Schüler brauchen auch Erfolgserlebnisse – die hängen aber oft davon ab, ob das Kind die passende Schulart besucht. Foto: dpa

Überfüllte Realschulen und rückläufige Anmeldezahlen bei den Gymnasien lassen den Schluss zu, dass mehr Eltern als bisher die Schulempfehlung ernst nehmen. Gut so, meint Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Überfüllte Realschulen und rückläufige Anmeldezahlen bei den Gymnasien lassen den Schluss zu, dass mehr Eltern als bisher die Schulempfehlung ernst nehmen. Das ist zumindest zu hoffen, und das spiegeln auch die Aussagen von Schulleitern wider – auch wenn der Anteil an Gymnasiasten nach wie vor überproportional hoch ist.

Der städtische Bildungsbericht belegt, dass im Jahr 2016 insgesamt 15,5 Prozent der auf dem Gymnasium angemeldeten Kinder keine Empfehlung dafür hatten. In der Folge mussten mehrere Hundert Kinder das Gymnasium aus Leistungsgründen wieder verlassen. Das ist für die Betroffenen alles andere als lustig. Insofern ist es verwunderlich, dass die Stuttgarter Gemeinschaftsschulen vergleichsweise wenig Zulauf haben. Denn anders als in den anderen Schularten ist Scheitern dort nicht vorgesehen.

Es fragt sich, wie lange es in Stuttgart noch eigenständige Werkrealschulen gibt

Es scheint für etliche Eltern aber immer noch auch eine Prestigefrage zu sein, ob ein Kind ein Gymnasium besucht oder nicht. Dabei führen viele Wege zur Studierfähigkeit. Und hat nicht jedes Kind einen Anspruch auf Erfolgserlebnisse, mithin auf Lebensglück?

Dies Schülern zu ermöglichen stellt insbesondere die Realschulen vor große Herausforderungen. Schließlich decken sie wohl derzeit das größte Spektrum an Begabungen ab, auch quantitativ. Dort finden sich neben der Zielgruppe auch Kinder mit Gymnasial- und Werkrealschulempfehlung. Auch Letztere können in den Realschulen inzwischen ganz regulär bedient werden. Fragt sich, wie es mit den einst so anerkannten Werkrealschulen weitergehen soll. Dass sie ihre Anmeldezahlen stabilisieren konnten, ist vor allem auf den Zulauf durch Kinder aus den Vorbereitungsklassen und Inklusionskinder zurückzuführen. Es ist wohl eine Frage der Zeit, wie lange diese Schulart in Stuttgart noch eigenständig geführt werden kann.

inge.jacobs@stzn.de