Trainerin Birgit Renschl, Championesse Elly und Züchter Hans-Peter Rieker. Foto: Max Kovalenko

In der Gegend um Aichelberg, dem Voralbgebiet, werden seit fast 100 Jahren Schäferhunde gezüchtet. Mit großem Erfolg. Siegerhunde müssen mehr können als nur schön sein.

Aichelberg - Elly del Seprio sieht aus wie ein deutscher Schäferhund, ist aber eine edle Italienerin. Die Hundedame stammt aus einem italienischen Zwinger und gehört mittlerweile Hans-Peter Rieker aus Aichelberg im Kreis Göppingen. Vor kurzem hat er mit seiner Elly das Weltchampionat der Züchter in Ulm gewonnen.

Der 64-Jährige selbstständige Elektroingenieur beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit dieser Hunderasse. Mit seinen Zuchtambitionen ist Rieker in Aichelberg und Umgebung nicht allein. Im Voralbgebiet werden seit fast 100 Jahren Schäferhunde gezüchtet. Zudem gibt es dort bis heute zahlreiche Vereine. Allein Riekers Verein in Bad Boll, von seinem Vater Fritz 1958 gegründet, zählt rund 70 Mitglieder.

Warum geht ein schwäbischer Hundezüchter dann nach Italien, um sich frisches Blut in seinen Zwinger zu holen? „Die Italiener haben bei der Zucht von Schäferhunden stark aufgeholt“, erklärt Rieker. Aufgeholt bezieht sich in diesem Zusammenhang vor allem auf das Aussehen der Tiere. Heute müsse der Schäferhund kleiner als früher sein. Bei weiblichen Tieren darf die Risthöhe 60 Zentimeter nicht überschreiten, bei den männlichen Exemplaren gelten 65 Zentimeter als Obergrenze. Außerdem dürfe die Rückenlinie von heute gezüchteten Schäferhunden nicht mehr so stark abfallen wie früher. Dieses Zuchtziel verhindere Hüftleiden bei den Tieren.

Menschen suchen und retten, Sprengstoff oder Falschgeld aufstöbern oder auf die Jagd nach den seltenen Trüffeln gehen

Überhaupt lässt Rieker auf die Gesundheit des deutschen Schäferhunds nichts kommen. „Im Vergleich zu anderen Rassen sehen wir gut aus. Keine Allergie, nichts“, lobt der Aichelberger seine Lieblingshunde. Nicht umsonst werde der Schäferhund der Zehnkämpfer unter den Rassehunden genannt. Rieker zählt einige Disziplinen auf, für die sich Schäferhunde eignen: Menschen suchen und retten, Sprengstoff oder Falschgeld aufstöbern oder auf die Jagd nach den seltenen Trüffeln gehen.

Wurmt es da die Züchter von deutschen Schäferhunden nicht, dass die Polizei bei ihrer Arbeit die Rassevierbeiner aus Belgien bevorzugt? Rieker hält diese Zuwendung der deutschen Polizei nur für eine Momentaufnahme. Die belgischen Schäferhunde seien zwar aggressiver, dafür aber auch nerviger als Tiere aus deutscher Zucht. „Unsere sind ausgeglichener“, lobt der Züchter seine und die Ergebnisse seiner Kollegen. Diese Charaktereigenschaft werde sich auf Dauer durchsetzen.

Rieker glaubt dafür auch schon Anhaltspunkte zu haben. Jüngst war er als international anerkannter Juror bei den asiatischen Schäferhund-Meisterschaften im Einsatz. Dabei hat er festgestellt, dass der deutsche Schäferhund vor allem in China sehr populär sei.

In der Königsklasse gewann Elly bei den weiblichen Tieren souverän

In Ulm, wo die diesjährigen Weltmeisterschaften ausgetragen wurden, war der Aichelberger nicht in der Jury. Das hätte eine Teilnahme seiner Elly ausgeschlossen. So aber konnte sich die Italienerin mit den deutschen Zuchtmerkmalen in voller Schönheit präsentieren. Das Schaulaufen ist aber erst die zweite Disziplin bei der Hunde-WM. Zunächst müssen die Teilnehmer beweisen, dass sie gehorsam sind, die Schutzdienstprüfungen erfolgreich bestanden haben und belastbar sind. Erst dann geht es zusammen mit zweibeinigen Begleitern in die Vorführrunden.

Für dieses Schaulaufen hat Rieker eigens eine Truppe mit jungen Leuten gefunden. Er selbst sei für diese anstrengende Tätigkeit zu alt. Damit sich seine Elly vor dem Preisgericht auch schön in Pose wirft, hat der Züchter in Birgit Renschl eine Trainerin für seinen Vorzeigehund engagiert. Der Einsatz hat sich gelohnt. In der Königsklasse gewann Elly bei den weiblichen Tieren souverän. Bei den Rüden ging der Sieg übrigens nach Taiwan. Seine Herkunft kann der Sieger allerdings nicht verbergen: Er hört auf den Namen Remo vom Fichtenschlag. Insgesamt gingen bei den Weltmeisterschaften in Ulm 1900 Schäferhunde aus 40 Nationen an den Start.

Hunde aus Riekers Zucht stehen nicht zum ersten mal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Insgesamt gingen bereits drei Welttitel an den Zwinger in Aichelberg. Wegen solcher Auszeichnungen verkauft Rieker die Welpen aus seiner Zucht allerdings nicht teurer als seine weniger erfolgreichen Kollegen. So um die 800 Euro koste ein junger Schäferhund. Mehr als auf den Preis achtet Hans-Peter Rieker darauf, dass seine Schäferhunde in die richtige Umgebung kommen: „Die Hunde brauchen viel Auslauf und Bewegung. Eine Drei-Zimmer-Wohnung ist für sie nichts.“