Die beiden aktuellen Weinhoheiten am Kellertor über Schnait. Königin Kim Würthele (links) und Prinzessin Carolin Mayer Foto: Jan Potente

Die Weinstädter Weinhoheiten Kim Würthele und Carolin Mayer danken im Sommer ab. Für ihre Nachfolge sucht die Stadt Bewerber – auch männliche können sich melden. Einen Einblick, was auf diese zukommt, geben die noch amtierenden Weinmajestäten.

Kim Würthele und Carolin Mayer strahlen mit den funkelnden Strasssteinen ihrer Krönchen um die Wette. Seit zweieinhalb Jahren geben sie als Weinkönigin und Weinprinzessin der Stadt als Weinbau-Kommune ein Gesicht. Damit sind die beiden Hoheiten ein halbes Jahr länger als eigentlich üblich in Amt und Würden und später als geplant. Die Coronapandemie und ihre Nachwirkungen haben die Weinstädter Weindynastie etwas durcheinander gewirbelt, wie der städtische Kulturamtsleiter Jochen Beglau berichtet. So wurden Würthele und Mayer auch erst 2022 statt 2020 gekrönt – und zwar beim ersten Sommerfest im Bürgerpark Grüne Mitte. Denn das traditionelle Weindorf, auf dem ihre Vorgängerinnen zu Beginn der Weinsaison inthronisiert wurden, gab es nicht mehr. Würthele und Mayer konnte all das ihre Motivation nicht nehmen. Charmant lächeln sie derartige Widrigkeiten weg.

 

Amtsmüde sind sie auch längst noch nicht. Trotzdem werden sie im Sommer abdanken. Daher sucht die Stadt jetzt Bewerber für ihre Nachfolge. Was müssen potenzielle Thronerben mitbringen? „Wissen über Weinstadt und ein Grundverständnis von Wein“, antwortet Mayer. „Und Motivation den Weinbau zu repräsentieren“, ergänzt Würthele. Für Beglau zählt derweil vor allem die Freude am Amt, am Weinbau und die Fähigkeit dies weiterzugeben, wie er mit Blick auf die amtierenden Weinhoheiten erklärt, die sich liebreizend lächelnd als eloquente Gesprächspartnerinnen auch bei diesem Pressetermin beweisen.

Wer will erster Weinkönig werden?

Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Traditionell seien es bisher hätten das Amt zwar bisher immer junge Damen ausgeübt, sagt Beglau: „Aber wir sind da offen.“ Wer sich also berufen fühlt, Weinstadts erster Weinkönig beziehungsweise -prinz zu werden, kann sich ebenfalls bewerben. Ein Altersgrenze nach oben gibt es auch nicht. Einzig das Mindestalter ist mit 18 Jahren festgelegt, und die Anwärter müssen in Weinstadt leben oder zumindest dort aufgewachsen sein und in unmittelbarer Umgebung wohnen.

Auf Würthele und Mayer trifft beides zu. Gebürtig aus Schnait beziehungsweise Gundelsbach sind sie als Weinstädter Eigengewächse zwischen Rebenhängen groß geworden und der Stadt als Wohnort treu geblieben. Damit beantwortet sich für sie auch schon die Frage, wie sie mit dem Weinbau verbunden sind. „Wer aus Weinstadt kommt, kommt am Weinbau nicht vorbei“, sagt Würthele, die angefixt von ihrem Amt inzwischen selbst unter die Weinbauern gegangen ist.

Was macht eine Weinhoheit beruflich?

Zusammen mit ihrem Chef habe sie vor rund einem Jahr einen kleinen Weinberg gepachtet, erzählt die 25-jährige Immobilienmaklerin. Der erste Jahrgang Trollinger davon lagere bereits bei einem örtlichen Weingut, das den selbst gelesenen Rebensaft für sie ausbaue. Für Mayer, die als Grundschullehrerin arbeitet, ist es derweil von Kindesbeinen eine Selbstverständlichkeit, dass sie bei der Lese im Familienwengert mithilft, den ihr Vater im Nebenerwerb bewirtschaftet. Umgekehrt habe sie ihre Familienangehörigen als Fahrdienst für ihr Ehrenamt als Weinprinzessin nun eingespannt, erzählt die 26-Jährige lachend.

Wie voll ist der Terminkalender?

Wie voll ist denn der Terminkalender einer Weinstädter Weinhoheit? Die Termine hielten sich in Grenzen, berichten die Majestäten aus ihren Erfahrungen. Gesetzt seien lediglich die Kirben in Schnait und Beutelsbach und der Ratstrunk im Stiftshof am 1. Juli, in dessen Rahmen die Krönung der neuen Weinroyalitäten stattfindet. Darüber hinaus werden die Hoheiten bei Veranstaltungen von Weingütern und örtlichen Vereinen angefragt. „Wir versuchen alles anzunehmen, wenn wir Zeit haben“ – so unter anderem auch die Einladung der französischen Partnerstadt Parthenay voriges Jahr zu deren historischem Festumzug, einem der Highlights ihrer Amtszeit. Nebenbei haben Würthele und Mayer noch genug Zeit gefunden, einen eigenen Social-Media-Account ins Leben zu rufen, in dem sie beispielsweise örtliche Weingüter vorstellen und Clips von der Weinlese posten.

Und was würden sie ihren Nachfolgerinnen oder Nachfolgern auf den Weg geben? „Seid offen, und lasst es auf euch zu kommen“, rät Würthele. „Habt Spaß an der Sache. Nicht verkopfen und Reden schreiben, sondern auf der Bühne einfach darauf losquatschen und den Augenblick genießen“, fügt Mayer hinzu, „und vergesst nie das Krönchen.“

Bis 18. Mai melden

Bewerbung
Wer Weinstädter Weinhoheit werden möchte, kann sich bewerben bis zum 18. Mai per E-Mail an stadtkultur@weinstadt.de. Fragen dazu beantwortet das Kulturamt unter der Telefonnummer (0 71 51) 6 93-3 13.