Die Häuser oberhalb von Beutelsbach liegen idyllisch – stehen aber seit Jahren leer. Foto: Gottfried Stoppel

Das ehemalige Jugendheimgelände liegt seit Jahren brach. Immer wieder überraschte der Eigentümer Thomas Barth mit neuen Plänen. Nun gibt es eine Einigung. Aber noch sind nicht alle Hürden genommen.

Weinstadt - Große Pläne hat der Unternehmer Thomas Barth mit dem Schönbühl gehabt. Eine grüne Modellsiedlung mit 40 sogenannten Plusenergiehäusern, die mehr Energie produzieren, als sie selbst verbrauchen, wollte er auf dem rund 40 Hektar großen ehemaligen Jugendheimgelände bauen, zu dem auch 30 Hektar landwirtschaftliche Flächen sowie der benachbarte Saffrichhof gehören.

Das war 2014, als er das Areal dem Kommunalverband für Jugend und Soziales abkaufte und es dabei der Stadt Weinstadt, die eine Frist für ihr Vorkaufsrecht versäumte, vor der Nase wegschnappte. Zwischenzeitlich entwarf der Kaisersbacher alternative Pläne. Etwa nach dem Vorschlag einer von ihm beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Bau von bis zu 250 Wohneinheiten oder ein Projekt für Autisten. Grün soll es nun auf der oberhalb des Weinstädter Ortsteils Beutelsbach gelegenen Anhöhe werden.

Gegen einen sechsten Stadtteil

Nach jahrelangem Ringen, wobei Barth Weinstadt Blockadepolitik vorwarf, setzt die Stadt ihre Vorstellungen jetzt durch. Der Baubürgermeister Thomas Deißler hatte bereits 2018 im Gespräch mit unserer Zeitung durchblicken lassen, wo die Reise für das Gelände seiner Meinung nach hingehen sollte: zu einer Renaturierung. Denn der Schönbühl als sechster Stadtteil habe seiner Ansicht nach keinen Sinn, wie Deißler damals erklärte, weil es dort weder eine technische noch eine soziale Infrastruktur gebe. „Wir wollen mit der Infrastruktur im Tal bleiben“, sagte er. Zumal man aufgrund des Landschaftsschutzgebiets auf dem Schönbühl das Sondernutzungsgebiet für das Jugendheim, das von 1866 bis zu seiner Schließung 2012 dort gut 150 Jahre lang Bestand hatte, nicht durch ein Wohngebiet ersetzen wolle.

Allerdings ergebe aus Gründen der Rentabilität auch ein Abbruch allein keinen Sinn, sagt Deißler nun. Deswegen will man auf einem kleinen Teilbereich südlich des Saffrichhofs zusätzliche Wohnbauten zulassen. Dem Bebauungsplanvorentwurf für elf Einzelhäuser mit maximal je zwei Wohneinheiten stimmte der Gemeinderat zu, auch einer nachträglichen Änderung für den Noch-Eigentümer Thomas Barth. Denn Barth, seit mehr als 50 Jahren in der Immobilienwirtschaft tätig, weiß zu pokern. Und so hat er in Verhandlungen mit dem Baubürgermeister eine Vergrößerung des Plangebiets am nördlichen Rand für ein extra Grundstück für sich herausgeschlagen. Damit misst das Baugebiet nun knapp 7,5 Hektar. Kaufen müsse Barth das Grundstück wie alle anderen künftigen Eigentümer nach dem Modell des kommunalen Zwischenerwerbs, erklärt Deißler. Das heißt, die Stadt kauft ihm zunächst den Schönbühl ab und veräußert die vereinbarte Baufläche dann wieder an ihn.

Was hat Barth damit vor? „Ich werde natürlich ein Plusenergiehaus bauen, etwas anderes kann man heutzutage ja gar nicht machen“, antwortet Barth vor dem Hintergrund des Klimawandels. In „sehr reduzierter Form“ wolle er es für sich als „älteren Herren“ errichten. „Das wird wohl das letzte Haus sein, das ich baue“, sagt der Endsiebziger, der seine Geschäfte im kommenden Jahr an seine Kinder übergeben will.

Wenig verdichtet – und an den Hang geschmiegt

Als „Kompromisslösung“ bezeichnet Barth den Deal mit der Stadt. „Damit ist für mich das Kapitel Schönbühl abgeschlossen.“ Gefragt, wie es ihm damit gehe, da seine Pläne für eine ökologische Modellsiedlung auf dem Schönbühl jetzt wohl endgültig zerschlagen sind, antwortet Barth: „Es stimmt mich traurig, dass man solche Zukunftsgedanken nicht umgesetzt bekommt. Aber ich bin ohne Groll.“ Bürgermeister Deißler gönne er den beruflichen Erfolg, durch die Renaturierung des Schönbühls der Stadt Ökopunkte für Bauvorhaben der Stadt im Tal zu sichern.

Deißler denkt derweil schon darüber nach, wie die Stadt die Zügel für den Schönbühl nach dem Wiederverkauf am besten auch weiterhin in der Hand behalten kann. „Aus meiner Sicht ist ein Verkauf an Bauherren der Übergabe an einen Bauträger vorzuziehen“, erklärt der Bürgermeister. So könne man mit diesen direkt über ihre Pläne sprechen. Wenig verdichtet mit großzügigem und barrierefreiem Erdgeschoss und nur eineinhalbgeschossig sollten die neuen Häuser seiner Meinung nach sein, um sich „an den Hang anzuschmiegen“. Dazu möchte Deißler mit dem Gemeinderat eine „Zielgruppendiskussion“ führen. Vorstellbar sei „anspruchsvolles Wohnen“ oder auch Raum für Senioren. Der nächste Schritt sei indes jetzt erst einmal, Fachbehörden und die Öffentlichkeit im Zuge des Bebauungsplanverfahrens einzubinden.