In Großheppach wird laut Schulamtschefin das Ganztagsangebot angenommen,. Foto: Eppler

Nur etwa ein Viertel der Grundschulen im Kreis bieten eine Ganztagsbetreuung. Die Leiterin des Schulamtes in Backnang erklärt, woran das liegt.

Weinstadt - Rems-Murr-Kreis - Mit einem großen Einweihungsfest hat die Stadt Weinstadt jüngst nochmals den Umbau und die Erweiterung der Friedrich-Schiller-Grundschule in Großheppach zur Ganztagsschule gefeiert, nachdem diese ihren Betrieb bereits zum Schuljahr 2017/18 aufgenommen hat. Damit bieten nun 23 von 85 Grundschulen im Rems-Murr-Kreis ganztägig Unterricht an. Für Sabine Hagenmüller-Gehring ist dies lediglich der Anfang einer sich verändernden Schullandschaft. „Es gibt einen Widerspruch zwischen dem Wunsch der Eltern und dem, was pädagogisch sinnvoll wäre“, sagt die Leiterin des Staatlichen Schulamtes Backnang. Sie hätte für viele Schulen gerne einen Ganztagsbetrieb, insbesondere wenn diese ein Einzugsgebiet mit benachteiligten Kindern haben. Doch die Umsetzung sei schwierig.

Eltern erwarten eine hohe Flexibilität der Angebote

Weshalb? Erwarten Eltern nach der Ganztagsbetreuung ihres Nachwuchses in einer Kindertagesstätte dies nicht auch von der Schule? Dem sei nicht so, antwortet die Schulrätin, zumindest nicht, wenn Schulen den Bedarf für eine Ganztagsschule erhöben. „Die Eltern wollen Betreuung, aber bedarfsorientiert, so wie sie diese brauchen. Diese große Flexibilität, die gegenüber den Eltern aufgebracht werden muss, ist das, was den Schulleitungen Kopfzerbrechen bereitet. Auch die Kommunen ringen sehr um die richtige Schulform, um Eltern nicht zu verprellen“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring . Die geforderte Flexibilität sei auch der Grund, weshalb es im Rems-Murr-Kreis im Vergleich zu anderen Landkreisen rundum relativ wenige Ganztagsschulen gebe. Denn die Eltern bevorzugten Hort- und Kernzeitangebote. In Backnang habe man früh auf diese Betreuungsformen gesetzt – mit dem Ergebnis, dass es dort nun keine einzige Ganztagsschule gebe.

Dabei biete eine Ganztagsschule ganz viele Vorteile, findet Hagenmüller-Gehring: „Es steht mehr Lernzeit zur Verfügung.“ Zudem gebe es durch die rhythmisierte Gestaltung Phasen der Anstrengung und der Entspannung. So finden zwischen den Unterrichtsstunden immer wieder auch andere Angebote statt, wie etwa Musizieren oder Töpfern. Wobei mitunter auch Vereine eingebunden würden. Da zudem Hausaufgaben gemacht und die Schulsachen für den nächsten Tag gepackt würden, könne dies Familien entlasten. Diese Vorteile gelte es den Eltern zu vermitteln. Der Rektorin der Großheppacher Friedrich-Schiller-Schule sei dies gelungen. „Frau Fortanier hat ganz stark die Eltern einbezogen und so Akzeptanz geschaffen.“

OB Scharmann. Wahlfreiheit der Schulform ist wichtig

4,9 Millionen Euro hat die Stadt Weinstadt in den Umbau investiert, wobei sie vom Land eine Förderung von 900 000 Euro erhielt. „Gerade weil es sich bei den Investitionen um erhebliche Summen handeln wird, ist ein ganzheitlicher, umfassender und auf fundierten Zahlen basierender Beteiligungs- und Entscheidungsprozess mit einer langfristigen Perspektive so wichtig“, sagt dazu der Oberbürgermeister Michael Scharmann. Neben der Großheppacher Schule bietet auch die Silcherschule in Endersbach einen Ganztagsbetrieb an. Für die übrigen Grundschulen in Weinstadt solle die Frage nach der Schulform in Beratungsprozessen geklärt werden. Dabei sei es für die Stadt Weinstadt grundsätzlich wichtig, dass die Wahlfreiheit der Schulform erhalten bleibt: „Nicht jeder braucht Betreuung und Unterricht über den ganzen Tag. Das muss auch beachtet werden.“

In offener Form – wie Scharmann dies propagiert – sei es ungleich schwerer, den pädagogischen Alltag zu gestalten als in gebundener, wenn alle Kinder Ganztagsunterricht haben, merkt indes Hagenmüller-Gehring an. Sie setzt darauf, dass die Zeit die Veränderung der Schullandschaft vorantreibt, wenn Eltern Erfahrungen mit Ganztagsschulen machen. In Weissach im Tal etwa hätten sich ebenfalls viele Eltern eine Ganztagsschule nicht vorstellen können, jetzt bekomme diese aber Zulauf.