Uwe und Annette Schmid am Ziel ihrer Wünsche: Auf dem Cannstatter Wasen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Aller guten Dinge sind drei: Zweimal haben die Gastronomen Uwe und Annette Schmid den Sprung nach Stuttgart versucht. Zweimal hat es nicht geklappt. Nun haben sie es geschafft und dürfen mit ihrer Schmids Wasen-Alm aufs Cannstatter Volksfest.

Stuttgart - Cowboy, Fußballer, Feuerwehrmann, Astronaut, das wollten die anderen Kinder werden; Uwe Schmid war das zu gewöhnlich, er wünschte sich einen spannenderen Beruf: Wasenwirt. Nun hat es der 49-jährige Gastronom aus Beutelsbach im Remstal geschafft und sich seinen „Kindheitstraum“ verwirklicht. Er hat die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart von seinem Konzept überzeugt und darf beim nächsten Volksfest (25. September bis 11. Oktober) Schmids Wasen-Alm aufbauen.

Branchenüblich verspricht er „tolles Ambiente, super Stimmung, gute Musik und nur das Beste für den Gaumen“. Das versprachen die Vorgänger vom Württemberghaus auch, sie redeten von „Gastlichkeit auf höchstem Niveau, Speisen in bester Qualität und Stimmung, die von Herzen kommt“. Wirt Marco Grenz, Gesicht eines Investorenteams, sagte 2012: „Wir müssen überzeugen und so gut sein, dass wir in zwei Jahrzehnten noch dort sind.“ Aus den 20 Jahren wurde ein einziges.

Grenz wollte aus privaten Gründen nicht mehr der Wirt sein. Und bei seinen Kompagnons vermisste die Stadt nach dem Premierenjahr das „gehobene Konzept“ und ließ sie nicht mehr auf den Wasen. Denn wegen jenes versprochenen „gehobenen Konzepts“ hatte man ja Henny Stamer nach 40 Jahren geschasst und das Weinzelt Grenz und Co. anvertraut.

Dem sollte kein Schnellschuss mehr folgen. Zwei Jahre ließ sich in.Stuttgart Zeit mit der Suche nach einem Nachfolger, nun glaubt man den Richtigen unter den beiden Bewerbern ausgewählt zu haben. in.Stuttgart-Chef Andreas Kroll: „Wir sind sicher, dass die Familie Schmid das Konzept Wein und Eventzelt mit Leben füllen wird.“ Aber natürlich sei es eine Herausforderung, und „es gehört viel Mut dazu“.

Seit Jahren Wirte beim Weindorf

Die Schmids treten also ein schweres Erbe an. Doch sie wissen um die Fallstricke des Geschäfts. Weil sie nur einen Vertrag für ein Jahr bekommen, werden sie ihre Alm nicht selbst bauen, sondern von der Münchner Firma Pletschacher mieten. 1100 Sitzplätze innen wird sie haben, 150 Sitzplätze außen. Zu Essen gibt es Schwäbisches und Italienisches, etwa Linsen, Spätzle und Saiten für 12,90 Euro oder Gamberoni Gambas für 20,50 Euro. Das Dinkelacker gibt’s nur als Halbe, nicht als Maß. Weine anbieten möchte Schmid von Prädikatsweingütern aus dem Land sowie von der Remstalkellerei.

Mit den benachbarten Wengerten arbeitet er seit Jahren zusammen. 1992 übernahmen die Schmids den Armen Konrad in Beutelsbach, den sie 2009 zum italienischen Restaurant Incontro ummodelten. Seit 1998 betreiben sie ebenfalls in Beutelsbach den Landgasthof zum Löwen. Daneben haben sie einen Partyservice, waren lange beim Stuttgarter Sommerfest dabei und sind beim Stuttgarter Weindorf seit Jahren als Remstal-Schmid eine Marke. „Wir haben dort 550 Sitzplätze“, sagt Schmid, „und sind eine der größten Lauben.“ Deshalb empfindet er den Sprung zum Volksfest als nicht so gewaltig.

Er hat sich ja bereits Größeres zugetraut. Die Gastronomie des Mercedes-Museums wollte er übernehmen, dort wurde ihm Sarah Wiener vorgezogen. Als Dinkelacker-Schwabenbräu 2008 einen Nachfolger für Wirt Alexander Laub suchte, bewarb sich auch Uwe Schmid. Zwar bekam Michael Wilhelmer den Zuschlag, doch die Brauerei fand Schmids Bewerbung bemerkenswert. Man blieb in Kontakt.

Verkaufsdirektor Til Odenwald: „Jetzt haben wir ans Thema Wasen einen Knopf drangemacht.“ Es gebe auf dem Volksfest neben den sieben Bierzelten mit dem Cannstatter Oberamt nur ein traditionelles Weinzelt, „deshalb sind wir sicher, dass ein Weinzelt moderner Prägung gut funktionieren wird“. Das dachten die Vorgänger auch. Doch Uwe Schmid ist sich sicher, dass seinem Traum kein böses Erwachen folgt.

Frühlingsfest

Das 77. Stuttgarter Frühlingsfest beginnt am 18. April und endet am 10. Mai 2015. 240 Schausteller, Marktkaufleute und Festwirte werden auf dem Wasen ihre Buden, Fahrgeschäfte und Zelte aufbauen.

Beim Frühlingsfest sind drei Festwirte dabei. Sie werden in diesem Jahr mehr Plätze anbieten. Hans-Peter Grandl erweitert von rund 4200 Plätzen auf 4500 Plätze. Karl Maier vom Göckelesmaier hat einen größeren Biergarten für rund 700 Gäste. Das Festzelt selbst hat 3100 Plätze. Die Familie Weeber betreibt den Wasenwirt: Sie hat ihr Festzelt um fünf Meter verlängert, was 200 Plätze mehr bedeutet.

Der Bierpreis ist dieses Jahr wieder gestiegen. Beim Frühlingsfest kostet die Maß Bier in den Zelten bis zu 9,40 Euro. Im Vorjahr lag der Spitzenpreis noch bei 9,10 Euro. Auch für das halbe Göckele muss man mehr zahlen, im Vorjahr kostete es bis zu 9,50 Euro, heuer sind es 9,90 Euro.

Bei den Fahrgeschäften sind unter anderen dabei: Höllenblitz, Alpina-Bahn, Große Wildwasserbahn, Hot Shot, Geisterbahn Haunted Mansion, die Wilde Maus, Breakdance, Revolution.