Bei der Gebäudesanierung geht es vor allem um Kostenreduktion - Experten brauchen technische und kommunikative Fähigkeiten. Foto: BHW

Energie sparen, Kosten senken. Zum Energieberater kann man sich in Kursen weiterbilden.

Stuttgart - Energieberater müssen vor allem rechnen und ihre Berechnungen von energetischen Maßnahmen erklären können. Meist geht es um Kostenreduktion der Energiekosten, weniger um den Umweltschutz. Im März 2007 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs ein 20-Prozent-Energiesparziel beschlossen. Brüssel droht nun den EU-Mitgliedstaaten mit verpflichtenden Zielen, wenn sie ihre Anstrengungen nicht erhöhen. Vor allem bei der Gebäudesanierung müsse die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen.

Genau das ist das Metier von Energieberater Frank Polzin. „Wir erstellen vor allem von öffentlichen Gebäuden energetische Gutachten, Energiekonzepte und begleiten die Baumaßnahmen. Doch weil Kommunen und Länder permanent knapp bei Kasse sind, geht es vor allem um Kostenreduzierung. Aus ökologischen Gründen setzen meistens betuchte Privatkunden weitgehende Sanierungskonzepte um.” Weniger Energieverbrauch bedeutet einen geringeren CO2-Ausstoß, und weil alternative Energien häufig staatlich gefördert werden, finden auch sie Einzug in die Sanierungskonzepte. Polzin beschreibt seinen Berufsstand so: „Wir sind Zahlenmenschen, die zig Alternativen rechnerisch gegenüberstellen, unzählige DIN-Normen und gesetzliche Vorschriften kennen müssen, um bauliche Maßnahmen beraten und begleiten zu können.” Dafür ist seiner Meinung nach ein technisches Studium notwendig.

Frank Polzin hat sich schon in seiner Lehrzeit als Schornsteinfeger mit Energie und Emissionen beschäftigt, dann den Meister gemacht und mit dem Studium des Bauingenieurwesens sein Qualifikationsniveau ständig erhöht. „Nach dem Studium stand fest, dass ich mich als Energieberater selbständig mache - weil es damals kaum Jobs als Bauingenieur gab und ich unbedingt im Energiebereich bleiben wollte.” Deshalb hatte er im Studium den Schwerpunkt auf Bauphysik gelegt. 2002 hat er nach dem Studium eine einjährige Ausbildung zum Energieberater abgeschlossen, anerkannt durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Bafa. Das Amt fördert unter anderem Maßnahmen zur stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien, der Energieeinsparung und die Ausbildung von Energieberatern. Ein Bafa-zertifizierter Abschluss ist ein Qualitätssiegel für Energieberater - auch die Weiterbildung, die heute in Sechs-Wochen-Kursen möglich ist.

Boris Weißgerber, Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Energieberater-Netzwerks (Den), schätzt, dass es zwischen 4000 und 6000 Energieberater in Deutschland gibt, die eine nach Bafa zertifizierte Ausbildung haben. „Meist geht es um Ein- und Zweifamilienhäuser sowie große Wohneinheiten und immer um energetische Sanierung: Einsparpotentiale erheben und berechnen, Schwachstellen erkennen”, sagt Weißgerber. Neben dem TÜV und Handwerkskammern bietet auch das Den Kurse zum Energieberater an. Meist sind die Teilnehmer Handwerker, Meister, Techniker und Ingenieure.

Polzin hat sein Unternehmen, Energie Ingenieure GbR, 2003 in Hannover gegründet. „Die Anfangsjahre waren schwer, jetzt geht es besser und zwischenzeitlich sind wir drei Ingenieure, allesamt zum Energieberater ausgebildet.” Als persönliche Skills überwiegen seiner Meinung nach kommunikative Fähigkeiten. „Was wir den Leuten schriftlich in die Hand drücken, müssen wir auch erklären können, zum Teil auf Hauseigentümerversammlungen, wo gegensätzliche Interessen aufeinander prallen.” Das große Geld verdient das Team aber weniger mit Energiegutachten für Wohnhäuser, sondern bei öffentlichen Gebäuden. Dennoch sieht Polzin im Wohnhaussegment für Energieberater eine Zukunft.