Der katholische Weltbild-Verlag ist insolvent. Foto: dpa

Die Lage beim Weltbild-Verlag ist nicht zu beschönigen, sagt der Insolvenzverwalter. Er will sein Bestes geben. Immerhin sei Weltbild eine gute Marke und habe treue Kunden. Die bayerische Staatsregierung erinnerte die kirchlichen Eigentümer an ihre besondere Verantwortung.

Die Lage beim Weltbild-Verlag ist nicht zu beschönigen, sagt der Insolvenzverwalter. Er will sein Bestes geben. Immerhin sei Weltbild eine gute Marke und habe treue Kunden. Die bayerische Staatsregierung erinnerte die kirchlichen Eigentümer an ihre besondere Verantwortung.

Augsburg - Drei Tage nach der Insolvenz-Anmeldung des katholischen Weltbild-Verlages hat sich der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Montag den Beschäftigten vorgestellt. Es gebe zur Lage des Unternehmens nichts zu beschönigen, aber auch die Guthabenseite sei nicht leer, sagte Geiwitz bei einer Mitarbeiterversammlung im Augsburger Verlagsgebäude, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Denn Weltbild sei eine gute Marke und habe treue Kunden.

Er könne den Beschäftigten die Unsicherheit nicht nehmen, sagte Geiwitz den Angaben zufolge. Eine Firmenauflösung sei ein Alptraum. Deshalb werde er als vorläufiger Insolvenzverwalter mit seinen Kollegen alles tun, damit das Unternehmen weitermachen könne.

Er wirke als sogenannter schwacher Insolvenzverwalter, erklärte Geiwitz. Dies bedeute, dass die bisherige Geschäftsführung operativ im Amt bleibe. Er selbst sei bereits mit zehn Mitarbeitern in Augsburg tätig, weitere zehn kämen noch nach. Seine Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner hatte auch die Schlecker-Pleite verwaltet.

Später hieß es in einer Mitteilung der Kanzlei, zu den generellen Sanierungsaussichten könne Geiwitz noch keine sichere Prognose geben. Er werde mit allen Seiten Gespräche führen. Eine zentrale Botschaft habe gelautet: „Es ist uns bereits am Wochenende gelungen, die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds zu sichern. Somit werden alle Mitarbeiter rechtzeitig zum Monatswechsel ihre Zahlungen erhalten.“

Bayerische Staatsregierung sieht Kirche in der Pflicht

Der Weltbild-Verlag hatte am vergangenen Freitag Insolvenz beantragt, weil die kirchlichen Eigentümer keine Finanzierungsmöglichkeit für eine Sanierung mehr sahen. Die Verlagsgruppe mit rund 6300 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt fast 1,6 Milliarden Euro gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der katholischen Soldatenseelsorge in Berlin. Allein die sieben bayerischen Bistümer verfügen über 51,1 Prozent der Gesellschafteranteile und gelten deshalb als Schwergewicht im Eigentümerkreis.

Die Gewerkschaft Verdi wirft den Kirchen Verantwortungslosigkeit gegenüber den Mitarbeitern, „Kapitalismus in Reinkultur“ und Verstoß gegen die katholische Soziallehre vor.

Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, die Kirche sei vom gestiegenen Kapitalbedarf überrascht worden. „Wir konnten es als Gesellschafter nicht verantworten, auf absehbare Zeit dreistellige Millionensummen aus Kirchensteuermitteln zu investieren“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). Vor drei Jahren hatte sich Marx noch für den Verlag stark gemacht. „Die Zukunft der Mitarbeiter ist eine hochmoralische Frage“, hatte er damals gesagt. „Wir können uns als Bischöfe nicht einfach aus dieser Verantwortung stehlen.“

Die bayerische Staatsregierung sieht in erster Linie die Kirche in der Pflicht. Das Kabinett erinnerte sie in einer Sitzung am Montag an ihre „besondere Verantwortung“. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Sozialministerin Emilia Müller stünden im Kontakt mit dem Insolvenzverwalter, „um mit den Mitteln, die möglich sind, zu helfen“, sagte Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (alle CSU) nach der Kabinettssitzung.