Muss in dieser Saison auf die Zähne beißen: Erik Lesser. Foto: Getty

Erik Lesser ist der Mann für Überraschungen. Bei den Olympischen Spielen 2014 gewann er unerwartet Silber, im vergangenen Jahr rechnete niemand mit seinem WM-Titel. Und auch in diesem Winter überrascht er – jedoch mit ausbleibendem Erfolg.

Ruhpolding - Es gab Zeiten, da war Erik Lesser (27) vor allem eines: der Mann mit den Haaren im Gesicht. Nett, talentiert und – abgesehen von der Bartmode – wenig auffällig. Der blonde Schnäuzer ist Geschichte, das Image ebenfalls. Zwei WM-Titel, zwei silberne Olympia-Medaillen – je einmal mit der Staffel und in einer Einzeldisziplin – hat er gewonnen. Aber wie das so ist: Erfolge wecken Begehrlichkeiten. Bei den Fans, den Verantwortlichen und den Sportlern selbst.

„Jeder, der schon einmal Weltmeister war, hat einen Anspruch, der sehr hoch angesetzt ist“, meint Männer-Bundestrainer Mark Kirchner. Und Lesser murrt: „Die Form stimmt einfach noch nicht.“ Rang zwölf in der Verfolgung von Pokljuka ist bislang das höchste der Gefühle in diesem Winter. Er und Daniel Böhm haben vor dem Heimweltcup in Ruhpolding, der an diesem Freitag mit dem Sprint beginnt (11.45 Uhr/ARD und Eurosport), als einzige Athleten der sechsköpfigen Stammformation bislang die Norm für die WM in Oslo (3. bis 13. März) noch nicht komplett erfüllt. „Die WM-Norm ist mir so was von egal. Ich will endlich ein ordentliches Rennen abliefern“, meint Lesser. Einmal muss er noch unter die Top 15 laufen, um die Norm zu knacken.

Erik Lesser ist überzeugt, dass es bald wieder aufwärts geht

„Die Ergebnisse werden schon irgendwie kommen“, sagt Lesser. Er klingt überzeugt. Dass er es kann, hat er bewiesen. Nur noch nicht so oft im Weltcup. Auf lediglich zwölf Top-Ten-Plätze kommt er, sein einziger Einzelsieg resultiert von der WM im vergangenen Jahr. „Das Gute dabei ist“, sagt Lesser, „dass ich nicht abheben werde. Das tagtägliche Geschäft holt mich immer ein.“

Erst kürzlich verriet Lesser seinem jungen Kollegen Benedikt Doll: „Der Erfolg, der macht dich sexy.“ In dieser Saison arbeitet jedoch der Uhinger Simon Schempp an seiner Attraktivität, Lessers Auftritte haben wenig Glamour-Faktor. Beim Blick auf seine Resultate sagt er, „habe ich keine gute Laune“. Sexy fühlt er sich zurzeit nicht. Das ist Lesser. Ehrlich, direkt und unverkrampft.

Simon Schempp ist erkältet

Schempp droht indes eine Pause. Weil der dreifache Saisonsieger immer noch leicht erkältet ist, ist sein Start am Freitag im Sprint-Wettkampf gefährdet. „Mittlerweile sind wir so weit, dass wir sagen, wenn ich nicht 100 Prozent habe, dann gehe ich hier nicht an den Start. Und das könnte passieren“, sagte Trainer Kirchner, denn „Simon hat den Anspruch, wenn er hier rausgeht, um den Sieg mitzukämpfen.“

Genauso wie Lesser. Als Motivation könnte ihm übrigens sein Herzensverein Erzgebirge Aue dienen. Der war in der Vorsaison aus der Zweiten Fußball-Bundesliga abgestiegen. Als Dritter der dritten Liga blühen die Veilchen nun wieder auf. Das ist sexy, findet Lesser. Und hofft, dass er selbst auch bald wieder attraktive Ergebnisse liefert.