Silke Müller-Zimmermann kommt mit dem roten Brunnen-Mobil, das Lebensmittel und regionale Produkte transportiert, vor Ort Foto: Stoppel

Der Weissacher Verein Klimaschutz Konkret hat einen 30 000-Euro-Zuschuss bekommen. Damit hat er einen Bürgerbus, einen Gemeinschaftsgarten und einen Lieferservice der besonderen Art erprobt.

Weissach im Tal - Ende Juli geht es los: von da an wird sich Silke Müller-Zimmermann vom Verein Weissach Klimaschutz konkret immer mittwochnachmittags hinter das Steuer des Brunnen-Mobils klemmen und die Weissacher Teilorte anfahren. Das Brunnen-Mobil, ein dunkelrotes Auto, das der Verein von einem Privatmann geschenkt bekommen hat, trägt diesen Namen, weil es in allen Ortschaften am jeweiligen Dorfbrunnen Halt machen wird – mit regionalen Lebensmitteln und anderen Produkten an Bord, die man abfüllen und erstehen kann. Zudem soll es gerade in der Erntezeit, wenn mancher Gartenbesitzer in Obst und Gemüse fast ertrinkt, die Möglichkeit bieten, diese Erzeugnisse weiterzugeben oder zu tauschen.

„Das ist kein Lieferservice im eigentlichen Sinn, wir wollen dabei nichts verdienen und machen das ehrenamtlich. Es geht uns darum, die Leute zusammenzubringen“, sagt Silke Müller-Zimmermann. Schließlich engagiere sich der Verein für ein besseres Klima – in ökologischer wie sozialer Hinsicht. Der Ortsbrunnen soll zum Treffpunkt für alle werden – so wie er es einst einmal war. Im Kofferraum wird das Brunnen-Mobil beispielsweise Produkte wie in Weissach hergestellte Nudeln, Kaffee, Linsen oder Waschpulver haben, welche die Besucher sich vor Ort in mitgebrachte Behälter abfüllen lassen können. Das spare Verpackung und Wege, sagt Silke Müller-Zimmermann: „So fährt nur einer zum Biohof und holt Eier statt mehrere. Und wenn man sich schon am Brunnen trifft, dann kann man dort vielleicht auch ganz gemütlich zusammen einen Hefezopf essen.“

„Happy Sharing“ – „fröhliches Teilen“ lautet das Motto dieses Projekts, das demnächst anläuft und nur eine von etlichen Ideen ist, die der Verein dank einer finanziellen Starthilfe der Baden-Württemberg Stiftung in Höhe von 30 000 Euro in den vergangenen zwölf Monaten aushecken und zum Großteil bereits testen konnte.

Zwölf Monate Förderung

Die Förderung ist nun ausgelaufen – Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Teilnahme am Programm „Vielfalt gefällt“ habe sich auf jeden Fall gelohnt, sagt Sabine Löchelt, die zweite Vereinsvorsitzende: „Die Gelder abzurufen war kein Problem und wir konnten dank der Förderung ganz anders am Ball bleiben.“ Sabine Löchelt berichtet von zahlreichen Workshops, die der Verein unter dem Titel „Happy Learning“ angeboten hat. „Es gab zum Beispiel Nähworkshops, bei denen die Teilnehmer erfahren haben, was man aus Krawatten oder alten Jeans so alles nähen kann.“ Diese Upcycling-Kurse soll es auch weiterhin geben. Speziell für junge Leute hat der Verein auch Bewerbungstrainings organisiert, bei denen ein Experte die Unterlagen in Augenschein genommen und Tipps gegeben hat. Sogar ein Fotoshooting mit einem Profifotografen nebst Kleiderverleih gehörte zum Programm.

Auch die Idee „Happy Eating“ sei recht gut angekommen, berichten Löchelt und Müller-Zimmermann. Mit dem Projekt wollte der Verein beweisen, dass es möglich ist, vor Ort, in der Gemeindehalle, ein von einem Berufskoch frisch zubereitetes Tagesessen zu bezahlbaren Preisen anzubieten. Profitiert haben von dem Angebot die Schüler der benachbarten Grundschule, aber auch Erwachsene, zum Beispiel Senioren aus dem Ort.

Bürgerbus mit ehrenamtlichen Fahrern

Insbesondere letztere fragten immer wieder nach, ob der Verein das Angebot, das an acht Montagen stattgefunden hatte, nicht weiterführen wolle, erzählt Silke Müller-Zimmermann. „Aber für uns als Verein allein ist das nicht zu schaffen, denn die Organisation ist doch recht aufwendig. Da müsste schon auch die Gemeinde dahinter stehen.“ Der Verein, so sagen die beiden Vorsitzenden, hätte sich von kommunaler Seite insgesamt mehr Rückendeckung für das Projekt erhofft.

Buchstäblich rund läuft hingegen das „Happy Taxi“, das der Verein mit dem örtlichen Seniorenrat gestartet hat. Der Bürgerbus, ein durch einen Elektromotor angetriebener Siebensitzer mit einem Pool an ehrenamtlichen Fahrern, transportiert von Montag bis Freitag jene Passagiere von zu Hause zum Arzt, zum Einkaufen oder zur Bücherei, die nicht selbst Auto fahren können. Das Angebot ist kostenlos, Spenden sind aber willkommen. Fahrtwünsche müssen bis spätestens einen Tag vorher beim Rathaus angemeldet werden, das die Termine koordiniert. Ein Ziel sei es nun, dass der Bürgerbus in Zukunft auch am Wochenende fahre, sagt Sabine Löchelt: „So bekommen die Leute die Möglichkeit, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen.“

Workshops, Gemeinschaftsgarten und Upcycling

Förderung:
Das Programm „Vielfalt gefällt – Orte des Miteinanders“ geht auf eine Initiative der Baden-Württemberg Stiftung und der Allianz für Beteiligung zurück. Gefördert werden Projekte, deren Kern die Begegnung und das Miteinander unterschiedlichster Gruppen sind. Ziel ist es auch, einer Ausgrenzung und Diskriminierung von geflüchteten Menschen zuvorzukommen.

Projekte:
Der Verein Weissach Klimaschutz konkret hat für seine Projekte eine Anschubfinanzierung von 30 000 Euro erhalten. Die Förderung ist nun zu Ende, aber auch in Zukunft gibt es unter dem Motto „Happy Learning“ kostenlose Workshops, etwa zum Thema Upcycling, außerdem das „Happy Taxi“, einen Bürgerbus in Kooperation mit dem Seniorenrat, oder das „Happy Gardening“ im Gemeinschaftsgarten hinter dem Vereinszentrum in der Welzheimer Straße in Unterweissach.