So sieht wahre Freude aus: Lindsey Vonn jubelt im Ziel. Foto: dpa

Lindsey Vonn triumphiert im zweiten Rennen nach ihrem Comeback bei der Abfahrt in „GAP“, Viktoria Rebensburg wird starke Dritte.

Garmisch-Partenkirchen - Lindsey Vonn fiel ihrem Papa Alan Kildow in die Arme und weinte wie ein kleines Mädchen. „Das ist ein sehr emotionaler Sieg“, sagte die Amerikanerin nach ihrem Triumph in der Weltcup-Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen vor Lara Gut (Schweiz) und Viktoria Rebensburg. Als sie sich wieder gefasst hatte, startete sie noch im Zielraum die Siegesfeier – mit einem spontanen Tänzchen im Kreise einer Guggenmusik-Kapelle. „Das war ein Spaß, weil ich einfach happy bin, warum nicht“, sagte sie später, schon wieder frisch geschminkt und breit lächelnd.

Dass Vonn gleich im zweiten Rennen nach ihrer Pause wegen eines komplizierten Oberarmbruchs wieder ihren Thron als „Speed Queen“ besteigen würde, „hätte ich so nicht gedacht, Hut ab“, sagte Rebensburg, die selbst zum ersten Mal in diesem Winter in einer Abfahrt aufs „Stockerl“ gefahren war – zwei Wochen vor der WM nicht der schlechteste Zeitpunkt. Und auch Vonn selbst war völlig baff. Im Ziel schrie sie ihre Freude in die eiskalte Luft von Garmisch-Partenkirchen und sank überglücklich in den Schnee. „Es ist unglaublich, ich finde keine Wort“, sagte sie, „als ich das grüne Licht gesehen habe, hab ich mich auf den Boden gelegt, weil ich es einfach nicht glauben konnte.“ Weil der Arm ihr noch immer Probleme bereite, sei es ihr schwer gefallen, auf der anspruchsvollen Kandahar „den Mut zu finden – aber ich habe mich selber überrascht, und die Konkurrentinnen auch“.

„Besondere Klasse“ von Lindsey Vonn

Mit ihrem 77. Weltcup-Sieg, dem ersten seit der Abfahrt in „GAP“ vor einem Jahr, brachte sie auch DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier ins Schwärmen. „Das ist schon ’ne Nummer, die Frau, die bringt’s einfach“, sagte er. Die anderen Fahrerinnen sollten sich aber fragen, „wie es sein kann, dass eine ein Jahr nicht fährt – und dann im zweiten Rennen gewinnt. Das zeugt von einer ganz besonderen Klasse einer ganz besonderen Rennfahrerin.“

Vonn war nach einer geschmeidigen, aber nicht restlos ausgereizten Fahrt durch „Himmelreich“ und „Hölle“ 0,15 Sekunden schneller als Gut; Rebensburg hatte 0,48 Sekunden Rückstand und wiederholte damit ihren dritten Rang vom Vorjahr. „Das ist echt cool, zumal hier vor heimischem Publikum“, sagte die Olympiasiegerin aus Kreuth. Maier betonte, Rebensburgs Erfolg tue „sicher allen sehr gut“ - vor allem, weil der DSV ein bisschen unglücklich darüber war, dass die Rennen im Schatten von Kitzbühel ausgetragen werden mussten. Dank Rebensburg, betonte Maier, „kriegst du wenigstens ein bisschen was von dem großen Zauberstaub der Feen ab“. Noch mehr will Rebensburg bei der WM in St. Moritz (5. bis 19. Februar) ernten. Sie sei da „optimistisch“, meinte die 27-Jährige, und Maier ergänzte: „Sie kommt langsam in Höchstform, in Bezug auf die WM passt’s.“ Dort wird aber vor allem mit einer gewissen Lindsey Vonn zu rechnen sein.