland, China und Mexiko“ sagt Werkleiter Thomas Geier. Nach der Einführung der neuen A-Klasse sollen Zug um Zug auch die anderen Kompakten erneuert werden. Zugleich soll damit auch die Zahl der Varianten von fünf auf acht Modelle erweitert werden. Neu ist unter anderem eine Stufenheckvariante der A-Klasse, die vor allem die Wünsche chinesischer Kunden befriedigen soll.