Alter Villenglanz – ob für ein Variete oder ein Filmhausist strittig. Foto: Leif Piechowski

Für eine öffentliche Nutzung der Villa Berg und der alten SWR-Studios im Stuttgarter Osten gibt es weitere Unterstützer: Die leer stehende Villa könnte zum Filmhaus werden, meinen Markus Merz und Helmut Nanz. Martin Körner (SPD) erneuert seinen Vorschlag, den Park zu erweitern.

Stuttgart - Im Jahr 2004 trennte sich der Südwestrundfunk (SWR) von der Villa Berg, in deren Sendesaal einst jahrzehntelang Walter Schultheiß und Werner Veidt als schwäbisches Straßenkehrer-Duo „Karle und Gottlob“ immer samstags ihre live übertragenen Auftritte hatten. Seitdem liegt die denkmalgeschützte Villa im Dornröschenschlaf. Am Dienstag erläuterte Bezirksvorsteher Martin Körner sein Zukunftskonzept für das Gelände.

„Wir werben für eine städtische Lösung mit Raum für Kreativität und für einen Park, der seinen Namen auch verdient“, sagt der SPD-Kommunalpolitiker. Für die Villa müsse es eine öffentliche Nutzung geben, die Fernsehstudios sollten zu Gunsten einer historisch belegten Parkerweiterung abgerissen werden. Ein angrenzendes Bauhof-Gelände könne die Stadt an Wohnungsbau-Investoren veräußern. „Damit ließen sich drei bis vier Millionen Euro erlösen“, womit Körner die Finanzierung der Villensanierung fürs erste gesichert sieht. „Mir sind 50 Wohnungen am Parkrand für 700 Euro Kaltmiete lieber als 80 Wohnungen mitten im Park für 1500 Euro Kaltmiete“, betont Körner, der grundsätzlich Vorbehalte gegen Luxusapartments im Arbeiterbezirk hegt.

Nur in Stuttgart gibt es kein kommunales Kino

Für diese Position hatte der Bezirksvorsteher bereits früher die Rückendeckung des Bezirksbeirats bekommen. Jetzt schließen sich weitere Persönlichkeiten aus der Landeshauptstadt diesem Vorschlag an: Am Dienstag meldeten sich Markus Merz, der Rektor der privaten Merz-Akademie, sowie Helmut Nanz, der Gründer der gleichnamigen Kunststiftung, zu Wort. „Stuttgart ist die einzige Großstadt in Deutschland ohne kommunales Kino“, unterstrich Merz. Diese „fatale Situation“ ließe sich dadurch ändern, wenn man die Villa Berg zu einem „Haus für bewegtes Bild“ macht, so Merz. Ihm schwebt ein Medienzentrum im historischen Gemäuer vor. „Im Osten existiert bereits ein großes Potenzial an Kreativität“, hier sehe er Synergieeffekte. Mit einer Stiftung ließe sich die Medienvilla auf eine solide Finanzbasis stellen, glaubt Nanz: „Bei überzeugendem Konzept bekommen wir die notwendigen Gelder.“

Interessenten mit ganz anderen Plänen stehen jedoch seit längerem in den Startlöchern: Am heutigen Mittwoch lädt der Besitzer der Immobilien, die Düsseldorfer PDI Property Development Investors GmbH, zum Pressegespräch. Sie wird in der Villa Berg stattfinden, die momentan noch mit Brettern und Zäunen verrammelt ist. PDI will die Studios zu Wohnungen umwandeln und die Villa einem Variete zur Nutzung überlassen.

Bezirksvorsteher Körner hält einen Gemeinderatsbeschluss „noch vor der Sommerpause“ daher für zwingend. „Der Bebauungsplan darf nicht für eine Wohnbebauung im Park geändert werden“, meint er. Dann müsste der Düsseldorfer Investor die Immobilien wieder an den Insolvenzverwalter zurückgeben, die Stadt könnte günstig zugreifen.

Mit einem Rückzug ist am heutigen Mittwoch allerdings kaum zu rechnen. Der Investor rückt vielmehr seine Pläne in gutes Licht: Am Dienstag legten Elektriker extra ein Starkstromkabel in die leere Villa Berg.