Die Ausstellung im Weissacher Rathaus zeigt das Schaffen des Künstlers Fero Freymark. Foto: /Simon Granville

Der Förderkreis Kultur in Weissach veranstaltet eine Ausstellung mit Bildern und Skulpturen des Architekten, Bildhauers, Zeichners und Malers Fero Freymark.

Der künstlerische Weg von Fero Freymark führt von einer handgroßen Weihnachtskarte, einem Holzschnitt aus dem Jahr 1964 bis zu zwei rabenschwarzen Holzskulpturen zum Thema Ukraine-Krieg. Unter dem Titel „Rückblick – Ausblick“ sind ab Donnerstag Arbeiten Freymarks im Rathaus Weissach zu sehen.

Der kleine Holzschnitt eröffnete dem Künstler damals die Chance, an der TU in München neben dem Studium der Architektur die Fachklasse Skulptur bei Professor Fritz Koenig zu besuchen. Zeichnerisches Talent und handwerkliche Fähigkeiten öffneten ihm die Tür für sein weiteres Leben nicht nur als Architekt, sondern vor allem als Künstler. Wenn man so will, ein Doppelleben, später auch zwischen Deutschland und Frankreich. Die Ukraine-Skulpturen, abstrahierende Darstellungen der zerschossenen Häuser, zeugen von Fero Freymarks Haltung zum aktuellen Krieg. Er ist bewegt und erinnert sich an die eigene Flucht aus einer glücklichen Kindheit bei der Großmutter in Westpommern ins Ruhrgebiet zu den Eltern.

Das Interesse für Randgruppen der Gesellschaft und eine künstlerische Idee führte Freymark 2005 zu einem Workshop mit Gefangenen in die JVA Heimsheim. Er übernachtete selbst in der Zelle, suchte den menschlichen Kontakt, bevor die meterhohe Stahlskulptur mit den verschachtelten Stühlen im Innenhof des Gefängnisses entstand. Studien zu dieser Arbeit sind jetzt in der Ausstellung in Weissach zu sehen.

Kunst und Architektur als Einheit

Im Jahr 1958, also noch vor seinem Doppelstudium in München, begegnete Fero Freymark als Praktikant an der „Bauhütte“ am Neubau des Stadttheaters Gelsenkirchen unter anderen den damals noch unbekannten Künstlern Jean Tinguely und Yves Klein. In dieser legendären Arbeitsgemeinschaft, in der alle ganz eng zusammenwirkten, erfuhr Fero Freymark aus erster Hand vom Zusammenspiel aller Künste und der untrennbaren Einheit von Kunst und Architektur. Der Traditionslinie des Weimarer Bauhauses folgend, erkannte er die Bedeutung des Handwerklichen für die Kunst und erwarb sich in den Folgejahren Fähigkeiten als Maurerpraktikant und Schreinergehilfe sowie Erfahrungen in der Gießerei im Ausland und in Deutschland. 2019 entstand anlässlich des 100. Geburtstags des Bauhauses der dreiteilige Bildzyklus „Rot-Blau-Gelb“ – Collagen mit den Grundfarben, die man auch in Freymarks außergewöhnlichem Wohnhaus in Weissach entdecken kann.

Bei einer spontanen Reise in die Provence begegnet Fero Freymark 1973 dem Schriftsteller Gabriel Guignard, mit dem er unter anderem in die Steinbrüche der Umgebung wandert. Hier wird die Begeisterung für die Strukturen der geschichteten Steine im mediterranen Licht geweckt, die sein Kompositionsthema von der Zeichnung bis hin zum skulpturalen Werk werden. 1984 errichtet er mit heimischen Handwerkern aus Ruinenresten sein Atelierhaus „Blauer Lindenbaum“ in Gordes, ein Name in Erinnerung an Chagall, der 1944 in der Nachbarschaft versteckt wurde. Die Verwandlung des rohen Kalkgesteins in Skulpturen wird zum Lieblingsthema Freymarks, und es entstehen zahlreiche zeitlose Meisterwerke, wie es beispielhaft die Arbeit „Steinbruch Gordes“ in der Ausstellung zeigt.

Vom Punkt zur Linie und zur Fläche

Von 1989 an bis zum Verkauf des Atelierhauses im Jahr 2000 und darüber hinaus finden in Frankreich Fero Feymarks Mal- und Zeichenkurse statt, parallel und zeitlich versetzt lehrt er „Freies Zeichnen“ an der Fachhochschule Heidelberg. Vom Punkt zur Linie und zur Fläche und dann in den Raum – so wachsen die Zeichnungen des Weissacher Künstlers auch zu seinen kleinen und großen Metallskulpturen, von der Bronze „Durchblick“ bis zum großen „Baum“ aus Cortenstahl vor der Strudelbachhalle. Er folgt weiter der Traditionslinie der Klassischen Moderne und wird 2008 mit der „Medaille de Bronce“ im Salon des Artistes Français im Grand Palais Paris ausgezeichnet, ein Jahr später gleich noch einmal mit einer Goldmedaille für Malerei.

Die treibt ihn auch weiterhin an. In seinem Atelier in der alten Ölmühle im Strudelbachtal stehen Fläschchen und Gläser mit allerlei Pigmenten aus zerriebenen Steinen, die der Künstler malerisch einsetzen kann. Ein Aufenthalt an der Ostsee inspiriert ihn dann zu fein abgestuften geometrischen Meeresbildern in Grün und Blau. Sie vermitteln Ruhe und Stille in einer hektischen Welt. Auch in der Ausstellung laden sie zum Verweilen ein.

Die Vernissage zur Ausstellung „Rückblick – Ausblick“ ist am Donnerstag, 23. März, um 19 Uhr im Rathaus Weissach. Die Schau ist bis 27. April geöffnet.