Max Verstappen wird zum ersten Mal Weltmeister in der Formel 1. Foto: imago images//NP

Mit 24 Jahren ist der Niederländer auf dem Olymp angekommen – und darf sich Weltmeister nennen. Fünf Personen haben maßgeblichen Anteil an seinem Erfolg. Wir stellen sie vor.

Abu Dhabi/Stuttgart - Seinen Aufstieg zum Formel-1-Weltmeister hat der Niederländer Max Verstappen nicht ohne fremde Hilfe bewältigt. Wir stellen die fünf wichtigsten Personen aus seinem Umfeld vor. Dies ist der Kosmos des neuen Champions.

Jos Verstappen – der Vater

Keine Frage, den größten Einfluss auf Max Verstappen hatte und hat sein Vater Jos. Der heute 49-Jährige startete in 106 Formel-1-Rennen, er war 1994 Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton – Jos Verstappen setzte seinen Filius schon früh auf alle Arten von Motorfahrzeugen. Als Max mit vier Jahren erstmals auf einem Kart saß, spätestens da war klar, in welche Richtung die Reise gehen würde.

„Ich erinnere mich, dass er nach ein paar Runden die ganze Strecke mit Vollgas fuhr. Ich ging sofort los, um ihm ein größeres Kart zu kaufen“, erzählte Jos Verstappen einmal. In seinem Vater hatte das Talent den besten Mentor, den der junge Bursche haben konnte. Jos Verstappen kannte sich aus im Metier, er besaß gute Kontakte, er wusste, worauf es ankommt – und er war ein Vater, der auch auf Erziehung und Schule erheblichen Wert legte. Er förderte Max vom Buben- bis ins Teenager-Alter, aber er überforderte ihn nicht.

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„Wenn ich nicht gemerkt hätte, wie gut er ist, hätte ich ihn nicht so unterstützt“, sagte der Vater einmal, der seinen Sohn auch vor all den Fallen bewahrte, die auf dem Weg in die Formel 1 lauerten. „Ich habe aus meiner Karriere gelernt und wollte immer, dass er es besser macht“, sagte Jos Verstappen. Als der Senior den Junior schließlich bei Red Bull untergebracht hatte, besaß er das feine Gespür, die Leinen zu seinem Sohn ganz behutsam zu lösen, ihn in die Eigenverantwortung zu entlassen. Das Resultat: ein vollkommen intaktes Vater-Sohn-Verhältnis. „Wir diskutieren über alles, natürlich auch über Motorsport, der Rat meines Vaters ist mir immer noch sehr wichtig“, sagt der neue Weltmeister.

Kelly Piquet – die Partnerin

Kelly Piquet, die Tochter von Ex-Weltmeister Nelson Piquet, ist seit Oktober 2020 die Frau an der Seite von Max Verstappen. Zuvor war die Brasilianerin mit Formel-1-Pilot Daniil Kwjat zusammen, mit dem sie die gemeinsame Tochter Penelope hat. Die Beziehung zwischen dem 24-jährigen Max und der fast neun Jahre älteren Kelly scheint intensiv zu sein, die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen, ist für Kelly Piquet offenbar die normalste Sache der Welt – die bald 33-Jährige postet regelmäßig Einblicke in ihr Leben via Instagram und übermittelt auf diesem Wege auch Liebesbotschaften. Das ist kaum verwunderlich, schließlich arbeitet sie als Model, Bloggerin und ist für den Social-Media-Auftritt der Formel E mit verantwortlich.

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Max Verstappens Förderer Helmut Marko schätzt es sehr, dass der Rennfahrer eine Partnerin besitzt, weil er auf diese Weise „geerdet“ werde. Beim Großen Preis von Brasilien vor drei Wochen stellte Kelly Piquet ihren Lebenspartner erstmals ihrem Vater Nelson vor. „Endlich treffen sie sich“, schrieb sie zum Foto auf Instagram. Kelly Piquet begleitet den neuen Champion rund um die Welt und taucht auch bei Großen Preisen immer wieder auf. Übrigens: Sie wurde in Homburg im Saarland geboren, ihre Mutter Sylvia Tamsma ist Niederländerin.

Gianpiero Lambiase – der Renningnieur

Die Beziehung zwischen dem Ingenieur Gianpiero Lambiase und dem Rennfahrer begann wie ein wunderbarer Traum: Nachdem Daniil Kwjat von Red Bull im Mai 2016 zu Toro Rosso verfrachtet worden war, hatte Max Verstappen dessen Cockpit sowie dessen Renningenieur übernommen – und gleich beim ersten Rennen triumphierte der Niederländer in Barcelona. Das legte einen tonnenschweren, belastbaren Grundstein in die Beziehung der beiden Männer. Die hält einiges aus, daher besteht die Arbeitsgemeinschaft noch immer und funktioniert wie ein gut geschmierter Motor – auch wenn es kurz mal knattert.

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„Wir sind ziemlich direkt zueinander. Das kann am Funk mitunter so klingen, als wären wir sauer aufeinander“, erzählte der Red-Bull-Pilot, „aber das ist nicht so. Wir sind immer aneinander dran, treiben uns gegenseitig an.“ Lambiase besitzt große Erfahrung, seit 2005 arbeitet der Mann mit italienischen Wurzeln in der Formel 1, sein erstes Engagement war bei Jordan, seit 2015 bringt er sich bei Red Bull als Renningenieur ein. Lambiase kommt in den Rennen eine wichtige Aufgabe zu: Er entscheidet, welche Informationen Verstappen erhält und welche nicht, damit die Unzahl der Botschaften den Piloten nicht ablenkt. Sie kommunizieren kurz, knapp und konkret.

Helmut Marko – der Mentor

Helmut ist wie ein Vater zu mir“, hat Max Verstappen einmal gesagt. Er wollte damit die Rolle seines leiblichen Vaters Jos keinesfalls kleinreden, vielmehr wollte er damit verdeutlichen, dass er dem Österreicher in seiner Karriere enorm viel zu verdanken hat. Der heute 78 Jahre alte, einstige Rennfahrer aus der Steiermark hatte das Talent zu Red Bull geholt und es von Beginn an nach Kräften gefördert, so dass die Teamkollegen von Verstappen im Grunde nur 1-b-Piloten waren. Auch bei Marko schätzt der Niederländer dessen deutliche Ansagen, die nur selten um den heißen Brei herumgehen.

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„Er ist geradeheraus“, meinte Verstappen einmal, „da gibt es kein Blabla, da wird alles offen angesprochen – so etwas mag ich.“ Der Motorsportberater des Red-Bull-Konzerns hatte in früheren Jahren auch gerne mal Postillion d’amour gespielt, wenn es um Privates bei seinem Schützling ging. So wird ihm nachgesagt, dass er maßgeblich seine Finger im Spiel hatte, als sich Dilara Sanlik (die Partnerin vor seiner aktuellen Freundin Kelly Piquet) und der Niederländer 2018 kennenlernten. Ob’s tatsächlich stimmt? Zumindest hat Verstappen die Aktion seinem Mentor nicht übel genommen. „Wir kennen uns schon so lange, wir kommen miteinander klar“, sagte der Rennfahrer.

Bradley Scanes – der Fitnesscoach

Dass Fitness-Trainerinnen und -trainer bei Formel-1-Piloten einen ganz besonderen Stellenwert einnahmen, ist spätestens bekannt, seit Balbir Singh sich um Michael Schumacher kümmerte. Auch Sebastian Vettel hatte in Antti Kontsas einen Mann mit goldenen Händen, und Lewis Hamilton schwört seit 2016 auf Angela Cullen. Der Mann, der das volle Vertrauen von Max Verstappen genießt, heißt Bradley Scanes und zählt seit dem vergangenen Jahr zum innersten Zirkel des neuen Weltmeisters.

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„Meine Frau behauptet, dass ich mehr Zeit mit Max verbringe als mit ihr“, sagt der Engländer, der auch die britischen Turner betreut, „aber in unserer Ehe stimmt alles.“ Scanes hat allerdings eine komplizierte Aufgabe übernommen, weil sein Schützling nicht gerade zu den Menschen zählt, die sich gerne in Sportstudios mit Gewichten quälen – doch der Fitnesscoach hat schnell einen Draht zum Rennfahrer aufgebaut. „Er weiß, wie wichtig Fitness ist“, sagt der 33-Jährige, „Disziplin zeichnet Max aus. Wenn ich ihn über das Programm entscheiden lasse, geht er eine Runde joggen und arbeitet danach auf dem Balkon mit Gewichten.“