Flixbus dominiert den deutschen Fernbus-Markt. Foto: dpa

Die Deutsche Bahn gibt ihre Billig-Bustochter BLB auf. Damit bleibt nur noch ein großer Fernbus-Anbieter übrig.

Berlin - Die großen Finanzinvestoren, die den Aufstieg des Marktführers Flixbus im liberalisierten Fernbus-Markt finanzieren, können sich freuen. Mit Berlin Linienbus (BLB), einer Tochter der Deutschen Bahn, gibt zum Jahresende der letzte ernsthafte Konkurrent im Inland auf. Flixbus wird damit nach den Übernahmen von Postbus und Mein Fernbus endgültig zum beherrschenden Anbieter mit mehr als 90 Prozent Marktanteil. Bahnvorstand Berthold Huber bestätigte am Freitag das Ende von BLB, betonte aber, der Schienenriese wolle langfristig im Fernbusmarkt engagiert bleiben. Dazu soll die zweite DB-Bustochter IC Bus, die bisher nur als Ergänzung zu Zugverbindungen ins Ausland fährt, „geeignete“ touristische und grenzüberschreitende BLB-Linien übernehmen, zum Beispiel Berlin-Usedom, Hamburg-Amsterdam und Berlin-Hamburg-Kopenhagen.

Komplette Kehrtwende

Mit der BLB-Schließung vollzieht der krisengeschüttelte Staatskonzern eine komplette Kehrtwende. Das umstrittene, unter Beteiligung der US-Beratung McKinsey erstellte Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ sah laut internen Unterlagen auch vor, allein das BLB-Fernbusangebot in den nächsten Jahren zu vervierfachen, den Umsatz bis 2017 auf 37 Millionen Euro zu verdreifachen und bis 2020 auf 43 Millionen zu steigern. Die bisher verlustreiche DB-Tochter sollte dabei unabhängig vom Konzern im „Niedrigpreissegment“ agieren, mit Schwerpunkt auf den innerdeutschen Verkehr und ähnlich wie Flixbus mit Franchise-Partnern und Subunternehmern. Damit macht der Staatskonzern aber seinen eigenen Zügen verstärkt Billigkonkurrenz auf der Straße. BLB fährt aktuell bereits 40 Linien, zum großen Teil zwischen großen Städten in direktem Wettbewerb zu parallelen ICE-, IC- und Regionalzügen.

Nach Informationen dieser Zeitung stieß dieses Konzept der Bahnspitze um Vorstandschef Rüdiger Grube sowohl bei den einflussreichen Bahngewerkschaften im Aufsichtsrat als auch in der Politik auf wenig Begeisterung. Die Bundesregierung sieht die Liberalisierung des Fernbusmarkts zwar als Erfolg, aber inzwischen auch mit Sorge, dass der Staatskonzern DB und die umweltschonende Schiene dadurch immer mehr Kunden, Umsatz und Erträge verlieren. Mit dem neuen Konzept sollen sich die DB-Fernbusse nun auf Netzergänzungen zum Schienenverkehr und grenzüberschreitende Verbindungen konzentrieren. IC Bus fährt bisher 18 Linien und kommt in Deutschland auf kaum drei Prozent Marktanteil. Nach bisherigen internen Unterlagen war bis 2020 ein Umsatzplus von 14 auf 34 Millionen Euro geplant.

Massive Konkurrenz

IC Bus und BLB sollten demnach erst 2018 zumindest im operativen Geschäft vor Steuern und Zinsen (Ebit) die Gewinnzone erreichen, bei dann zusammen 69 Millionen Euro Umsatz. Zum Vergleich: Fürs abgelaufene Jahr rechneten die beiden DB-Busbetriebe gemeinsam mit 32 Millionen Euro Umsatz und einem Verlust (Ebit) von acht Millionen Euro. Mit der stärkeren Vernetzung von Bahn- und Busangeboten will der Konzern nun gegenüber Flixbus punkten. IC-Bus-Tickets und kombinierte Fahrten mit dem Zug können über den DB-Vertrieb gekauft werden, zudem gelten Bahncard-Rabatte, Bonusprogramme und Fahrgastrechte bei Verspätungen auch für den Bus.

Bis 2030 will die Bahn ihr Fernverkehrsnetz auf der Schiene überdies um 25 Prozent ausbauen, viele Städte wieder direkt anschließen und so den früheren Schrumpfkurs korrigieren. Trotzdem bleibt der Fernbus eine massive Konkurrenz. Bis 2020 kalkulierte der Staatskonzern bisher laut internen Papieren mit Umsatzverlusten von 300 bis 350 Millionen Euro pro Jahr. Eine Forsa-Umfrage für die Bahn zeigte, dass jeder zweite befragte Fernbus-Reisende ein Bahnticket gekauft hätte, wenn es die seit 2013 erlaubten Fernbusse auf der Straße nicht geben würde.