US-Star Simone Biles war der Star bei der Turn-WM in Stuttgart – neben dem Publikum. Foto: dpa/Tom Weller

1989, 2007, 2019 – und 2029? Nach der stimmungsvollen Turn-WM in Stuttgart denkt man beim Deutschen Turnerbund schon über eine weitere Wiederholung nach. Aber warum eigentlich? Wir haben ein paar Argumente zusammengetragen.

Stuttgart - Es war die Abschluss-Pressekonferenz der WM 2019 in der Schleyerhalle – aber Wolfgang Drexler, auch sonst selten um einen Ausblick verlegen, schaute beim Rückblick am Sonntag lieber in die Zukunft, genauer ins Jahr 2029. Der Präsident des Schwäbischen Turnerbundes (STB) betonte, dass man dann die nächste Bewerbung für die Turn-Weltmeisterschaft in Stuttgart einreiche.

Und Drexler wäre nicht Drexler, wenn er seine Botschaft nicht mit knackigen Forderungen verbunden hätte: „Dafür brauchen wir eine zeitgemäße Infrastruktur. Ich hoffe, dass wir bis dahin eine moderne neue Halle haben“, sagte er. Die WM hatte in diesem Jahr wie schon 1989 und 2007 in der Schleyerhalle stattgefunden. „Mit dieser Halle,“ ergänzte Drexler, „können wir uns nicht mehr bewerben – ich hoffe, dass wir in zehn Jahren eine Großsporthalle in Stuttgart haben.“ Bürgermeister Martin Schairer sagte, dass die Stadt die Botschaft vernommen habe. Man werde schauen, was möglich ist.

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Tatsächlich ist die Schleyerhalle für die Durchführung eines großen Sportereignisses in die Jahre gekommen, das zeigte sich an manchen WM-Tagen nun auch in den Katakomben, als es, nun ja, aus den Rohren bisweilen einen güllehaften Gestank gab, der es zumindest in Teilen auf die Ränge im hinteren Eck der Halle gegenüber der riesigen Anzeigetafel schaffte. Es war aber so ziemlich der einzige negative Punkt der WM in diesem Jahr – die ansonsten nur positive Duftmarken setzte.

Die Stimmung: Der japanische Weltverbandspräsident Morinari Watanabe war begeistert. „Wir haben noch nie eine solch hervorragende WM gesehen“, sagte der FIG-Chef. Was er meinte, präzisierte der DTB-Präsident Alfons Hölzl später: „Wir wollten ein guter Gastgeber sein und ein Feuerwerk entfachen. Ich glaube, das ist gelungen.“ Das konnte man so stehen lassen. Denn die insgesamt 102 000 Zuschauer entzündeten in der Halle eine Stimmungsrakete nach der anderen und schafften eine Wohlfühlatmosphäre für alle Athleten.

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Die Stadt: Die Titelkämpfe endeten, das war der Plan, nicht im Inneren der Schleyerhalle. Am Rande des Hallenumlaufs gab es die stark frequentierte Kinder-Bewegunsgwelt, wo die Kleinsten turnen konnten. Auf dem Stuttgarter Schlossplatz wurden unter anderem ein Salto-Contest und ein Parcours-Wettbewerb durchgeführt.

Die Höchstleistungen: Klar, US-Superstar Simone Biles thronte auch in Stuttgart über allen – es gab aber noch andere atemberaubende Auftritte, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen rissen. Die Übung des britischen Weltmeisters Max Whitlock etwa am Pauschenpferd setzte Maßstäbe – Whitlock wirbelte sich rund um die Pauschen mit Beinschlägen im Staccato-Takt so wuchtig und elegant nach oben, dass der WM-Botschafter Fabian Hambüchen aufsprang und lange applaudierte. Da war auch die belgische Weltmeisterin Nina Derwael, die mit einer famosen Übung am Stufenbarren ihre Ausnahmestellung untermauerte. Und da war dieser so präzise und spektakulär turnende russische Mehrkampfsieger Nikita Nagorni.

Spektakel auf und neben der Turnfläche – das waren die Stuttgarter Titelkämpfe 2019.