Das Traditionsunternehmen Wellendorff fertigt auch in vierter Generation Schmuck in Handarbeit. Von den 130 Mitarbeitern des Pforzheimer Unternehmens sind 90 am Stammsitz in Pforzheim beschäftigt. Zu den Kunden gehört auch das japanische Kaiserhaus.
Pforzheim - Vor 125 Jahren wurde das Traditionsunternehmen gegründet – nun genügt ein Klick auf ihrem iPad und Claudia Wellendorff fühlt sich zurück in die Vergangenheit versetzt. Der dunkle Raum im Pforzheimer Firmengebäude erhellt sich, Vitrinen öffnen sich wie von Geisterhand. „Vor einem Jahr haben wir unsere ‚Heimat der Wahren Werte’ eröffnet,“ sagt sie . „Dies ist ein Ort, an dem Liebhaber der Marke Einblicke in die Geschichte und die Produktion erhalten und außergewöhnliche Kreationen erleben, die nur in der Goldstadt Pforzheim zu sehen sind“, erklärt die Unternehmerin.
Sie wendet sich einem Granitfindling zu. Dieser stammt aus dem Schwarzwald und soll die Heimatverbundenheit der Wellendorffs symbolisieren. Claudia Wellendorff deutet auf eine Vitrine: „Dieses Schwert zeigt mein Mann jungen Goldschmieden, die bei uns anfangen“, sagt sie. Es stamme aus der Zeit der Etrusker und solle für die Vision stehen, „Schmuck zu schaffen, der über Generationen Bestand hat“.
Anspruch des Firmengründers 1893: feinsten Schmuck schaffen
Schon Ernst Alexander Wellendorff war 1893 mit dem Anspruch angetreten, aus Gold und Diamanten den „feinsten Schmuck“ zu schaffen. In Baden-Baden waren damals viele gekrönte Häupter Europas zur Kur. Der Unternehmensgründer Wellendorff reiste hin und kam mit lukrativen Aufträgen zurück.
Noch heute entstehen die Schmuckstücke bei Wellendorff in Handarbeit. „Da braucht man viel Fingerspitzengefühl, das kann keine Maschine“, erklärt ein Mitarbeiter in der Produktion, der schon 25 Jahre dabei ist. Immer wieder zieht er eine Stange aus Gold durch eine Walze, die Stange wird dünner und dünner – bis am Ende einer längeren Prozedur ein dünner Draht entstanden ist. Routiniert wickelt der Mitarbeiter einen Teil des Drahts zu einer Kordel. „Im Unterschied zum Standard bei der industriellen Produktion geschieht bei uns auch das Polieren der Schmuckstücke von Hand“, erklärt Claudia Wellendorff, „das Feinpolieren ist ein Lehrberuf.“
Am Firmensitz in Pforzheim sind 90 Mitarbeiter beschäftigt, in den eigenen Boutiquen kommen weitere 40 hinzu.
Dem Unternehmen geht es gut
Über ihre Schmuckstücke reden die Wellendorffs lieber als über Bilanzzahlen – doch dass es dem Unternehmen gut geht, räumen sie durchaus ein. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde durch einen riskanten Schritt die Grundlage dafür gelegt: Seither ziert ein „W“ für Wellendorff alle Schmuckstücke – entweder als Anhänger oder als Gravur auf Ringen, Ohrringen oder Amuletten. „Damit hatten wir eine Marke“, kann Inhaber Christoph Wellendorff heute berichten, „doch damals verloren wir die Hälfte unserer Kundschaft“. Viele Juweliere nämlich spielten nicht mit, die Schaffung einer Marke hielten Experten für unmöglich. Doch mit der Marke wird der Anspruch unterstrichen, „etwas zu schaffen, das Bestand hat und mehr als eine Generation hält“, betont Claudia Wellendorff einmal mehr. So wie die patentierte Schließe für Armbänder: „Tests haben ergeben, dass dieses Schloss mindestens 100 Jahre auf- und zugemacht werden kann“, beteuert sie.
Streng limitierte Jahrescolliers
Neben der Schaffung einer eigenen Marke war eine weitere Weichenstellung wichtig: „Wir haben uns auf zwei Ikonen konzentriert“, berichtet Christoph Wellendorff, „auf das weichste Collier der Welt und auf einen ganz speziellen Ring, auch das ist ein Grund für unseren Erfolg.“ In Pforzheim werden beispielsweise die – laut Wellendorff weltweit einzigen – Ringe gefertigt, die aus Teilen bestehen, die sich drehen lassen, erklärt er.
Eine besondere Neuheit sind jedes Jahr die, wie Wellendorff betont, streng limitierten Jahrescolliers. Für 2018 sind dies 41 Colliers mit dem Namen „Jetzt“. Doch trotz aller Neuheiten bleibt die Pforzheimer Schmuckmanufaktur auch in der vierten Generation ihrer Linie treu: „Wir schauen nicht auf schnelle Trends“, unterstreicht Christoph Wellendorff, „unsere Kunden sind nicht die Neureichen, sondern eher die Kenner.“
Studie: Unter Top Ten der deutschen Luxusmarken
Im japanischen Kaiserhaus etwa trägt man schon lange Wellendorf, heißt es. Doch wer in einer Vitrine eine Computermaus entdeckt, kann sich schnell zusammenreimen, was die Schmuckhersteller nicht sagen dürfen: Auch Bill Gates ließ schon im Nordschwarzwald einkaufen – bei einem Unternehmen, das nach einer Studie zu den Top Ten unter den deutschen Luxusmarken gehört.