Ron-Robert Zieler spielte beim VfB eine erfolgreiche Saison. Foto: Pressefoto Baumann

Ron-Robert Zieler war 2014 in Brasilien dritter Torhüter des Nationalteams und kam nicht zum Einsatz. An seinem Weltmeister-Gefühl ändert das nichts. Doch seit dem Titel-Gewinn im Maracanã-Stadion hat sich bei ihm vieles verändert.

Stuttgart - Eine von Ron-Robert Zielers schönsten Erinnerungen an die WM 2014 bezieht sich nicht mal auf das Turnier selbst. An einem Abend im Mai 2014 sitzt der Torhüter in einem Restaurant in Hannover, als sein Handy klingelt. Es ist Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, der ihm mitteilt: „Ron, du fährst zur WM nach Brasilien.“ Wenige Wochen später ist Zieler Weltmeister. Aber der Moment des Telefonats an sich sei bereits „ein sensationelles Gefühl“ gewesen, erinnert sich Zieler rund vier Jahre später. Für den heute 29-Jährigen war es wohl auch ein einmaliges Gefühl. Denn im Mai 2018 bleibt ein Anruf von Köpke aus.

Der Keeper des VfB Stuttgart ist deswegen weder bitter enttäuscht noch überrascht. Er hatte damit gerechnet, dass er nicht zum Turnier nach Russland reisen würde. „Vor vier Jahren hatte ich ein klein wenig die Nase vorn und habe den Zuschlag bekommen“, sagt er. „Jetzt eben nicht, weil ich auch turbulente Jahre hinter mir habe.“

Turbulente Zeit nach Brasilien

Diese turbulente Zeit beginnt für ihn nach der Rückkehr aus Brasilien. Spätestens als er mit Hannover 96 im Sommer 2016 in die 2. Liga absteigt, könnte er gefühlt nicht weiter vom rauschenden Titel-Gewinn in Rios Maracanã-Stadion entfernt sein. Er wechselt nach England zu Leicester City. Eine Erfahrung, die er nicht bereut, die ihn sportlich aber zurückwirft. Der Kontakt zum DFB nimmt ab.

In Leicester ist Zieler nur die Nummer 2 hinter Stammkeeper Kasper Schmeichel. Im Nationalteam ziehen Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp an ihm vorbei. Zieler befindet sich spätestens jetzt in der sportlichen Sackgasse. Im vergangenen Sommer wechselt er nach Stuttgart. Wie sehr er selbst diesen Transfer wollte, zeigt ein Zitat des damaligen VfB-Managers Jan Schindelmeiser: „Die Gespräche mit Leicester City waren schwierig, und ohne das außergewöhnliche Engagement von Ron-Robert nicht erfolgreich abzuschließen gewesen.“ Zielers Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Beim VfB steht er in jedem Spiel im Tor und spielt zwölfmal zu Null.

Nicht-Nominierung für die WM

Das Rennen um die Plätze im Kader von Bundestrainer Joachim Löw aber hat er schon in Leicester verloren. Er wirkt aber nicht verbittert, als er über seine Nicht-Nominierung spricht. Auch ein Rücktritt aus dem Nationalteam wie der vom schwer enttäuschten Sandro Wagner sei „natürlich“ kein Thema für ihn. Zieler ist mit sich im Reinen, auch weil er für immer die Erinnerung an den Gewinn des WM-Pokals am 13. Juli 2014 im Maracanã hat. Die wird auch nicht dadurch geschmälert, dass er in Brasilien nur die Nummer 3 hinter Manuel Neuer und Roman Weidenfeller war. Was einmal wahr gewesen ist, bleibt wahr. Zumindest für Ron-Robert Zieler: „Das sind Erfahrungswerte, die kann mir keiner mehr nehmen.“

Der Titel des Weltmeisters wird ihm bleiben. Dieser habe nicht nur dazu geführt, dass er im Anschluss zu „etlichen Veranstaltungen“ eingeladen wurde und sich „in einige goldene Bücher eintragen“ durfte. Auch die Wahrnehmung innerhalb der Kabine habe sich teilweise geändert. „Man kann das vielleicht so beschreiben: Was für einen Arzt der Doktortitel ist, ist für einen Fußballer der Weltmeistertitel.“